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Eine Farce oder doch Betrug? Das schlechteste Tennis-Match aller Zeiten

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Artem Bahmet bestritt ein offizielles Tennis-Match, obwohl er wohl noch nie Tennis gespielt hatte, und soll auf seine eigene Niederlage gewettet haben.

(Foto: imago/PhotoAlto)

Ein Mann aus der Ukraine tritt bei einem Turnier an, bei dem es um Zähler für die Weltrangliste geht - und gewinnt keinen einzigen Punkt. Er soll auch kein Tennisspieler sein, sondern sich mit Sportwetten beschäftigen und auf seine eigene Niederlage gesetzt haben.

Artem Bahmet hat nie Wimbledon gewonnen, es nie über die erste Runde der French Open hinaus geschafft, noch nie bei einem der Tennisturniere in Deutschland auf dem Court gestanden. Nein, der Name Artem Bahmet sagt selbst den größten Experten nichts. Das liegt daran, dass er wohl eigentlich gar kein Tennisspieler ist. Trotzdem wurde der Mann aus der Ukraine beim mit 15.000 US-Dollar dotierten Turniers der International Tennis Federation (ITF) in Doha zur Qualifikation zugelassen. Gegen den Thailänder Krittin Koaykul, der selbst nur auf Platz 1367 der Weltrangliste steht, holte der Ukrainer nicht einen einzigen Punkt und verlor mit 0:6, 0:6. Im Tennis wird dies als goldenes Match bezeichnet.

Offen bleibt die Frage, welcher Turnier-Offizielle Bahmet eine Wildcard für die Qualifikation zukommen ließ. Denn der offizielle Weg selbst ins Qualifikations-Feld für ein Turnier der ITF-Future-Serie, der dritten Liga im Profizirkus, ist steinig: Zwar kann grundsätzlich jeder Tennisspieler für diese Turniere melden, die Plätze in den Haupt- und Qualifikationsfeldern werden dann jedoch nach Ranglistenpositionen vergeben. Melden nicht genügend Spieler mit Weltranglistenpunkten, werden die freien Plätze unter den oft mehreren hundert Tennisspielern auf den Wartelisten verteilt, auch hier zählen harte Faktoren wie nationale Ranglistenpositionen. Man muss viel Glück haben - oder man kennt einen der Organisatoren, die die Wild Cards, die Freikarten also verteilen.

Bahmet kannte offenbar die richtigen Leute - oder er hatte sehr viel Glück. In einem auf Twitter kursierenden Video sieht es so aus, als habe der Ukrainer bei dem online übertragenen Match zum ersten Mal überhaupt einen Schläger in der Hand gehalten. Die spanische Version von Eurosport nannte ihn gar den "schlechtesten Tennisspieler der Welt". Im ATP-Ranking wird er überhaupt nicht aufgeführt und auch auf der Website des ukrainischen Tennisverbands taucht er nicht auf. Die Offiziellen stehen nun besonders in der Kritik, weil diverse Wettanbieter das Spiel auf ihrer Liste hatten.

"Wir werden noch mal gegen ihn wetten"

Bisher ist das Match eine kuriose Geschichte, vielleicht ein schlechter Scherz. Aber steckt auch wirklich Sportbetrug dahinter? Wie die ukrainische Sportseite "Tribuna.com" berichtet, sei Bahmet ein Manager eines Onlinekanals, der sich mit Sportwetten beschäftigt. Beiträgen des russischsprachigen Kanals zufolge soll Bahmet sogar mit einem Kollegen auf die eigene Niederlage gewettet haben. Auf Kyrillisch schreibt in dem Forum ein Mann: "Hier im Video sieht man, wie unser Manager Artem ein ITF-Turnier spielt." Er fährt fort, dass Bahmet nicht einmal die Regeln kenne und "heute zum ersten Mal überhaupt einen Tennisschläger in die Hand genommen hat".

Mit illegalen Wetten habe man sich einen Urlaub und mehr finanziert: "Indem wir auf dieses Match gewettet haben, konnten wir einen Trip für zwei Personen nach Doha und eine Woche in einem exzellenten Hotel bezahlen", steht es im Forum. Das sei nur ein Teil der Einkünfte gewesen und weitere sollten folgen: "Nächste Woche spielt Artem noch mal ein Qualifikations-Match und wir werden noch mal gegen ihn wetten."

Ob es nun wirklich noch mal dazu kommt, dass Bahmet in einem weiteren Tennis-Match, auf das auch noch Wetten abgeschlossen werden dürfen, antritt, ist unklar. Auf Anfrage von n-tv.de sagt Mark Harrison, Sprecher der Tennis Integrity Unit (TIU), die Anti-Korruptions-Organisation, die sich unter anderem mit Wettmanipulation im Tennissport beschäftigt: "Der TIU ist das Qualifikationsmatch, das gestern beim ITF World Tennis Tour M15 Turnier in Doha, Katar gespielt wurde, bekannt. Im Einklang mit unserer Politik der Geheimhaltung betrieblicher Vorgänge werden wir zu diesem Zeitpunkt keine weiteren öffentlichen Kommentare abgeben."

Tennis ist gerade in den weniger lukrativen Turnierserien, die für ambitionierte Jungprofis mit hohen Kosten und niedrigen Preisgeldern verbunden sind und oft nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, anfällig für Wettbetrug. In den bisher ans Licht gekommenen Fällen gingen die Täter jedoch deutlich subtiler vor, als der inzwischen bekannteste unbekannte Tennisspieler der Welt es getan haben soll.

Quelle: ntv.de

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