Bungee-Bogen und Rasenpilze Deutsche WM-Spielorte
09.12.2009, 11:59 Uhr
Die WM-Stadien Nelson Mandela Bay Stadion in Port Elizabeth und Moses Mabhida Stadion in Durban (von links).
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wenn Michael Ballack die Fußball-Nationalmannschaft im kommenden Sommer zum ersten WM-Spiel auf den Rasen führt, könnte der Spielball aus fast 100 Metern Höhe zum Anstoßpunkt hinabsausen. Von der vierten Querverstrebung des weltweit einmaligen Dachbogens über dem Moses Mabhida Stadion in Durban werden Bungee-Sprünge angeboten - und eine atemberaubende Showeinlage am Abend des 13. Juni 2010 ist nicht ausgeschlossen. "Wir haben noch keine Entscheidung getroffen, aber das ist sicherlich eine sehr gute Idee", sagte Durbans PR-Beraterin Debbie Reekelly.

Das Moses Mabhida Stadion gehört zu den spektakulärsten Stadien der WM.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die deutschen Fans können fast direkt vom Strand in die Arena laufen, die bei Afrikas WM-Debüt Austragungsort der deutschen Premieren-Partie gegen Australien ist. Wenige 100 Meter vom Indischen Ozean entfernt liegt der rund 310 Millionen Euro teure Neubau, der für die Südafrikaner ein großes Symbol dafür ist, dass alle WM- Zweifel widerlegt werden konnten. Innerhalb von drei Jahren wurde die 70.000-Zuschauer-Arena aus dem Boden gestampft und erfüllt nicht nur in Optik und Design höchste Ansprüche.
Nächstes Ziel: Olympische Spiele
In Deutschland und England schauten sich die Stadionbauer aus Durban um und entschieden: Nicht kleckern, sondern klotzen, wie es Julie-May Ellingson, WM-Cheforganisatorin der Stadt, nicht ohne Stolz beschreibt. Längst denkt man in der drittgrößten Stadt Südafrikas mit dem größten Seehafen des ganzen Kontinents über die WM hinaus. Offen aussprechen will es auch Zweli Mkhize, der Premierminister der KwaZulu-Natal-Provinz nicht, aber Olympische Spiele in Durban - die ersten in Afrika - sind in absehbarer Zukunft das große Ziel. "Lassen sie uns die WM erledigen, und dann sehen wir weiter", sagt der Politiker noch ausweichend.
Das Areal um die WM-Arena mit zahlreichen Sportanlagen vom Golfplatz bis zum Bahnradkurs und der Blick in das Stadion hinein offenbaren die Ambitionen. Der Umbau in einen Leichtathletik-Tempel ist beschlossen. Für die große Fußball-Party bleibt die künftige Laufbahn aber noch eine Rasenfläche. Braune Flecken hier und da auf dem Grün sollen durch den derzeit herrschenden Sommerregen bis zum WM-Anpfiff verschwunden sein.
Pilze im Nelson-Mandela-Bay-Stadion

Die Computersimulation zeigt die einzelnen Teile des Nelson-Mandela-Bay-Stadions, das unter Federführung des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner gebaut wurde.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Rasen könnte 2010 aber noch zum großen Krisenthema in Südafrika werden. Nach einer internationalen Journalisten-Tour durch die WM-Arenen erregten sich vor allem englische Medien über kleine Pilze, die im Nelson-Mandela-Bay-Stadion von Port Elizabeth aus dem Boden sprießen. Dort bestreitet das DFB-Team am 18. Juni sein zweites WM-Duell gegen Serbien.
Im Stadion von Durban geht der Blick zunächst automatisch nach oben. 106 Meter hoch schwingt sich ein Stahlbogen empor, als riesige Mittelkonsole des einem Zulu-Kriegerschild nachempfundenen und von einer Krefelder Firma entworfenen Daches. Per Schweizer Seilbahntechnik kann man mit einer Gondel auf den Gipfelpunkt fahren und einen spektakulären Blick über Berge und Ozean genießen.
Nicht nur schön, auch praktisch
DFB-Kapitän Ballack und seine Kollegen werden dafür in den Katakomben des nach dem 1986 im Exil in Mosambik gestorbenen ANC-Freiheitskämpfer Moses Mabhida benannten Stadions keine Zeit haben. Immerhin um ihre Wertsachen müssen sich die Profis während des Spiels nicht sorgen. In den Umkleidekabinen hat jeder Spieler einen eigenen kleinen Safe mit individuell einstellbarem Pincode über seinem Spind. Bei allem Klotzen dachte man beim Stadionbau in Durban auch an die praktischen Details.
Quelle: ntv.de, Arne Richter, dpa