Pressekonferenz am Freitag DFL schweigt zu TV-Rechten
27.11.2008, 09:35 UhrIm Millionen-Poker um die TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga werden am Freitag die Karten auf den Tisch gelegt. 28 Tage nach der offiziellen Ausschreibung der 37 Rechtepakete ab der Saison 2009/2010 soll auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) endgültig das Paket geschnürt und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Aller Voraussicht nach wird der Ball wie bisher in erster Linie beim Pay-TV-Sender Premiere und der ARD rollen.
Die DFL-Bosse um Geschäftsführer Christian Seifert sitzen zu Stunde mit den 19 verbliebenen Bietern zu einer letzten Verhandlungsrunde zusammen. Und obwohl sich alle Beteiligten maximale Geheimhaltung auferlegt haben, mehren sich die Anzeichen, dass die Profiklubs künftig den Gürtel enger schnallen müssen.
409 Millionen Euro hatte die Liga in der vergangenen Saison mit der Inlands-TV-Vermarktung verdient. Sollte beim neuen Abschluss erneut die vier vorne stehen, dürfte sich die DFL-Geschäftsführung kräftig auf die Schulter klopfen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung ist der Deal bereits perfekt. Demnach soll Premiere erneut die Pay-TV-Rechte erhalten. Die Erstverwertungsrechte der Samstagspiele im Free-TV sollen weiter bei der ARD und damit bei der Sportschau liegen, die der Sonntagsspiele beim DSF.
"Salami"-Spieltage
Die Verhandlungsposition der DFL-Geschäftsführung war nach der Torpedierung des bereits perfekten 500-Millionen-Euro-Deals mit der Kirch-Tochter Sirius deutlich geschwächt. Auch die Finanzprobleme beim Pay-TV-Sender Premiere, in den vergangenen Jahren der größte Geldgeber, dürften in der DFL-Zentrale keinen Jubel ausgelöst haben. So verwundern die jüngsten Gerüchte kaum, denen zufolge sich die Gebote angeblich bei 370 Millionen Euro eingependelt haben.
Das Kartellamt hatte die dringende Empfehlung ausgesprochen, samstags Spieltags-Zusammenfassungen im frei empfangbaren Fernsehen vor 20.00 Uhr zu senden. Anderenfalls sei eine Zentralvermarktung nicht akzeptabel. Daraufhin versuchte die Liga, den Pay-TV-Bietern noch größtmögliche Exklusivität zu bieten. Die Fußball-Fans müssen sich deshalb auf "Salami"-Spieltage einstellen.
Angedacht ist künftig ein Live-Spiel am Samstagabend um 18.30 Uhr unter Umständen parallel zur Ausstrahlung der Zusammenfassung von den Nachmittagsbegegnungen in der ARD-Sportschau oder einem ähnlichen Format bei einem Konkurrenzsender. Außerdem sollen die beiden Sonntagsspiele nicht mehr um 17.00 Uhr, sondern versetzt um 15.30 beziehungsweise 17.30 Uhr angepfiffen werden. Zudem ist die Einführung von zwei Zweitligaspielen am Samstag um 13.00 Uhr geplant.
Kein orientalischer Basar
Sollten der Liga die letzten Gebote zu niedrig sein, hält sie sich ein Hintertürchen offen. Aus formalen und juristischen Gründen lud die DFL außer zur Mitgliederversammlung am Freitag die 36 Profivereine auch zu einer weiteren am kommenden Mittwoch ein, betonte aber gleichzeitig, dass sie davon ausgehe, dass am Freitag die Präsentation der Zahlen erfolgen werde. Dennoch lässt auch diese Vorsichtsmaßnahme darauf schließen, dass die bisherigen Angebote die zuletzt erzielte Summe nicht erreichen.
Eine weitere Verschiebung will die Liga aber vermeiden, denn sie ist der Spiegelfechterei müde. In ihren Augen sollen Vertragsverhandlungen nicht zu einem orientalischen Basar verkommen, wo erst Schein-Angebote vorgelegt werden, um dann nach langem Palaver eine Entscheidung herbeizuführen. Bei der letzten Runde stieg beispielsweise die ARD mit 70 Millionen Euro ein, um dann bei 90 Millionen zu enden.
Klar ist, dass die Bäume für den deutschen Fußball nicht in den Himmel wachsen. Deshalb ist eine Kernfrage: Soll für drei oder vier Jahre abgeschlossen werden? Für alle Pakete wurden beide Möglichkeiten offeriert. Die Liga möchte nach drei Jahren wieder Handlungsfreiheit haben. Die Käufer (Fernsehen, Internet, Mobilfunk, Rechtehändler) wünschen dagegen Planungssicherheit. Alle 19 verbliebenen Anbieter haben Angebote für beide Varianten abgegeben. Insgesamt 36 hatten die DFL-Unterlagen angefordert.
Quelle: ntv.de