Sport

Athleten-Proteste in Peking DOSB ist dagegen

Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat sich gegen Protestaktionen deutscher Sportler bei den Olympischen Spielen in Peking wegen der chinesischen Tibet-Politik ausgesprochen. "An den olympischen Stätten sind politische Demonstrationen untersagt, und das aus gutem Grund", sagte Vesper in einem Interview der "Frankfurter Rundschau".

"Stellen Sie sich einmal vor, dass der serbische Sportler für den Kosovo als Teil Serbiens demonstriert und der Kosovare für das Gegenteil, dass Basken, Kurden und wer sonst während des 10.000- Meter-Laufs für ihre Anliegen eintreten", meinte er weiter. "Dann würde das Sportstadion zum globalen Marktplatz der Meinungen. Das kann nicht gutgehen."

Als Maulkorb wolle er die Rücksicht auf die Charta des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) aber nicht verstanden wissen. Es gelte das "Leitbild des mündigen Athleten - wenn man so will also des mündigen Staatsbürgers im Sportdress. Der soll sich eine Meinung bilden, sie sagen und öffentlich vertreten wenn er es will." Außerhalb der olympischen Stätten könne und solle jeder Athlet seine Meinung zu diesen Fragen kundtun.

Fairer Umgang gefordert

Vesper betonte in der "Frankfurter Rundschau", es sei nicht zuletzt den Olympischen Spielen in Peking zu verdanken, dass die Vorkommnisse in Tibet und den angrenzenden Provinzen im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen: "Die Zeitungen platzieren Tibet auf Seite eins, die Kollegen von Fernsehen und Radio machen Sondersendungen dazu, endlich. Und warum? Weil die Spiele für weltweite Öffentlichkeit sorgen." Der DOSB hatte am vergangenen Montag einen Verzicht auf einen Boykott der Olympischen Spiele im August erklärt.

Verper mahnte einen fairen Umgang mit dem Gastgeberland an. Es habe "in den vergangenen sieben Jahren enorme Entwicklungen in China gegeben". Das Land vollziehe in wenigen Jahren einen Prozess, "für den Mitteleuropa drei Jahrhunderte gebraucht hat".

"Dürfen nicht einfach wegschauen"

Derweil wollen hunderte deutsche Profisportler auf der Website www.netzathleten.de für Menschenrechte und Pressefreiheit in China protestieren. Die Bewegung "Sport for human rights" plant, während der Olympischen Spiele ihren Protest offen und sichtbar nach außen zu tragen. An der Spitze der Initiative stehen prominente Olympiamedaillengewinner wie Stefan Kretzschmar (Handball), Dagmar Hase (Schwimmen), Katrin Boron (Rudern) und Stefan Pfannmöller (Kanu).

"Ich wünsche es niemandem, seinen Traum nicht verwirklichen zu können und nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen. Was in Tibet passiert, ist menschenverachtend. Deswegen sollten wir nach China zu den Spielen fahren und dort für die Menschenrechte eintreten, ohne unseren Traum aufgeben zu müssen", sagte Stefan Kretzschmar.

Blau-grüne Protestbändchen

Der Olympia-Dritte im Kanu, Stefan Pfannmöller, ergänzte: "Wir können als Sportler einfach nicht mehr wegschauen, wenn im Vorfeld der Spiele systematisch Menschenrechte gebrochen werden und die Pressefreiheit mit Füßen getreten wird."

Die Sportler wollen während Olympia ein blau-grünes Bändchen mit dem Slogan "Sport for human rights" tragen, um der Welt ihren Protest zu zeigen.

Quelle: ntv.de

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