Kurioser Name der WM-Sensation Warum heißt Darts-Star Luke Littler eigentlich "Atombombe"?
05.01.2024, 20:32 Uhr
Jetzt schon eine Legende: Luke Littler.
(Foto: dpa)
Luke Littler ist die neue Sensation in der Darts-Welt. Auch wenn der 16-Jährige das WM-Finale gegen Luke Humphries verliert, ist der Teenager das große Gesprächsthema. Die "Atombombe" steigt nun sogar in die Premier League auf. Moment, Atombombe? Aber ja!
Im letzten Moment war die "Atombombe" doch noch entschärft worden. "Cool Hand Luke" Humphries hatte mit ruhiger Hand verhindert, dass es zur "Explosion" kommt. Keine Sorge, liebe Leserinnen und lieber Leser, die Welt ist nicht etwa einer nuklearen Katastrophe entronnen, auch im legendären Londoner Alexandra Palace war am 3. Januar niemand in Gefahr, als sich "Cool Hand Luke" an der "Atombombe" abarbeitete. Der 28-Jährige hatte sich an jenem Abend spektakulär zum Darts-Weltmeister geworfen und den sensationellen Lauf seines Konkurrenten Luke "The Nuke" ("die Atombombe") Littler gestoppt. Der 16-Jährige war DIE Attraktion des Turniers.
Was im Sog der Erfolgswelle kaum thematisiert wurde, ist sein durchaus seltsam anmutender Spitzname. Warum nennt sich ein Teenager mit Vorliebe für Pfeile und fettiges Essen "Atombombe". Kleiner Spoiler: Gehe nie mit deinem Vater in einen Pub! Dort wurde der Spitzname vor einigen Jahren tatsächlich geboren, wie Littler vor ein paar Tagen, noch vor dem WM-Finale, erklärt hatte. Dem englischen Portal "Metro" erzählte er, wie es dazu kam. "Wir saßen in einem Pub, ich und mein Vater. Ich war etwa 13 oder 14 Jahre alt. Ich hatte keinen Spitznamen und es passte einfach gut zu meinem richtigen Namen. Wir setzten uns hin und dachten: Luke, Luke, Luke, und dann kam uns Luke 'The Nuke' in den Sinn." Also nicht etwa, weil seine Pfeile so explosiv im Board einschlagen, sondern bloß ein simpler Reim. So banal kann's manchmal sein.
Aber bleibt es dabei? Vermutlich schon. Denn die Spitznamen dienen Sportlern, Darts-Sportlern ganz besonders, als Marke. Als Vehikel, um die eigene Bekanntheit zu vergrößern - und auf Strecke auch den Verdienst. Davon hat Littler bei seiner bemerkenswerten Reise durch den "Ally Pally" schon tüchtig eingesammelt. Rund 230.000 Euro hat ihm der Einzug ins Finale gebracht. Und die Welt scheint ihm offenzustehen. So steigt er nun bereits in die lukrative Premier League auf. Kaum ein Gegner sieht in dem Teenager ein "One-Darts-Wonder". Zu gut ist dieser Kerl, so nervenstark. 40 Millionen Pfund (umgerechnet rund 46 Millionen Euro) könnte "The Nuke" nämlich dem Marketing-Experten Daniel Tunna zufolge bis zum Alter von 36 Jahren allein mit Sponsorendeals verdienen, unter Berücksichtigung der Inflation.
Bestverdienender Darts-Spieler aller Zeiten?
"Luke ist ein Darts-Talent der nächsten Generation und hat bereits bemerkenswerte Dinge erreicht", begründete Tunna seine These gegenüber der britischen "Sun". Littler sei zwar so jung, dass es schwierig sei, den Verlauf seiner Karriere vorauszusagen. "Aber wenn er 20 Jahre lang an der Spitze der Darts-Welt steht, könnte er auf dem besten Weg sein, ein Vermögen von 40 Millionen Pfund anzuhäufen", sagte Tunna voraus. "Littlers Talent, gepaart mit klugem Management und kontinuierlichen Leistungen auf hohem Niveau, hat das Potenzial, ihn zum bestverdienenden Darts-Spieler der Welt zu machen."
