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Einzigartige Pleitenserie Der "abnormale" Absturz der Kölner Haie

Der neunte Streich: Kölns Moritz Müller nach der Niederlage gegen Nürnberg.

Der neunte Streich: Kölns Moritz Müller nach der Niederlage gegen Nürnberg.

(Foto: imago images/Eduard Bopp)

Wie sich ein Sieg anfühlt, das wissen sie bei den Kölner Haien nicht mehr. Neun Spiele in Serie hat der Eishockey-Klub verloren. Und nun geht's zum Titelverteidiger. Die Offensive ist viel zu harmlos, die Torhüter völlig verunsichert. Der Frust der Fans richtet sich aber nicht gegen den Trainer.

Bei den Kölner Haien liegen die Nerven blank. "Raus aus meiner Kabine!", ruft Trainer Mike Stewart und wirft das vereinseigene Filmteam raus, das die Doku "Unter Haien" dreht. Da hatte der achtmalige Eishockey-Meister achtmal in Folge verloren. Seit Donnerstagabend nun hat die Serie historische Ausmaße angenommen. Nach dem 2:3 in der Deutschen Eishockey Liga gegen die Nürnberg Ice Tigers und einem Negativrekord in der Vereinsgeschichte beschwor der Trainer in seiner Verzweiflung sogar höhere Mächte. "Die Eishockey-Götter", sagte Stewart und blickte nach oben, "das ist abnormal."

"Irgendwie ist es ungerecht": Trainer Mike Stewart, wenig amüsiert.

"Irgendwie ist es ungerecht": Trainer Mike Stewart, wenig amüsiert.

(Foto: imago images/Eduard Bopp)

Neun Niederlagen in Folge sind für den Traditionsklub, der seit 18 Jahren seinem neunten Meistertitel hinterherläuft, alles andere als normal. Sie sind einzigartig - und gefährlich. Denn 13 Spiele vor Ende der Hauptrunde droht das Verpassen der Play-offs. "Irgendwie ist es ungerecht", lamentierte Stewart, "die Jungs tun alles und haben Besseres verdient". Und trotzig kündigte der Kanadier an: "Der Kampf geht weiter." Auch für den 47-Jährigen, den die Haie im vergangenen Jahr als ihren Wunschtrainer von den Augsburger Panthern losgeeist hatten.

Denn Stewart steht nicht infrage. "Der Trainer ist überhaupt kein Thema. Wir sehen, wie er arbeitet", sagte Geschäftsführer Philipp Walter. Auch bei den Fans genießt der ehemalige Verteidiger noch viel Vertrauen. Zielscheibe der Kritik wird mehr und mehr Manager Mark Mahon, der seit 2016 für die Zusammenstellung des Teams verantwortlich ist. Der frühere Stürmer, der in Deutschland vorwiegend in der Oberliga spielte, hatte vor allem bei der Verpflichtung der ausländischen Kontingentspieler häufiger kein glückliches Händchen. "Wir machen es nicht an der Personalie Mahon fest", erklärte Walter, "die Mannschaft hat schon gezeigt, welche Qualität in ihr steckt und wozu sie im Stande ist." Die Defizite sind allerdings überdeutlich: 94 Tore in 39 Spielen sind eine miserable Bilanz, 15 Treffer in 161 Überzahlsituationen die mit Abstand schlechteste Quote.

Auch die Goalies stecken in der Krise

Das Interessante ist: Dieses Foto stammt aus dem März vergangenen Jahres.

Das Interessante ist: Dieses Foto stammt aus dem März vergangenen Jahres.

(Foto: imago images / osnapix)

"Wir sind so in der Kacke drin, dass wir den Torhüter einfach mal mit reinschieben müssen", forderte Stürmer Marcel Müller, der selbst erst siebenmal getroffen hat - vor zwei Jahren für Krefeld aber noch 24 Tore erzielte. Nun reagierte Mahon und verpflichtete den früheren NHL-Stürmer Justin Fontaine. Der 32 Jahre alte Kanadier soll "zusätzliche Torgefahr" schaffen. Auf der anderen Seite ist Torwart Gustaf Wesslau, vor Kurzem noch einer der Besten seiner Zunft, mit einer Fangquote von 90,0 Prozent - ebenso wie sein Kollege Hannibal Weitzmann (89,6) - einer der schlechtesten Goalies der Liga.

"Uns fallen die Dinger hinten abenteuerlich rein", sagte Nationalspieler Moritz Müller. "Wir müssen wie im Western eine Wagenburg bilden." Walter stimmt zu: "Es ist jetzt wenig hilfreich, auf die Mannschaft draufzuschlagen." Dass der Klub zum dritten Mal nach 2009 und 2015 die Play-offs verpassen könnte, will der Geschäftsführer nicht glauben: "Das ist ein Szenario, mit dem ich mich nicht wirklich beschäftigen möchte." Der nächste Gegner ist an diesem Sonntag Titelverteidiger Adler Mannheim. Vom DEL-Rekord sind die zahnlosen Haie indes noch weit entfernt: Die Schwenninger Wild Wings verloren von Januar bis März 2003 insgesamt 18 Spiele in Folge.

Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski, sid

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