WM-Geschichte wiederholt sich Luke Littler verliert genauso wie der Darts-Superstar
04.01.2024, 07:33 Uhr
Knapp am WM-Titel vorbeigeschrammt: Luke Littler
(Foto: picture alliance / empics)
Das sensationelle Darts-Märchen von Teenager Luke Littler endet im Finale auf dramatische Weise: Nach 4:2-Führung und verpasster Vorentscheidung verliert der 16-Jährige gegen Luke Humphries. Der Spielverlauf ist besonders erstaunlich.
Die Parallelen sind fast schon beängstigend: Das letzte Supertalent einer ganzen Generation im Dartsport war Michael van Gerwen. Der 34-jährige Niederländer ist dreifacher Weltmeister, siebenfacher Premier League-Sieger und hat mittlerweile mehr als 150 Turniere der Profidart-Organisation PDC gewonnen. Bei seiner ersten WM-Finalteilnahme allerdings ging "MvG" 2013 leer aus. Damals unbekümmerte 23 Jahre jung, spielte sich van Gerwen ins Endspiel gegen Phil Taylor, den erfolgreichsten Spieler aller Zeiten.
Beim Stand von 4:2 in den Sätzen bekam der junge Niederländer die Möglichkeit, mit 5:2 in Führung zu gehen. Ein Dart für eine beruhigende Führung. Ein Dart, der nicht seinen Weg ins Ziel fand. Der Rest ist Geschichte: Taylor nutzte den Patzer seines Gegners und gewann fünf Sätze in Serie. Am Ende stand ein 7:4-Erfolg für den Rekordweltmeister - zugleich der letzte der 16 WM-Titel von "The Power".
Für Luke Littler, das Supertalent der nächsten Darts-Generation, lief es am Mittwochabend im Londoner Alexandra Palace genauso. Mit 4:2 liegt der 16-jährige Engländer in einer hochklassigen Partie gegen den frischgebackenen Weltranglistenersten Luke Humphries in Führung, als "The Nuke" ("Die Atombombe") die Chance bekommt, seine Führung auszubauen.
4 Punkte Rest. Ein Dart in der Hand, um die Doppel 2 zu treffen. Littler vergewissert sich bei Schiedsrichter Russ Bray. Sind es vier Punkte Rest? "Ja, vier Punkte Rest", antwortet die Caller-Legende beim letzten großen Einsatz seiner Karriere.
Am Draht gekratzt
Wenige Sekunden später sehen die 3.000 Zuschauer in der West Hall des "Ally Pally" und Millionen vor den TV-Bildschirmen, wie der Pfeil den Draht am unteren Ende des acht Millimeter schmalen Doppelfeldes ganz zart nach innen bewegt. Nicht drin. Littler verpasst die große Chance zur Vorentscheidung, ärgert sich sichtbar über den knappen Fehlversuch.
Humphries ist erleichtert, trifft die Doppel 14 und macht das Finale wieder spannend. 3:4 statt 2:5 liegt "Cool Hand Luke" in diesem Moment nur noch zurück. Danach läuft das Endspiel so, wie es 2013 für Taylor gegen van Gerwen gelaufen ist. Jeder der folgenden vier Sätze geht an Humphries, der sich erstmals zum Weltmeister krönt.
"Ich hätte nie gedacht, dass es sich so toll anfühlt, es ist ein wahnsinniges Gefühl", sagte der 28-jährige Engländer mit Tränen in den Augen und fügte mit Blick auf seinen Landsmann Littler an: "Ich bin so froh, jetzt gewonnen zu haben. Er wird bald die Darts-Welt dominieren. Es war mein Abend, er ist ein unglaubliches Talent."
Finale ist "massiver Bonus"
Littler konnte seine Enttäuschung logischerweise kaum verbergen, großer Frust allerdings wollte nach dem sensationellen Lauf ins Endspiel beim WM-Debüt auch nicht aufkommen. In den Katakomben stellte sich der unterlegene 16-Jährige den Fragen der Reporter. Durchaus unüblich bei Turnieren der PDC, wo nur die Sieger Interviews geben müssen. "Mein einziges Ziel war es, ein Spiel zu gewinnen. Das Finale ist ein massiver Bonus für mich", lautete das Fazit von Littler.
Angesprochen auf die Schlüsselszene - die minimal verpasste 5:2-Führung - sagte der junge Engländer aus der Nähe von Liverpool, dass er sich vor dem Wurf "aus irgendeinem Grund Gedanken gemacht" habe und Caller Russ Bray fragen musste. "Ich stoppte meinen Rhythmus und konnte die Chance nicht nutzen".
Wenn sich Geschichte ein weiteres Mal wiederholt, muss die Niederlage für Littler aber nichts Schlechtes bedeuten. Im Gegenteil, schließlich gewann Michael van Gerwen ein Jahr später seinen ersten WM-Titel im Endspiel gegen Peter Wright. "MvG" krönte sich im Alter von 24 Jahren zum bis heute jüngsten PDC-Weltmeister. Littler ist bei seiner zweiten WM-Teilnahme im kommenden Jahr gerade mal 17. Um den Altersrekord des niederländischen Darts-Superstars zu brechen, hat das englische Riesentalent noch bis 2031 Zeit.
Quelle: ntv.de