Befreiungsschlag nach Krisenjahr Deutsche Asse rasen zur Doppel-Überraschung
15.03.2023, 11:21 Uhr
Mit der Nummer eins auf Platz zwei: Romed Baumann.
(Foto: dpa)
Das deutsche Speed-Team erlebt eigentlich eine Saison zum Vergessen. Doch ausgerechnet beim Weltcup-Finale in Andorra feiern die Ski-Stars eine überraschende Auferstehung und dank Romed Baumann und Andreas Sander das erste deutsche Doppelpodium seit 31 Jahren.
Romed Baumann vergoss Tränen der Rührung, Andreas Sander dachte mit leuchtenden Augen an den feucht-fröhlichen Apres-Ski: Nach ihrem historischen Doppelpodium brachen die Emotionen aus den arg gebeutelten deutschen Abfahrern nur so heraus. "Saucool, das ist Balsam für die Seele", schwärmte Baumann nach seinem zweiten Rang beim Weltcup-Finale in Soldeu/Andorra, der drittplatzierte Sander fand den gemeinsamen Coup "Wahnsinn, abartig gut".
Nach einer Saison zum Vergessen mit der verpatzten WM, körperlichen Problemen wie bei "Teamchef" Thomas Dreßen und anderen Enttäuschungen schrieben die Vize-Weltmeister von 2021 ein kleines, aber feines Kapitel deutscher Ski-Geschichte: Zwei DSV-Athleten in der Königsdisziplin auf dem "Stockerl" - das gab es zuletzt am 11. Januar 1992 in Garmisch-Partenkirchen. Damals triumphierte der spätere Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier, der frühere Weltmeister Hans-Jörg Tauscher wurde Dritter.
Ein "geiler Teamerfolg"
"Bravo, bravo, bravo", brüllte der Streckensprecher, als sich Baumann und Sander neben dem Österreicher Vincent Kriechmayr zum Siegerfoto aufstellten. Sander kündigte nach dem "geilen Teamerfolg" an: "Das genießen wir richtig!" Noch im Zielraum gab es während der Frauen-Abfahrt, in der sich Kira Weidle "extrem" über Rang neun ärgerte, die ersten Kaltgetränke. Baumann war nach seiner ersten Podestfahrt im Weltcup seit Februar 2015 "ein bisschen sprachlos". Dass er seinen Erfolg mit Sander teilen durfte, nannte er "eine Riesensache". So einen Erfolg, sinnierte der 37-Jährige bewegt, erlebe man "nicht jeden Tag". Auch deshalb wollte er sich "ein, zwei Gläschen" gönnen.
Viel hatte nicht gefehlt, und sie hätten den ersten Abfahrtssieg eines DSV-Starters seit jenem von Thomas Dreßen im Februar 2020 in Saalbach-Hinterglemm feiern können. Baumann war neun, Sander 13 Hundertstel langsamer als Kriechmayr. Ja, sagte Baumann, "es wäre mehr drin gewesen", doch es überwog die Freude über den "richtig coolen Saisonabschluss". Warum es plötzlich so gut lief? Sanders erste Podestfahrt im Weltcup zehn Tage zuvor, als der 33-Jährige im Super-G von Aspen Zweiter wurde, habe ihn "beflügelt", sagte Baumann. Der Coup des Kollegen habe allen bewiesen: "Wir haben das auch drauf!" Mit "genau der Einstellung" sei er an den Start gegangen und habe die günstige Nummer eins "gnadenlos ausgenutzt".
Eine gute Stunde später schien Weidle noch einen draufzusetzen, bis sie die dritte Podestfahrt in diesem Winter mit einem Patzer im unteren Streckenabschnitt verspielte. Im Ziel donnerte sie wütend ihren rechten Skistock in den Schnee und schimpfte wie ein Rohrspatz. "Das ist sehr, sehr schade", sagte Weidle über ihren Schnitzer, beim Sieg der Slowenin Ilka Stuhec fehlten 0,39 Sekunden auf Rang drei. "Das war ein Rennen wie die ganze Saison", haderte sie: "Gute Teile dabei, aber dann passiert wieder irgendwas, das ein gutes Ergebnis verhindert." Mit Platz sieben in der Gesamtwertung, die an Sofia Goggia (Italien) ging, war sie "nicht hundertprozentig zufrieden".
Quelle: ntv.de, tno/sid