"Kämpfen wie ein Blöder" DFeB erhofft Medaillenregen
11.08.2008, 12:48 UhrGanz Deutschland hofft auf die Fechter: Nach der bislang bescheidenen Medaillenausbeute des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sollen Peter Joppich, Benjamin Kleibrink, Britta Heidemann und Imke Duplitzer für einen warmen Medaillenregen bei den Olympischen Spielen in Peking sorgen. "Ich werde alles tun und kämpfen wie ein Blöder, um Gold zu gewinnen", verspricht der dreimalige Weltmeister Joppich aus Koblenz.
"Gute Chancen"
Auch die anderen Drei zählen zu den Kandidaten für den Sprung aufs Treppchen, allen voran Weltmeisterin Heidemann aus Leverkusen. "Wir haben gute Chancen", sagt Sportdirektor Claus Janka vom Deutschen Fechter-Bund (DFeB) betont sachlich.
Geht es nach der Aufmerksamkeit, müsste aber eigentlich Duplitzer auf der Planche alle anderen in den Schatten stellen. Auf der Pressekonferenz am Montag in der Fechthalle erlebte der DFeB einen Journalisten-Auflauf, den die Sportart nur zu Zeiten der zweimaligen Olympia-Siegerin Anja Fichtel verzeichnet hatte.
Gekommen waren die Medienvertreter nur am Rande wegen der sportlichen Erfolgsaussichten von Joppich, der im Florett-Wettbewerb zu den Topfavoriten auf Gold zählt. Sein Bonner Trainingspartner Kleibrink hat Außenseiter-Chancen.
Unterschiedliche Positionen von Heidemann und Duplitzer
Mehr Interesse zogen da schon die beiden Degen-Fechterinnen auf sich, weil ihre gegensätzlichen Einstellungen zum Gastgeber zuletzt viel Aufmerksamkeit erregt hatten. Doch gegen die eloquente China-Kritikerin Duplitzer aus Bonn, die bereits zum vierten Mal an Olympischen Spielen teilnimmt, hatte selbst Heidemann - Weltranglisten-Erste, Top-Favoritin auf Gold, China-Expertin und ehemaliges Playboy-Model - keine Chance.
Duplitzer stand auch noch lange nach dem offiziellen Teil in einer Traube von Journalisten und lieferte mit geschliffenen Sätzen Schlagzeilen: Die bis ins kleinste Detail organisierten Olympischen Spiele in Peking bezeichnete sie zum Beispiel als "optimal geschmacksneutral".
Medaille "nicht wegwerfen"
Ab sofort soll aber wieder der Sport im Mittelpunkt stehen, zumindest bis zum erhofften goldenen Mittwoch. Sollte sie tatsächlich wie 2004 in Athen gemeinsam mit Heidemann im Team Edelmetall gewinnen, würde sie die Medaille "nicht wegwerfen", sagte Duplitzer.
Für den ersten Olympiasieg im Einzel seit Fichtel 1988 in Seoul könnte neben Heidemann aber vor allem Joppich sorgen. Die Zeitung "China Daily" hatte zu Beginn der Spiele keinen einheimischen Sportler, sondern den Sechsten von Athen 2004 auf die Titelseite gesetzt. "Ganz viele Chinesen wollen jetzt von mir Autogramme", erzählt der 25-Jährige.
Am Mittwochabend könnte sich das Interesse weiter steigern. "Eine Olympiamedaille fehlt einfach noch", erklärt der Berufssoldat: "Es ist aber nicht möglich, im Vorfeld zu sagen, ich schaffe das." Dafür sei die Weltspitze zu eng zusammen, zudem spiele die Tagesform im Fechten eine große Rolle.
Olympiasieger mit Außenseiterchancen
Den Italiener Salvatore Sanzo (Silber 2004), dessen Landsmann Andrea Cassara (Bronze 2004), der für den wegen Dopings gesperrten Andrea Baldini nachgerückt ist, den Franzosen Erwann le Pechoux, den Chinesen Lei Sheng und Kleibrink zählt Joppich neben sich selbst zu den Anwärtern. Olympiasieger Bryce Gyart werden nur Außenseiter-Chancen eingeräumt.
Kleibrink sieht es ähnlich: "Peter ist der Top-Favorit. Ich kann mit der Außenseiter-Rolle gut leben." Auf den deutschen Kontrahenten kann er immerhin erst im Finale treffen. Auch zwischen Heidemann und Duplitzer ist erst im Endkampf ein Duell möglich. Zweimal Gold und Silber sind zumindest theoretisch denkbar. Deutschland hofft auf das Fecht-Quartett.
Maik Rosner, sid
Quelle: ntv.de