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Armstrongs Doping-Beichte "Das war einfach nur Show"

Am Ende seiner Dopingbeichte zeigte der einstige Rad-Dominator Lance Armstrong plötzlich menschliche Züge.

Am Ende seiner Dopingbeichte zeigte der einstige Rad-Dominator Lance Armstrong plötzlich menschliche Züge.

(Foto: dpa)

Im zweiten Teil seiner Dopingbeichte zeigt Lance Armstrong erstmals Gefühle. Doch den Kampf gegen Doping bringt er nicht voran. Sein Geständnis entpuppt sich am Ende als heiße Luft. Deutschlands Topsprinter André Greipel spricht aus, was viele denken: "Wenn keine anderen Namen fallen, ist es einfach eine Show, was dort gemacht wurde."

Die weltweit mit Spannung erwartete Dopingbeichte des ehemaligen Radstars Lance Armstrong ist von den deutschen Profis mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Deutschlands Topsprinter André Greipel zeigte sich wenig überrascht von den Inhalten der Beichte des US-Amerikaners bei Talkmasterin Oprah Winfrey.

"Ich habe keine Minute davon gesehen. Er hat das gesagt, was alle schon wussten. Wenn keine anderen Namen fallen, ist es einfach eine Show, was dort gemacht wurde", sagte der 30-Jährige. Andere deutsche Fahrer räumten dem Geständnis dagegen mehr Bedeutung ein. Für Sprinter Marcel Kittel (Arnstadt) ist ohnehin weniger der einzelne Fall des Texaners entscheidend für die weitere Entwicklung der Sportart: "Lance Armstrong war letzten Endes nicht der böse Mensch im Radsport, sondern Teil einer Kultur, die sich entwickelt hat. Es muss das große Ziel im Radsport sein, das zu ändern", sagte der 24-Jährige.

Aus seiner Sicht sei es jedoch ebenfalls zu früh, um ein abschließendes Fazit zum Auftritt des prominenten Dopingsünders zu ziehen. "Wenn er ein ernsthaftes Interesse daran hat, dem Radsport zu helfen und seine Vergangenheit aufzuklären, wird er noch mit der USADA und der WADA reden. Erst dann kann man absehen, welchen Wert seine Beichte hat", sagte Kittel.

Routinier Jens Voigt (Berlin) zeigte sich dagegen erleichtert und glaubt an einen möglichen Neuanfang. "Es ist eine große Geschichte mit großer Tragweite. Wenn Lance ernsthaft alles raus lässt und die Leute überzeugt sind, dass er die Wahrheit gesagt hat, dann denke ich, ist tatsächlich eine Chance da, dass wir einen Neustart schaffen" sagte der 41-Jährige.

Eddy Merckx ist fassungslos

Der fünfmalige Tour de France-Sieger Eddy Merckx reagierte dagegen mit großer Enttäuschung auf die Dopingbeichte. "Er hat es zugegeben und das war hart zu hören. Er hat mir oft in die Augen gesehen, wenn wir über Doping gesprochen haben. Und es war immer ein großes Nein zu sehen", sagte Merckx der belgischen Zeitung "Le Soir".

Die Geschichte sei ein Skandal für die anderen Fahrer. Er hoffe, die aktuelle Fahrergeneration sei durch das Geständnis nicht desillusioniert, da sie ihren Job unter ständigem Verdacht ausüben müsste, ergänzte Merckx.

Ex-Toursieger Andy Schleck schenkt den Aussagen über den zweiten Teil seiner Karriere Glauben. "Ich glaube ihm, dass er bei seinem Comeback sauber war. Ich war sauber, und er ist von Alberto Contador und mir besiegt worden. Warum sollte er sonst hinter mir gelandet sein?", sagte Andy Schleck vor der Tour Down Under in Australien.

Walsh nimmt Entschuldigung an

Der britische Sportjournalist David Walsh nahm derweil die von Armstrong angebotene Entschuldigung an. Der Sunday-Times-Reporter schrieb via Nachrichtendienst Twitter: "Ich habe nicht um eine Entschuldigung gebeten oder sie erwartet, aber ja, wenn sie mir angeboten wird, nehme ich sie an." Die Aufrichtigkeit von Armstrongs Worten zweifelte Walsh aber an. Walsh hatte 2001 aufgedeckt, dass Armstrong von dem italienischen Dopingarzt Michele Ferrari behandelt worden war, 2004 veröffentlichte der Ire als Co-Autor des Buches "L.A. Confidential" Dopingvorwürfe gegen Armstrong.

Die Sunday Times will Schadensersatz in Millionenhöhe vom gefallenen Radstar einklagen. Das Blatt, das dem australischen Medienmogul Rupert Murdoch gehört, war 2006 vor Gericht gegen Armstrong unterlegen und musste umgerechnet rund 1,2 Millionen Euro zahlen. Armstrong war mit seiner Klage erfolgreich gegen einen Artikel aus dem Jahr 2004 vorgegangen, in dem die englische Zeitung ihm unlautere Methoden bei seinen Tour-Siegen vorgeworfen hatte.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa/sid

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