"Debakel", "Weckruf", "Quittung" Das Dream Team erlebt seinen Nightmare
12.09.2019, 16:27 Uhr
Mason Plumlee and Jaylen Brown erlebten mit dem US-Team WM-Schiffbruch.
(Foto: REUTERS)
Das Viertelfinal-Aus bei der Basketball-Weltmeisterschaft in China und das damit verbundene historisch schlechte Abschneiden bei einem Großturnier passt nicht ins Selbstverständnis der USA. Die Rufe nach den Superstars für die Olympischen Spiele 2020 werden laut.
"Debakel", "Weckruf", "Quittung" - das mediale Echo auf den krachenden K.o. des Teams USA fiel deutlich aus. Zum Selbstverständnis als Basketball-Supermacht passen das Viertelfinal-Aus des Teams um Trainer Gregg Popovich und ein historisch schlechter siebter oder achter Platz bei der WM in China so gar nicht. "Das Leben geht weiter", hatte Popovich nach der 79:89-Pleite gegen Frankreich gesagt. Für den großen Favoriten ging es am heutigen Donnerstag mit der zweiten Niederlage binnen 24 Stunden weiter - diesmal setzte es ein 89:94 (40:44) gegen Serbien. Den bisherigen Tiefpunkt in der WM-Historie aus dem Jahr 2002 mit Rang sechs werden die USA in Fernost noch einmal unterbieten, eine Partie steht am Samstag noch an.
Die große Frage, die die sportaffine Öffentlichkeit zwischen New York und Los Angeles schon jetzt bewegt, ist: Wie geht es weiter für das Aushängeschild des Basketball-Mutterlandes nach dem krassen Misserfolg? Kehren nach dem Ende der 58 Siege währenden Erfolgssträhne bei Fiba- und Olympiaturnieren zu den Sommerspielen in Tokio Superstars wie LeBron James, Steph Curry oder James Harden zurück? "Von der WM bleibt vor allem ein Weckruf", schrieb ESPN: "Die Topspieler müssen ihre Pläne für den kommenden Sommer überdenken. Die Welt ist voll von Nationalmannschaften, die ein zerrissenes amerikanisches Team entlarven können." Vor dem Start der Vorbereitung hatte es für Popovich Absagen gehagelt.
B-Team? C-Team!
Zu unattraktiv schien den Topspielern die WM ein Jahr vor Olympia, das eine stärkere Anziehungskraft ausübt. Zu groß war die Sehnsucht nach einer Pause vor dem Beginn der nächsten kraftraubenden Saison im Millionenzirkus in Übersee. Übrig blieben am Ende zwölf NBA-Profis, die nicht zur absoluten Elite gehören. "Zu sagen, dies ist ein B-Team, ist eine Untertreibung", schrieb "USA Today". In China spielt eher ein C-Team - und das reicht auf internationalem Level nicht mehr. Ein Dream Team? Niemals.
Die USA wirkten spätestens nach der Niederlage im Testspiel in Australien verwundbar, dann brauchte Popovichs Team in der Vorrunde eine Verlängerung gegen die Türkei, die das Turnier letztlich als 22. abschloss. Im K.o.-Duell war Deutschland-Bezwinger Frankreich, angeführt vom überragenden NBA-Profi Rudy Gobert, strukturierter, stärker. Das Level des europäischen Topteams war für einige US-Profis offenbar erstaunlich, dabei hatten die Amerikaner schon 2016 in Rio mit Kevin Durant, Kyrie Irving und Carmelo Anthony nur knapp (100:97) gegen die "Equipe Tricolore" gewonnen. Nun räumte US-Profi Joe Harris ein, dass der Gegner die Partie von Beginn an dominiert hatte. Und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, laut eigenen Angaben ein "stolzer Anhänger" von "Les Bleus", kann auf das Halbfinale gegen Argentinien am Freitag (14 Uhr bei MagentaSport) hinfiebern.
Für Popovich, der in der NBA seit Urzeiten (1996) die San Antonio Spurs betreut, erinnert sein Start als Chefcoach dagegen schon jetzt an seine enttäuschende Zeit als Assistent beim Team USA. Zwischen 2002 und 2004 gab es für Platz sechs bei der WM und Olympia-Bronze kaum Applaus.
Quelle: ntv.de, Peer Lasse Korff, sid