Sport

Lust auf "feindliche Umgebung" Dänen fürchten nicht die deutschen Fans, aber etwas anderes

Das DHB-Team setzt auf die Unterstützung der Fans.

Das DHB-Team setzt auf die Unterstützung der Fans.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wenn Deutschland gegen Dänemark um den Einzug ins Halbfinale der Handball-EM spielt, werden knapp 20.000 Menschen das DHB-Team nach vorne peitschen. Anders geht es nicht. Doch der Heimvorteil beflügelt auch den übermächtigen Gegner.

Bis unters Dach wird die Kölner Lanxess-Arena gefüllt sein, wenn die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Abend (20.30 Uhr/ZDF und im Liveticker auf ntv.de) gegen Dänemark das Unmögliche möglich machen will: Den Einzug ins Endspiel der Europameisterschaft. Der überwältigende Teil der 20.000 Zuschauer wird seinen Teil zum Handball-Wunder beitragen wollen, die deutschen Spieler verlassen sich darauf, dass das Publikum ein Inferno entfachen wird. "Wenn du irgendwo eine Chance auf ein Wunder hast, dann in Köln", sagte Linksaußen Rune Dahmke.

Gegner Dänemark ist eine Übermacht, die beste Mannschaft der Welt, gewann dreimal in Folge die WM. Deutschlands Spielmacher Juri Knorr sieht die Fans in der Pflicht, Teil des Ganzen zu werden: "Jeder muss für uns brüllen. Jeder Einzelne muss für uns schreien und uns nach vorn peitschen." Nur dann bestünde eine Chance auf die Sensation.

"Ein sportliches Wunsch-Szenario"

Kurios: Beim Gegner geben sie sich maximal unbeeindruckt vom vermeintlichen Faktor Heimvorteil. Im Gegenteil. "Es wird eine unglaubliche Atmosphäre und ein wahnsinniger Spaß", sagte Rückraumspieler Henrik Møllgaard. "Ich freue mich auf ein fettes Wochenende." Trainer Nikolaj Jacobsen räumte zwar ein, dass die "20.000 Fans, die Deutschland anfeuern, ein großer Faktor sein werden. Wir wissen, dass diese Halle extra Kraft für die Deutschen gibt."

Doch der 52-jährige ehemalige Meistertrainer der Rhein-Neckar Löwen ist sich sicher, dass auch seine Mannschaft von der Atmosphäre beflügelt wird: "Es ist auch eine Riesenmotivation für uns. Ich weiß, dass meine Jungs jetzt schon sehr heiß sind - das wird morgen nicht weniger." Routinier Rasmus Lauge brachte es in der heimischen Presse auf den Punkt: "Eine feindliche Umgebung mit 20.000 Menschen, die nicht wollen, dass man gewinnt. Es ist ein sportliches Wunsch-Szenario."

"Ich erwarte großartige Dinge"

Doch es gibt auch ein paar Faktoren im deutschen Spiel, die dem Favoriten, der anders als das DHB-Team auf jeder Position mit Weltklasse besetzt ist, Sorgen bereiten. "Ich erwarte großartige Dinge von Juri Knorr - hoffentlich nicht morgen, aber in der Zukunft", sagte Jacobsen. "Juri hat ein sehr gutes Turnier gespielt. Er ist ein starker Spieler mit fantastischem Tempo", lobte der Erfolgstrainer: "Wir brauchen einen Plan für ihn. Er ist auf dem Weg, ein fantastischer Spieler für Deutschland zu werden. Unsere Torhüter müssen uns helfen."

Und dann ist da noch die Achtung vor Deutschlands stärkstem Mannschaftsteil: "Deutschland stellt bei diesem Turnier eine sehr gute Abwehr, natürlich mit Andreas Wolff hinten im Tor, der besonders in Schlüsselmomenten seine große Erfahrung und große Klasse gezeigt hat." Die Abwehr, die sich beim Hauptrundenschlüsselspiel den ungarischen Hünen mit großer Physis und ganz schnellen Beinen entgegengeworfen hatte, muss die Grundlage sein, um im dänischen Angriffswirbel nicht unterzugehen: "Wenn wir ihnen da ein wenig den Flow wegnehmen können, sodass die Dänen nicht die einfachen Tore über Einzelaktionen machen, dann fangen sie auch an zu überlegen", sagte Routinier Dahmke.

"Dann ziehen wir den Kürzeren"

Torwart Andreas Wolff, den die Dänen trotz des eigenen Weltklasse-Duos aus Emil Nielsen und Niklas Landin fürchten, setzt "auf eine hohe Wurfeffektivität und dass wir in der Abwehr die Kreise der Dänen weitestgehend eindämmen, dass wir einen guten Rückzug haben, dass wir die Dänen einfach überhaupt nicht ihr Spiel spielen lassen", betonte Wolff, der wie Dahmke beim bislang letzten deutschen Sieg über Dänemark 2016 (!) dabei war. Seitdem gab es vier Niederlagen. Dänemarks Nachbar Schweden hatte die Dänen in der Hauptrunde mit bemerkenswerter Abwehrarbeit und vor allem einem konsequenten, hochintensiven Rückzugsverhalten beim 27:28 an den Rand einer Niederlage gebracht. "Wenn wir uns auf ein offenes Scheibenschließen einlassen, ziehen wir den Kürzeren", sagte Wolff.

Rune Dahmke ist mit seiner Abwehrstärke und seinem emotionalen Stil einer, für den das Spiel am Abend wie gemacht sein könnte. "Flying Rune" ist ein Highlightspieler, der große Akzente setzen kann. Steigert er, der sich im Laufe des Turniers auf dem linken Flügel festgespielt hat, noch seine Wurfeffektivität, könnte er selbst maßgeblich dazu beitragen, dass seine Vorhersage eintrifft: "Ich bin mir sicher, dass wir irgendwann im Spiel die Chance kriegen, das Spiel für uns zu entscheiden. Dann müssen wir da sein."

Klar ist aber auch: Spielen beide Mannschaften an ihrem Limit, macht das DHB-Team nicht ihr "bestes Spiel in den letzten Jahrzehnten", wie es der Bundestrainer gefordert hatte, "wird es schwer für die anderen, uns zu schlagen", formulierte Nikolaj Jacobsen es mit respektvoller Zurückhaltung. Was er meint: Bricht niemand Dänemarks Flow, ist die Mannschaft unschlagbar. Jedenfalls für die deutsche Mannschaft. Doch es ist, wie der gefürchtete Juri Knorr sagt: "Wir brauchen einen besonderen Tag, viele handballerische Zutaten sowie Mut und Mentalität. Wir dürfen nicht mit Angst auftreten." Dann seien auch die Dänen zu packen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen