"Sie hat Nerven aus Stahl" Der historische WM-Triumph der 15-Jährigen
18.09.2022, 16:47 Uhr
Darja Varfolomeev während der Finalrunde.
(Foto: IMAGO/Schreyer)
Die vor knapp 16 Jahren in Westsibirien geborene Darja Varfolomeev hat für den Deutschen Turner-Bund den ersten WM-Titel in der Rhythmischen Sportgymnastik seit 1975 geholt. "Sie hat Nerven aus Stahl", schwärmt ihre Trainerin. Für Olympia 2024 sieht es somit recht gut aus.
Dass sie nach 47 Jahren den ersten Weltmeistertitel für Deutschland in der Rhythmischen Sportgymnastik holen konnte, verdankt Darja Varfolomeev ihrem bemerkenswerten Trainingsfleiß, ihrem außergewöhnlichen Talent - und ihrer Mutter. "Wegen ihr habe ich auch einen deutschen Pass. Und deshalb sind wir vor drei Jahren zu zweit nach Deutschland gekommen", berichtete die 15-Jährige schon vor ihrem sportlichen Höhenflug bei den Weltmeisterschaften in Sofia. Dort gewann sie insgesamt fünf Medaillen - darunter Gold mit den Keulen und Silber im Mehrkampf.
"Das ist ein sehr schöner Moment für mich und für ganz Deutschland", sagte Varfolomeev. "Ich bin froh, dass ich gut durch alle Geräte gekommen bin und das geschafft habe. Ich kann gar nicht mehr sagen, denn meine Gefühle sind am höchsten Punkt angekommen."
Für den Deutschen Turner-Bund (DTB) sicherte die im westsibirischen Barnaul geborene Gymnastin einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Zweite Plätze mit dem Ball und dem Team sowie Bronze mit dem Band rundeten das herausragende Abschneiden ab.
Zu Russland schweigt die 15-Jährige
"Darja hat Nerven aus Stahl", lobte Teamchefin Isabell Sawade: "Dass wir nach Verpassen der Qualifikation für die Spiele von Tokio jetzt schon so früh einen Quotenplatz für Paris haben, ist ein Riesenerfolg, der dem ganzen Team extrem guttut und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Sie hat es endlich gefunden, sie hat es endlich geschafft: Darja Varfolomeev freut sich über Gold.
(Foto: IMAGO/Schreyer)
Den Weg nach Deutschland haben mittlerweile auch Varfolomeevs Vater, ihr Bruder und der Familienhund gefunden, gemeinsam mit der Mutter und der Ausnahmegymnastin leben sie in Fellbach bei Stuttgart. Nur die Großeltern väterlicherseits sind in Sibirien geblieben. Und nehmen doch großen Anteil am Erfolgsweg ihrer Enkelin. Varfolomeev: "Vor jedem Wettkampf rufe ich meine Oma an, damit sie genau weiß, wann sie die Daumen drücken muss."
Nicht nur wegen noch vorhandener Probleme mit der deutschen Sprache mag sich Varfolomeev zur Situation ihrer früheren Trainingskolleginnen im Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine nur ausweichend äußern, direkte Kontakte gibt es wegen der verhängten Startverbote nicht: "Ich lese, dass es ihnen schlecht geht - aber so ist es nun mal."
Quelle: ntv.de, sue/sid