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NHL rätselt über Draisaitls Team Der "Tod durch tausend Schnitte" der Edmonton Oilers

Leider ein gewohntes Bild für Leon Draisaitl - die anderen jubeln.

Leider ein gewohntes Bild für Leon Draisaitl - die anderen jubeln.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Gestartet als Mitfavorit auf den NHL-Titel, legen die Edmonton Oilers einen Saisonstart hin, der die Eishockey-Welt erstaunen lässt. Die Zutaten: Eine katastrophale Torbilanz, ein unerklärliches Formtief Leon Draisaitls und ein Neuzugang, der noch überhaupt nicht funktioniert.

Vor Saisonbeginn gehören die Edmonton Oilers zum erweiterten Favoritenkreis auf den NHL-Titel. Natürlich. Wie auch schon in den letzten Jahren stellt das Team schließlich die beiden besten Angreifer der Liga. Der gebürtige Kölner Leon Draisaitl sammelte in der vergangenen Saison 128 Punkte (Tore plus Vorlagen), Teamkollege Connor McDavid sogar 153.

Die Brillanz in der Offensive entpuppt sich bisher jedoch noch nicht als Titelgarantie. Sowohl 2022 als auch 2023 scheiterten die Oilers am späteren Champion. Noch am Ende der letzten Saison antwortete McDavid auf die Frage nach den Erwartungen: "It's cup or bust, right?" Der Meisterschafts-Pokal, oder die Pleite.

Derzeit sieht es eher nach Pleite aus. Die Oilers stehen nach elf Spielen auf dem vorletzten Rang der Western Conference. Gerade einmal zwei Siege stehen zu Buche. "Die Mannschaft ist intakt, daran besteht für mich gar kein Zweifel. Es geht jetzt darum, möglichst schnell mehr Durchschlagskraft zu entwickeln. Wir wissen, dass wir es besser können und arbeiten weiter hart daran, dass es schon bald wieder besser klappt. ", gibt sich Leon Draisaitl nach der Niederlage gegen die Nashville Predators optimistisch. Connor McDavid klingt da deutlich dramatischer: "Es ist gerade wie ein Tod durch tausend Schnitte. So fühlt es sich an. Ein Fehler im Spiel wird für uns häufig bereits teuer. Es ist schwer, so Spiele zu gewinnen."

Oilers-Legende nimmt Draisaitl in Schutz

Die Offensive des Teams ist alles andere als begeisternd unterwegs. Kapitän McDavid fällt Ende Oktober einige Tage verletzt aus und wirkt noch immer so, als wäre er noch nicht wieder bei 100 Prozent. In den letzten sechs Spielen bleibt er ohne Tor. Draisaitl wartete zwischenzeitlich sogar sieben Spiele lang auf einen Treffer. Montagnacht ist er gegen die Vancouver Canucks endlich erfolgreich. Sinnbildlich für die derzeitige Situation ist aber eine andere Szene. In der gleichen Szene handeln sich Draisaitl und McDavid eine Auszeit auf der Strafbank ein, fünf Minuten später wird auch noch Coach Woodcroft ausgeschlossen. Das Spiel geht verloren.

Dass McDavid und Draisaitl eher Teil der Lösung, als Teil des Problems sind, scheint in Edmonton jedoch auch allen klar. "Unglücklicherweise können die zwei besten Spieler der Welt nicht allein gewinnen", äußert sich Mark Messier in einem Interview mit "Sportsnet". Der ehemalige Kapitän hat mit dem Team in den 80er-Jahren die Liga dominiert. Zwischen 1984 und 1990 gewannen die Oilers gleich fünfmal den Stanley Cup, bis 1988 spielte Messier an der Seite von Eishockey-Ikone Wayne Gretzky. Seitdem wartet die Franchise sehnsüchtig auf einen weiteren Titelgewinn.

"Betrunkene Jugendliche"

Messier kritisiert die Einstellung der Spieler, vor allem in der Defensive. Die Tordifferenz ist die zweitschlechteste der gesamten Liga. Wenig Sport-Floskeln werden so inflationär benutzt wie "Defense wins championships", was mitunter daran liegt, dass es die Wahrheit ist. Die 47 Gegentore, die die Oilers bis hierhin bekommen haben, können ligaweit nur die San Jose Sharks (55) unterbieten. Das "Edmonton Journal" vergleicht die Defensive des Teams mit "betrunkenen Jugendlichen, die den Weg aus einem Maisfeld-Labyrinth suchen."

Die Lösung für defensive Probleme sollte bereits im Kader sein. Im vergangenen Jahr stößt Torwart Jack Campbell von den Toronto Maple Leafs zum Team. Doch statt der neue Anker der Kanadier zu werden, legt er mit 87 Prozent die schlechteste Fangquote hin, die er einer NHL-Saison je hatte. Zunächst muss er sich das Tor mit Stuart Skinner teilen, der eigentlich als klare Nummer Zwei geholt wurde. Kürzlich versetzen ihn die Oilers ihn gar in die Reserve-Mannschaft.

Könnte bald schon um alles gehen

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So taumelt der Mitfavorit auf den Titel von Niederlage zu Niederlage und die Eishockey-Welt steht rätselnd daneben. ESPN fasst die Oilers-Saison bisher mit "Unergründlich" zusammen. Coach Jay Woodcraft betont nach der Niederlage gegen Nashville immer wieder, dass das gesamte Team unterperformt. Die Zeit drängt.

In den nächsten Wochen geht es um die Playoffs, den Job von Jay Woodcraft, und möglicherweise sogar die Perspektive der Franchise als Ganzes. Edmonton muss Draisaitl und McDavid zeigen, dass sie hier gewinnen können, die Superstars müssen zeigen, dass sie dafür die richtigen Spieler sind. "It's cup or bust, right?"

Quelle: ntv.de

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