Deutschlands beste Tennisspielerin Der Referee kennt Kerber nicht
28.05.2012, 14:16 Uhr
Angelika wer? Deutschlands beste Tennisspielerin ist bei den French Open nicht jedem Offiziellen ein Begriff.
(Foto: REUTERS)
Noch vor einem Jahr kannten nur die Experten im Stade Roland Garros den Namen Angelique Kerber. Zwölf Monate später gehört die deutsche Nummer eins zu den Mitfavoriten auf den Titel bei den French Open. Dinah Pfizenmaier muss sich dagegen erst einen Namen machen.
Spätestens mit ihrem Einzug unter die Top Ten der Tenniswelt hat sich Angelique Kerber einen Namen gemacht. Unterschätzt wird die Kielerin nicht mehr, Ikone Martina Navratilova glaubt sogar, dass ihr "nach oben keine Grenzen" gesetzt sind, einen Grand-Slam-Titel inklusive. Nur der Schiedsrichter in Kerbers Erstrundenpartie bei den French Open in Paris hatte ihren Namen wohl noch nie zuvor gehört. Hartnäckig nannte er sie Angelika.
"Ich habe ihm gesagt, dass ich Angelique heiße, aber er hat es nicht kapiert", sagte die 24-Jährige nach ihrem 6:3, 6:4-Erfolg über die Chinesin Zhang Shuai. Ein Ergebnis ohne Donnerhall, aber das hat Kerber zum Auftakt eines Grand-Slam-Turniers schon längst nicht mehr nötig.
"Pfizenmaier? Wer ist das?"
Dinah Pfizenmaier hat sich dagegen das Spiel ihres Lebens erkämpft und die Chance, ihren Namen in der zweiten Runde von Paris auch den Schiedsrichtern nachhaltig ins Gedächtnis zu rufen. Nach drei Erfolgen in der Qualifikation und dem Auftaktsieg über die Französin Caroline Garcia steht die 20 Jahre alte Bochumerin plötzlich vor einem Duell mit der derzeit weltbesten Spielerin Wiktoria Asarenka aus Weißrussland - und das bei Pfizenmaiers erstem Grand-Slam-Turnier.
Blick nach oben: Qualifikantin Dinah Pfizenmaier überrascht bei den French Open - vielleicht auch die Nr. 1 Wiktoria Asarenka?
(Foto: REUTERS)
"Sie wird denken: Pfizenmaier? Wer ist das?", sagte die Nummer 198 des Rankings, die das Lachen nach dem größten Sieg ihrer Karriere gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam. "Es ist so erfrischend, wie sie ihren Erfolg genießt. Jede Minute, die sie hier spielt, wird ihr viel bringen", sagte die beeindruckte Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner.
Unbändiger Siegeswille
Eindruck hat Kerber seit den US Open im vergangenen Jahr genug geschunden. Damals hatte sie das Halbfinale in New York erreicht und damit zum ersten Mal auch hochbezahlte Superstars wie Maria Scharapowa und Serena Williams auf sich aufmerksam gemacht. In diesem Jahr hat Kerber ihre ersten beiden Turniere gewonnen, steht auf Platz zehn der Weltrangliste und hat die Topspielerinnen mehrfach geschlagen.
Scharapowa erwischte es im Februar in Paris, die ehemalige Weltranglistenerste Caroline Wozniacki war zweimal chancenlos - und auch die French-Open- und Wimbledonsiegerinnen Li Na und Petra Kvitova mussten bereits Kerbers Überlegenheit anerkennen. Was die etablierten Spitzenspielerinnen bei Emporkömmling Kerber besonders fürchten, ist ihr unbändiger Wille. "Ich verliere nie den Glauben an den Sieg. Egal, wie es steht", sagte die Linkshänderin. 13 Dreisatzmatches hat Kerber in diesem Jahr absolviert. 13 Mal verließ sie als Siegerin den Platz. Die Fähigkeit, sich zu schinden und über die eigenen Grenzen hinauszugehen ist auf den Sandplätzen im Stade Roland Garros besonders gefragt. Hier dauern die Spiele oft länger als auf Hardcourt, hier ist Geduld und vor allem Ausdauer gefragt.
Die Fitness ist der Schlüssel zu Kerbers Aufstieg. Gemeinsam mit Andrea Petkovic quälte sie sich in der Saisonvorbereitung in der Schüttler/Waske-University in Offenbach zu neuen Höchstwerten. Doch während die ehemalige deutsche Nummer eins zum zweiten Mal in dieser Saison verletzt pausieren muss, ist Kerber zäher denn je. "Sand war früher nie mein Belag", sagte Kerber vor ihrer Zweitrundenbegegnung mit der Weißrussin Olga Gowortsowa: "Das hat sich mittlerweile geändert. Heute fühle ich mich richtig wohl." Weil das so ist, steht Kerber kurz davor, sich zwischen den Scharapowas, Williams' und Wozniackis in den Top Ten festzubeißen. Und dann wird sie auch bei den Schiedsrichtern Angelique, und nicht Angelika Kerber heißen.
Quelle: ntv.de, Cai-Simon Preuten, sid