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"War nicht mit mir abgesprochen" DSV-Adler fluchen nach verzockter Medaillenchance

Eisenbichler hatte sich mehr ausgerechnet.

Eisenbichler hatte sich mehr ausgerechnet.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Als Titelverteidiger angetreten, auf Platz fünf gelandet: Die deutschen Skispringer verpassen im letzten Wettkampf der WM die Medaillenränge deutlich. Bundestrainer Stefan Horngacher geht ins Risiko, das jedoch nicht belohnt wird. Das sorgt für Frust trotz eines sonst sehr positiven Fazits.

Markus Eisenbichler schimpfte wie ein Rohrspatz und suchte Trost bei Freundin Andrea. Nach einem missglückten Pokerspiel von Bundestrainer Stefan Horngacher musste der Frust des ehemaligen Skisprung-Weltmeisters erst einmal raus. "Scheiße", brüllte Eisenbichler und meinte in erster Linie die verpasste Medaille im Teamwettkampf der WM in Planica. Gold ging an Gastgeber Slowenien vor Norwegen und Österreich.

Auslöser des Frusts waren 50 fehlende Zentimeter: Horngacher hatte zu Beginn des zweiten Durchgangs den Anlauf für Eisenbichler gleich um zwei Luken verkürzen lassen. Der sechsmalige Weltmeister musste 131,0 Meter springen, um die Bonuspunkte zu holen - und landete bei 130,5 Meter. Als Folge fiel das DSV-Quartett mit Eisenbichler, Constantin Schmid, Andreas Wellinger und Karl Geiger auf Rang fünf zurück. Dort beendete es auch den Wettkampf.

"Wir haben das vorher durchkalkuliert und gesagt: Wenn wir eine Medaille wollen, müssen wir etwas riskieren", sagte Horngacher in der ARD: "Wir haben das Markus zugetraut. Dass es dann um einen halben Meter nicht reicht, dieses Risiko müssen wir so nehmen." Im Nachhinein wurde allerdings klar, dass es auch mit den zehn Bonuspunkten "nur" zu Rang vier statt fünf gereicht hätte.

Slowenien gewinnt erstmals Gold

Eisenbichler war dennoch sauer. "Ich bin brutal angefieselt", sagte der 31-Jährige: "Wir haben hier mitstreiten können und waren dicht an den Medaillen dran. Das ist ärgerlich, wenn man sich um ein bisschen was verzockt. Eine Luke hätte es vielleicht auch getan. Mit mir war das auch nicht abgesprochen, das ist ein bisschen schade. Aber ich vertraue da den Trainern."

Gastgeber Slowenien holte derweil das erste Team-Gold seiner WM-Geschichte. Timi Zajc, der am Freitag schon Gold im Einzel gewonnen hatte, Lovro Kos, Ziga Jelar und Anze Lanisek sorgten für riesigen Jubel bei den Tausenden Fans. Slowenien war zuvor nie über einen dritten Rang (2011 und 2015) hinausgekommen. Nach dem Sieg von Lokalmatador Timi Zajc am Vortag hatte Eisenbichler noch die deutsche Titelverteidigung als Ziel ausgegeben. Bei der Heim-WM in Oberstdorf vor zwei Jahren hatte er gemeinsam mit Geiger, Severin Freund und Pius Paschke gewonnen.

Im Tal der Schanzen entwickelte sich von Beginn an ein Krimi, in dem fünf Nationen die Hauptrollen spielten. Deutschland lag dabei nach den ersten Sprüngen von Eisenbichler (137,0 Meter) und Schmid (133,0) auf Rang fünf, dicht hinter der Spitze. Wellinger (126,5) brachte das DSV-Quartett erstmals auf Rang vier, den Geiger (136,0) zur Halbzeit verteidigte.

Geigers Tochter Luisa "spielt hier einfach"

Dann ging Horngacher volles Risiko und die Medaille geriet außer Reichweite. Der Österreicher war nach Gold im Mixed sowie Silber und Bronze durch Wellinger und Geiger von der Normalschanze insgesamt dennoch zufrieden mit der WM. "Wir haben Skisprung-Deutschland gezeigt, dass es uns noch gibt", sagte Horngacher.

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Rund 5000 Fans an der Schanze sorgten für Festtags-Stimmung und jubelten ihren Helden um Zajc euphorisch zu. An der Schanze fieberte auch Geigers Frau Franziska mit Töchterchen Luisa mit. Die Zweijährige konnte mit dem Sport ihres Papas allerdings noch nicht so viel anfangen. "Die spielt hier einfach, genießt und hat Spaß", sagte Franziska Geiger und lachte.

Trotz des verpassten Podestplatzes haben ihr Ehemann und sein Team bei der Weltmeisterschaft mehr erreicht, als vorher zu erwarten gewesen war. Ähnlich äußerte sich Wellinger. "In Summe war es richtig cool. Mit zwei Medaillen heimfahren, das ist schon ein ziemlich gutes Fazit", sagte der pünktlich zur WM wieder in Fahrt gekommene Olympiasieger von 2018: "Aber Platz fünf zum Abschluss - das nervt uns."

Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa

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