Sport

Hambüchen fehlerlos DTB-Riege holt EM-Silber

Der Schrei von Robert Weber nach der letzten Übung sprach Bände: Ein großartiger Fabian Hambüchen hat die deutsche Riege in Lausanne mit Platz zwei zu ihrem bisher größten Erfolg in der 53-jährigen Geschichte der Europameisterschaften geführt. Mit 269,575 Punkten musste sich die quipe am Genfer See nur Titelverteidiger Russland (272,450) geschlagen geben, der sich zum vierten Mal das EM-Gold im Team-Wettbewerb sicherte. Bronze ging an Rumänien (268,950). Zuvor hatte für die deutschen Turner zweimal Bronze 1994 und 1998 als größte EM-Erfolge zu Buche gestanden. Mit WM-Bronze im Vorjahr in Stuttgart hatten sie sich aber selbst in die Mitfavoriten-Position für Lausanne geschoben.

Improvisation am Reck

"Das war einfach nur geil. Aber jetzt bin ich total platt", meinte Reckweltmeister Hambüchen, der ungeachtet seiner Verletzungsprobleme vor den Titelkämpfen an allen fünf Geräten durch hohe Sicherheit bestach und die Konkurrenz angesichts seiner extremen Schwierigkeiten beeindruckte. Am Königsgerät musste der Wetzlarer aber bei seiner atemberaubenden Show ein wenig improvisieren, weil er die Handstand-Kippe überdrehte und daher "nur" den Ausgangswert von 6,9 angerechnet bekam. Dennoch war er mit Gesamtnote 15,70 erneut der Top-Reck-Turner des Finalfeldes. "Da hieß es nur oben bleiben und so viel wie möglich Punkte für das Team sammeln. Am Sonntag läuft es besser", kündigte Hambüchen an, der als Top-Favorit seinen dritten EM-Titel anstrebt.

Auch an Ringen (15,00), Sprung (16,30) und Barren (15,775) zeigte er die besten Übungen der deutschen Riege und deutete damit seine Ambitionen für die vier für ihn am Sonntag anstehenden Gerätefinals an. An seinem letzten Gerät, dem Boden (15,25), verließ er humpelnd das Podium, nachdem sein kürzlich im Training geprellter Fuß nach einer Landung wieder Schmerzen bereitete. "Klar, es tat ganz schön weh. Aber es ist nicht Schlimmes. Das Finale ist nicht in Gefahr."

Der Finaltag hatte nicht gerade erfolgversprechend für die Deutschen begonnen, da Robert Juckel aus Cottbus an den Ringen und am Sprung patzte und die Riege damit ihr gutes Ergebnis aus dem Vorkampf an diesen Geräten nicht wiederholen konnte. So lag das Team nach dem Auftaktgerät nur auf Rang sechs, kämpfte sich aber sukzessive vor. Vor allem der Cottbuser Philipp Boy steigerte sich gegenüber dem Vorkampf. Marcel Nguyen (Unterhaching) und Robert Weber (Ehmen) waren an ihren jeweils drei Geräten gleichfalls Stützen der Mannschaft.

Kraft für die Olympia-Qualifikation

Vor allem am letzten Gerät, dem Seitpferd, bewies die Riege auch ohne Hambüchen Nervenstärke und sicherte sich ohne Absteiger die erhoffte Silbermedaille. Webers markerschütternder Schrei am Ende der Übung brachte die Erleichterung des gesamten Teams zum Ausdruck. "Ich habe hier mentale Stärke bewiesen. Das gibt mir Kraft für die Olympia-Qualifikation", sagte der Niedersachse. "Unser Team hat das WM-Resultat bestätigt: Wir sind in der Weltspitze angekommen", meinte Sportdirektor Wolfgang Willam.

Die im Vorkampf fast makellosen Russen mussten beim Seitpferd zwei unfreiwillige Absteiger hinnehmen, so dass der Titelkampf bis zum letzten Gerät offen blieb. Überraschend hatten die Franzosen bis zum vierten Gerät die Führung, doch sie fielen schließlich noch ganz aus den Medaillenrängen und wurden am Ende nur Fünfte.

Von Frank Thomas, dpa

Quelle: ntv.de

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