US Open: Nadal oder Federer? Dauerrivalen mit neuen Zielen
31.08.2010, 16:25 UhrWer in der Tenniswelt mitreden will, muss sich eigentlich nur zwei Namen merken: Federer und Nadal, Roger und Rafael. 20 der letzten 22 Grand-Slam-Titel gingen an einen der beiden, vieles spricht dafür, dass es auch bei diesen US Open nicht anders kommen wird. Spannend ist es trotzdem.

Trophäensammler: Roger Federer bringt es auf sechzehn Grand-Slam-Titel, Rafael Nadal auf acht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Sportgeschichte ist voll von Wundern, Märchen, Sensationen. Auch der Tennissport. Noch vor einem Jahr wurden Millionen von Menschen Zeuge so eines Momentes: Juan Martin Del Potro, Knapp-Zwei-Meter-Riese aus Argentinien, schlug im Finale der US Open den fünfmaligen Sieger Roger Federer. Es war das erste Mal, dass ein Spieler in einem Grand-Slam-Finale Federer schlug - und nicht Rafael Nadal hieß. Zuvor hatte immer einer dieser beiden Spieler gewonnen, wenn jemand von ihnen im Finale stand. Del Potro brach diese Serie, auch wenn nur wenige damit gerechnet hatten.
Es könnte also durchaus sein, dass auch in diesem Jahr jemand die US Open gewinnt, jemand außer Federer und Nadal. Aber die Statistik spricht dagegen. Mit Ausnahme von Del Potros grandiosem Sieg in New York und dem Australien-Open-Finale 2008, in dem Novak Djokovic die Gunst der Stunde nutzte, dass weder der Schweizer noch der Spanier im Finale auf ihn warteten, teilten die zwei besten Spieler der Welt sämtliche Grand-Slam-Titel seit den French Open 2005 unter sich auf. Auf mehr als 100 Turniersiege und rund 90 Millionen Dollar Preisgeld bringen sie es zusammen - sie sind die weltweiten Aushängeschilder des Tennissports und vielleicht die bekanntesten Dauerrivalen der Welt.

Federer gilt schon jetzt als bester Tennisspieler aller Zeiten. Aber ans Aufhören denkt er nicht.
Auch bei diesen US Open gucken Tennisfans in erster Linie auf Federer und Nadal. Denn beide sind nach New York mit großen Zielen angereist: Während der 29-jährige Federer all jene überzeugen möchte, die nach einer eher schwachen Saison, in der er kurzzeitig sogar auf Platz drei der Weltrangliste rutschte, schon vom nahenden Karriereende sprechen, will Nadal durch einen US-Open-Sieg endlich seine Grand-Slam-Sammlung komplettieren. Obwohl Nadal zweifellos die bessere Saison gespielt hat und in der Weltrangliste unangefochten auf Rang eins steht, hat Federer vermutlich die besseren Chancen, sein Ziel zu erreichen. Die Hartplätze von Flushing Meadows liegen ihm, außerdem zeigt seine Formkurve nach oben. Für seinen fünf Jahre jüngereren Kontrahenten aus Mallorca gilt genau das Gegenteil: Der Hard Court ist mit Abstand sein schlechtester Belag, zudem kämpfte er nach seinem zweiten Wimbledon-Triumph mit Verschleißerscheinungen.
Federer ist für Federer der größte Favorit
Angesichts dessen erklärte Federer, dass für ihn der größte Favorit auf den Titel er selbst sei. Und dass er das Ziel habe, 20 Grand-Slam-Titel zu holen, noch vier also. Sein Selbstbewusstsein hat unter den Misserfolgen dieser Saison offenbar nicht gelitten. Und wohl zurecht weist er darauf hin, dass er seine Schwächeperioden immer wieder überwunden habe. Schon nachdem er im Jahr 2008 das erste Mal nach 237 Wochen die Nummer eins an Rafael Nadal abgegeben hatte, sprachen viele davon, dass Federer seine beste Zeit hinter sich habe. Ein knappes Jahr später gewann dieser erst die French Open, dann Wimbledon und schließlich auch die Nummer eins zurück.
Davon, wieder Erster zu werden, ist er derzeit aber weit entfernt. Eher muss Federer aufpassen, dass der Abstand nach hinten nicht zu klein wird. Novak Djokovic und Andy Murray, neben Federer und Nadal die größten Favoriten auf den Titel, sitzen ihm im Nacken. Als weitere Kandidaten auf den US-Open-Sieg werden Thomas Berdych und Robin Söderling gehandelt. Die Amerikaner hoffen außerdem auf Andy Roddick und Mardy Fish, der nach vielen durchschnittlichen Jahren zuletzt stark spielte. Angesichts eines nicht ganz stabilen Federers und eines körperlich ausgelaugten Nadals stehen ihre Chancen nicht schlecht, für eine Überraschung zu sorgen. Doch man sollte sich nicht über eine Regel hinwegtäuschen: Tennis ist, wenn sich zwei Spieler gegenüber stehen und am Ende gewinnt Nadal oder Federer.
Quelle: ntv.de