Julian Reus beendet Karriere Der schnellste Mann Deutschlands hört auf
18.08.2021, 18:26 Uhr
In Tokio lief Reus (rechts) mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel auf Platz sechs.
(Foto: dpa)
Im deutschen Männersprint führt über Jahre kein Weg an Julian Reus vorbei. Nun verkündet der 33-Jährige ganz offiziell das Ende seiner Laufbahn, die bei Olympia in Tokio einen positiven Abschluss findet. Und die ihn zum schnellsten Deutschen über 100 Meter gemacht hat.
Julian Reus hört auf. Die Olympischen Spiele waren für den deutschen Rekordhalter über 60 und 100 Meter der perfekte Abschluss einer bemerkenswerten Karriere. "Wie kann man eine Karriere denn glücklicher beenden, als mit einem olympischen Finale", sagte der 33-Jährige im Gespräch mit leichtathletik.de, der offiziellen Seite des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Mit dem sechsten Platz im Endlauf über 4x100 Meter tritt der Ausnahmesportler von der großen Bühne der olympischen Kernsportart, auf die er 2007 als U20-Europameister über 100 Meter gesprintet war.
15 Jahre lang gehörte Reus zur Spitze im deutschen Sprint, stellte 2016 seine bis heute gültigen Rekorde von 6,52 Sekunden über 60 Meter und 10,01 Sekunden über 100 Meter auf. "Ich bin einfach sehr zufrieden und glücklich", sagt er nun, da feststeht, dass seine Karriere ein Ende findet, dass es das war mit dem Leistungssport. Mit der Qualifikation für Tokio erreichte Reus sein letztes großes Ziel, führte als erfahrener Startläufer seine deutlich jüngeren Staffelkollegen Joshua Hartmann, Deniz Almas und Lucas Ansah-Peprah im olympischen Endlauf in 38,12 Sekunden auf Rang sechs. Der deutsche Rekord steht seit 2012 bei 38,02 Sekunden, natürlich gehörte Reus auch damals zum Quartett.
Seine größten internationalen Erfolge feierte Reus in der Sprintstaffel, gewann 2012 und 2014 EM-Silber und 2016 EM-Bronze. Im Einzel gelang es ihm bei den Weltmeisterschaften 2015 als erster Deutscher seit der WM-Premiere 32 Jahre zuvor, das Halbfinale zu erreichen. In der vorangegangenen Wintersaison glänzte er bei der den Hallen-Europameisterschaften als Bronzemedaillengewinner über 60 Meter. Auf nationaler Ebene sicherte er sich von 2013 bis 2017 fünfmal nacheinander den Titel über 100 Meter, insgesamt umfasst seine Vita allein im Aktivenbereich 19-faches Gold bei deutschen Meisterschaften im Einzel und den Staffeln.
An die magische Zehn-Sekunden-Grenze tastete er sich so nah heran wie kein anderer Deutscher, unterbot sie bei irregulären Bedingungen mit zu viel Rückenwind in 9,99 Sekunden sogar ein Mal. Wehmütig macht ihn das nicht, sagt er: "Ich habe nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt." Viel mehr ist der im dritten Anlauf nach London 2012 und Rio de Janeiro 2016 erstmals gelungene Einzug in den olympischen Endlauf mit der Staffel ein Ergebnis für den 33-Jährigen, mit dem er "positiv abschließen" kann.
Wie es nun weitergeht, ist dagegen noch offen. Seinen Bachelor im Studienfach "Internationales Management" hat er neben dem Leistungssport geschafft, bei leichtathletik.de spricht er zwar von "gewissen Ideen und Vorstellungen", aber "um konkret zu werden, dafür ist es noch zu früh". Der Leichtathletik bleibt der Wahl-Erfurter dagegen in anderer Rolle treu, Reus gehört nämlich bereits dem Präsidium des Thüringer Leichtathletik-Verbandes an. Und auch um den Sprint macht er sich keine Sorgen, von seinen drei Staffelkollegen in Tokio war keiner älter als 24 Jahre: "Wenn die Jungs weiterhin so gut trainieren wie bisher, werden sie ihren Weg gehen." Auch, wenn ihn das vielleicht einen seiner deutschen Rekorde kosten könnte.
Quelle: ntv.de, tsi