Deutschland-Schreck geht unter Dänen gewinnen deutlichstes WM-Halbfinale aller Zeiten
31.01.2025, 22:09 Uhr
Mathias Gidsel ist einmal mehr der überragende Spieler.
(Foto: AP)
Der vierte WM-Titel in Folge ist zum Greifen nah: Dänemark lässt an seiner Favoritenrolle keinen Zweifel aufkommen. Deutschland-Schreck Portugal müht sich im Halbfinale redlich, in der zweiten Halbzeit aber sind die Südeuropäer chancenlos. Es wird ein Rekordspiel.
Dänemarks Handballer greifen nach einer erneuten Machtdemonstration nach ihrem vierten WM-Titel in Folge. Das Starensemble von Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen schlug Deutschland-Bezwinger Portugal im Halbfinale von Oslo 40:27 (20:16) und kämpft am Sonntag (18 Uhr/Eurosport, Sportdeutschland.TV und im ntv.de-Liveticker) im Endspiel an selber Stelle gegen Kroatien um das nächste Kapitel seiner scheinbar nicht endenden Erfolgsgeschichte.
Berlins Welthandballer Mathias Gidsel war mit neun Treffern der beste Werfer für die Dänen. Seit mehr als acht Jahren und unglaublichen 36 WM-Spielen sind die Skandinavier nun ungeschlagen. Mit dem Ergebnis stellten die Dänen zudem einen neuen Rekord für ein WM-Halbfinale auf. 1997 besiegte Schweden die Ungarn mit 31:19 - jetzt erzielte Dänemark 13 Tore Abstand.
Dabei erhielten die Dänen zum ersten Mal im Turnierverlauf Gegenwehr. Die schnelle Vier-Tore-Führung machte sich der Favorit durch einfache Ballverluste selbst zunichte. Nach 20 Minuten war der Vorsprung beim 13:12 deutlich knapper als erwartet. Weil Nielsen Ende der ersten Hälfte mehrere Chancen vereitelte, konnte sich Dänemark aber wieder absetzen.
Nach der Pause sahen die rund 8500 Zuschauer dann die erwartet einseitige Partie, in der Dänemark den Außenseiter nach Belieben dominierte. Gidsel drehte auf, fast jeder Angriff führte zu einem Treffer. Im Tor konnte Nielsen seine ohnehin schon gute Leistung noch einmal steigern. Spätestens nach 43 Minuten und einem Zehn-Tore-Vorsprung war das Spiel entschieden.
"Nur ein bisschen Cardio"
Superstar Gidsel ließ sich von der klaren Führung allerdings wie gewohnt nicht beeindrucken: Anstatt sich frühzeitig für das Finale zu schonen, stand der 25-Jährige bis zur 55. Minute nahezu ununterbrochen auf der Platte. "Ich will jede Minute spielen", sagte er der Sportschau. "Es hat auch heute viel Spaß gemacht." Nach dem deutlichen 33:21 im Viertelfinale gegen Brasilien, bei dem sich Gidsel überhaupt keine Pause gegönnt hatte, hatte Stefan Kretzschmar, so erzählte er es im Podcast "Harzblut", mal nachgefragt, warum der Däne denn trotz der klaren Führung unbedingt durchspielen musste. "Ach," habe der geantwortet, "das war doch nur ein bisschen Cardio." Handball-Idol Kretzschmar ist als Sportvorstand Gidsels Vorgesetzter bei den Füchsen Berlin.
Dänemarks Trainer Nikolaj Jacobsen hatte erklärt, sein Superstar sei immer sauer auf ihn, wenn er ihn auswechselt. Unabhängig von Spielstand oder Belastung. Nach der Demonstration gegen die deutsche Mannschaft in der Hauptrunde (40:30) war Gidsel mit einem dicken Eisbeutel um den Knöchel durch die Interviewzone gehumpelt, nun musste sein Knie gekühlt werden. "Ich bin nur alt, 25 Jahre", lachte er Fragen nach seinem Zustand weg. "Alles in Ordnung, ich freue mich wirklich darauf, dieses Finale zu spielen."
Legende Duvnjak hofft auf Gold
Portugal hatte am Donnerstag in einem Verlängerungs-Krimi die Medaillenträume der deutschen Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason durch ein 31:30 beendet. Die Überraschungsmannschaft stand erstmals überhaupt im Halbfinale einer Weltmeisterschaft. Im Spiel um Platz drei am Sonntag (15 Uhr/Eurosport, Sportdeutschland.TV und im ntv.de-Liveticker) bietet sich dem Team um die Costa-Brüder Francisco und Martim gegen Europameister Frankreich die Chance, das starke Turnier mit einer Medaille zu krönen.
Die vom ehemaligen Bundestrainer Dagur Sigurdsson trainierten Kroaten hatten am Donnerstag in Zagreb Frankreich ausgeschaltet und damit auch den Gold-Traum ihres scheidenden Kapitäns Domagoj Duvnjak am Leben gehalten. Der 36 Jahre alte Rückraumspieler des THW Kiel bestreitet das letzte Turnier für sein Heimatland und könnte nach WM-Silber, EM-Silber und Olympia-Bronze seine erfolgreiche Länderspielkarriere krönen.
Quelle: ntv.de, ara/ter/sid/dpa