Dienstaufsichtsbeschwerde DFL und DFB gegen Kartellamt
27.02.2008, 13:05 UhrDie Durchsuchung der Räume des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sowie der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt am Main durch Beamte der Kriminalpolizei und des Bundeskartellamtes wird ein Nachspiel haben. Während der DFB rechtliche Schritte einleiten will, beharrt das Kartellamt auf der Rechtmäßigkeit der Aktion.
"Wir schalten einen Anwalt ein. Wir wollen alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um uns gegen diese Vorgehensweise zu wehren", erklärte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Konkret prangert der DFB die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahme an und will eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die beteiligten Behörden einreichen. "Das sind wir unseren sechs Millionen Mitgliedern schuldig", sagte Niersbach.
Das Kartellamt in Bonn wies die Kritik zurück und schloss einen ähnlichen Imageschaden wie im Falle der Stiftung Warentest aus. Die Warentester hatten vor der Fußball-WM 2006 die Sicherheitsstandards einiger Stadien kritisiert und sich damit anschließend dem Verdacht populistischer Äußerungen ausgesetzt.
"Anders als die Stiftung Warentest sind wir eine rechtsanwendende Behörde. Wir müssen solchen Hinweisen nachgehen", sagte Kartellamts-Sprecherin Silke Kaul und reagierte gelassen auf mögliche juristische Folgen: "Wir verlieren auch mal Fälle vor Gericht. Sollten wir uns getäuscht haben, dann werden wir uns in aller Öffentlichkeit hinstellen und uns entschuldigen. Wir sehen das sportlich."
Auch die drohende Dienstaufsichtsbeschwerde schreckt die Behörde nicht. "Im Falle von Dienstaufsichtsbeschwerden müssen sich DFB und DFL mit dem Amtsgericht Bonn auseinandersetzen. Dort hat man entschieden, dass unsere Informationen für einen Durchsuchungsbeschluss ausreichen", so Kaul.
Am Dienstag hatten auf Beschluss des Amtsgerichtes Bonn die Beamten die Räume des DFB sowie der DFL durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt, die in den nächsten Tagen und Wochen ausgewertet werden sollen. Die Aktion wurde im Rahmen eines gegen DFB und DFL eingeleiteten Ordnungswidrigkeiten-Verfahrens wegen "des Verdachts wettbewerbsbeschränkender Absprachen" durchgeführt.
Hintergrund ist ein Artikel der "Sport Bild" aus dem Frühjahr 2007, in dem über den Konflikt zwischen Bundesligist Bayer Leverkusen und dem DFB um den Leverkusener Sponsor RWE berichtet wurde. Niersbach erklärte dazu, dass dieser Konflikt schnell bereinigt wurde und es dann zum Zitat von DFB-Präsident Theo Zwanziger gekommen sei, "bei dem er sagte, dass man sich da in Zukunft besser abstimmen müsse".
Diese Abstimmung, für die laut Kartellamt eigens eine Arbeitsgruppe eingesetzt wurde, hält Niersbach für legitim: "Es wurde missachtet, dass wir in Partnerschaft mit dem Ligaverband leben. Der Ligaverband ist Teil des DFB. Dass dabei auch Rechte übertragen werden, ist normal und gehört zu unseren Geschäftsvorgängen."
Diesen Einwand weist das Kartellamt zurück. "Das sind juristisch gesehen verschiedene Unternehmen. Und die Unternehmen müssen auf dem Markt für Sponsoren miteinander konkurrieren. Darüber wachen wir", betonte Kaul, deren Behörde nun feststellen will, wofür genau die DFB/DFL-Arbeitsgruppe gegründet wurde. Wenn Mechanismen ausfindig gemacht werden, die gegen das Kartellrecht verstoßen, droht dem DFB ein Bußgeld in Millionenhöhe.
Für Niersbach sind die Nachforschungen des Kartellamts dagegen völlig unbegründet: "Es gab immer schon Nachfragen von Institutionen bei uns, und auch das Kartellamt ist natürlich legitimiert. Aber die Akten, die beschlagnahmt wurden, hätte ich ihnen kopieren und faxen können. Die Akten haben aus unserer Sicht null Brisanz."
Niersbach wird auch von der Spitze des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) unterstützt. "Ich finde das Vorgehen des Kartellamts absurd. Der Fußball ist eine Einheit, und die DFL ist ein Teil dieser Einheit unter dem Dach des DFB. Da gibt es kein Konkurrenz-Verhältnis, was man auch aus dem Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL ersehen kann. Auch die Nationalmannschaft wird doch erst möglich, weil die Liga die Spieler abstellt", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.
Von Alexander Sarter und Nikolai Stobbe, sid
Quelle: ntv.de