Comeback von Superstar Manninen Der "Dominierer" macht nochmal ernst
04.01.2017, 12:15 Uhr
Angriff auf Schanze und in der Loipe: Hannu Manninen.
(Foto: imago sportfotodienst)
Hannu Manninen fliegt den Airbus 320 quer durch Europa. Auslasten tut ihn das aber nicht. Der erfolgreichste Nordisch-Kombinierer der Geschichte kehrt in den Weltcup zurück. Doch ob der Pilot das finnische Team wiederbeleben kann, scheint äußerst fraglich.
Der erfolgreichste Kombinierer der Geschichte hat das Rentnerdasein satt und will es mit dem erfolgreichsten Kombinierer der Gegenwart aufnehmen: Der große Hannu Manninen feiert am Samstag beim Heimweltcup im finnischen Lahti sein Comeback. Schon der erste Vergleich mit Eric Frenzel und dem Rest der deutschen "Dominierer" wird zeigen, ob der 38-Jährige ein ernsthafter Herausforderer ist. "Ich habe eine Weile überlegt, ob ich es noch einmal versuchen soll, und dann gesagt: Hey, warum nicht?", meint Manninen, mit 48 Siegen im Weltcup noch immer Rekordmann: "Hauptmotivation ist, herauszufinden, ob ich gegen die Top-Leute von heute bestehen kann. Ich denke, an einem guten Tag kann ich unter die besten 10 bis 15 laufen."
Dass Manninen ein zweites Comeback wagt - 2008 war er bereits einmal zurückgetreten und ein Jahr später zurückgekehrt - und den Ruhestand beendet, hatte sich abgezeichnet. Wobei Ruhestand beim Modellathleten aus Rovaniemi ohnehin relativ zu verstehen war: Manninen ist im Hauptberuf Pilot, fliegt für Finnair den Airbus 320 quer durch Europa. Es sagt einiges über Manninens Charakter aus, dass ihn selbst das nicht mehr auslastete, und er aus einer Laune heraus im Sommer ein paar nationale Wettkämpfe bestritt. Weil Finnlands Kombinierer vor der kommenden Heim-WM in Lahti (22. Februar bis 5. März) kaum weniger desaströs aufgestellt sind als die Skispringer, nahm Cheftrainer Petter Kukkonen den Altstar ins Gebet - und fand ein offenes Ohr.
"Das deutsche Team wirkt hart wie ein Diamant"
Doch was kann Manninen noch leisten? Zu besten Zeiten war er läuferisch eine Macht, ein Vergleich des Manninen von 2005 mit den heutigen Superläufern wäre reizvoll. Dass der Finne aber drei Monate vor seinem 39. Geburtstag noch mit den Frenzels, Rydzeks oder Rießles mithalten kann, darf bezweifelt werden - schon beim zweiten Rücktritt 2011 war der Lack sichtlich ab. "Es wird interessant, wie ich gegen Eric und die anderen Topathleten abschneide. Das ganze deutsche Team wirkt hart wie ein Diamant", sagt Manninen, dem Frenzel im Hinblick auf die Karriere-Bilanz im Nacken sitzt.
Frenzel holte wie der Finne einmal Olympia- und dreimal WM-Gold, drei dieser vier Titel im Einzel - Manninens einziger großer Solo-Titel war der WM-Erfolg 2007 im Sprint. Beide haben viermal den Gesamtweltcup gewonnen, jeweils in Serie, sind Rekordhalter. Frenzel steht bei 34 Weltcupsiegen, die Bestmarke des Finnen scheint angreifbar. Damit will sich Manninen nicht beschäftigen. "Mein Ziel ist, aus meinen jetzigen Möglichkeiten das Beste herauszuholen, vielleicht in Lahti in die Weltcuppunkte zu laufen", sagt er. Wie es danach weiter geht, weiß Manninen nicht.
"Meinen Wettkampf-Plan muss ich nach meinen Pflichten bei Finnair ausrichten", sagt er. Die WM ab dem 22. Februar hat Manninen aber auf jeden Fall auf dem Zettel. Dann wird es ein Wiedersehen mit seinem einstmals größten Kontrahenten geben: Ronny Ackermann und Manninen machten zwischen 2001 und 2008 den Gesamtweltcup unter sich aus, der Thüringer trat ebenfalls 2011 zurück und arbeitet seitdem im deutschen Trainerstab. Nur: Ackermann hat sich längst damit abgefunden, die Zeit nicht zurückdrehen zu können.
Quelle: ntv.de, Christoph Leuchtenberg & Eric Roos, sid