"Cool Hand Luke", benannt nach dem gleichnamigen Gefängnis-Drama aus dem Jahr 1967 mit Paul Newman in der Hauptrolle, hat womöglich den perfekten Zeitpunkt gefunden, um Darts-Champion zu werden. Denn auch er glaubt daran, dass der Titel in den nächsten Jahren nur über Littler führen wird. "Den ganzen Tag habe ich im Hinterkopf gedacht: Hol dir diesen verdammten Sieg, denn er wird bald die Dartswelt dominieren! Er ist ein unglaublicher Spieler, er ist unerbittlich." Und weil Littler spielt, wie er spielt, legt Humphries ihm sehr nahe, seinen Spitznamen nochmal zu überdenken. In eben "The Relentless", der Unerbittliche. Blöd nur, dass Ryan Joyce diesen Spitznamen trägt.
In der Dartswelt werden die Spieler noch mehr über ihre erfundenen Namen definiert, als in anderen Szenen. Es gibt zwar "Poldi" (Lukas Podolski), "La Pulga" (der Floh, Lionel Messi), den "Greek Freak" (NBA-Star Giannis Antetokounmpo), aber so flächendeckend wie bei den Pfeilewerfern ist die Definition über den Rufnamen nicht. Bekanntestes Beispiel: Phil "The Power" Taylor. Der Engländer gilt als bester Spieler aller Zeiten und wird das auch noch eine Weile bleiben. Der längst von den großen Bühnen verschwundene Taylor verdankt den Beinamen "The Power" Peter George, einem Mitarbeiter des TV-Senders Sky. George war für die Inszenierung der Dartsturniere verantwortlich. Er hatte Taylor versprochen, einen geeigneten Spitznamen zu finden. Der Sender verwendete damals - es war Mitte der 90er - noch Musik-CDs. Im Dunkeln trat George, so erzählte Taylor in einem Interview, versehentlich auf eine CD-Hülle: "Es war 'The Power' von der Band SNAP! Das hat gepasst."
Woher kommt der Name "Pikachu"?
Manche Spitznamen sind auch einfach herzuleiten. Der von Rob Cross etwa, "Voltage" heißt er, weil er einst als Elektriker arbeitete. Oder "Aubergenius" Dirk van Duijvenbode, er heißt so, weil er Auberginen züchtet. Martin Schindler kommt aus Straußberg, der ehemaligen DDR und nennt sich "The Wall" (die Mauer). Lustiger ist schon die Herleitung des Spitznamen "Pikachu". Bei einem Turnier früher hatte jemand laut nach Ricardo Pietreczko gerufen. Jemand anderes verstand dann aber "Pikachu", seitdem wird er so genannt und hat den "Pokemon" zu seiner Marke gemacht. Auch auf dem Shirt, welches er auf der Bühne trägt. Und noch eine kleine Auswahl:
- Warum ist Brendan Dolan der "History Maker"? Beim World Grand Prix 2011 hat er im Halbfinale gegen James Wade als erster Spieler einen 9-Darter geworfen in der Variante "Double In/Double Out", deshalb der spektakuläre Spitzname.
- Gary Anderson ist der "Flying Scotsman", weil der Schnellzug zwischen London und Edinburgh so heißt.
- Adrian Lewis' Spitzname ist "Jackpot", weil er in Las Vegas an einem Spielautomaten 72.000 Dollar gewann. Als damals unter 21-Jähriger wurde ihm das Geld aber nicht ausbezahlt.
- Weil Chris "Hollywood" Dobey früher zum Spielen in den Pub in Shorts und mit Basecap kam und er irgendwann auf diesen seltsamen Aufzug mit dem Satz "was denkst du, wer du bist, du siehst aus, als wärest du ein Hollywoodstar" angesprochen wurde, hat er sich den Namen zu eigen gemacht.
Quelle: ntv.de