EM der Fechter in Leipzig Deutsche erstmals ohne Medaille
21.07.2010, 15:51 UhrSie lassen die Köpfe hängen: Den deutschen Fechter geht auf der vorletzten Etappe der Europameisterschaften in Leipzig die Puste aus. Die hoch gehandelten Florettherren bleiben ohne Medaille, die Degendamen verpassen erneut das Finale und werden wieder Vierte.
Das Medaillen-Festival endete abrupt. Als Europameisterin Imke Duplitzer in Leipzig der "Sudden Death" gegen Polen ereilte, war die Enttäuschung im deutschen Fechter-Lager groß. Die Degendamen verpassten mit dem 26:27 gegen Polen das Finale und wurden nach einem 35:45 gegen Frankreich Vierte. Die auf Gold programmierten Florettherren stürzten auf Platz sieben ab - die laut Olympiasieger Benjamin Kleibrink "superstarke Mannschaft" musste am vorletzten EM-Tag nach dem 41:45 in der Runde der besten Acht gegen Großbritannien vorzeitig klein beigeben.
"Trotzdem war es kein Scheißtag, beileibe nicht", sagte Manfred Kaspar, Sportdirektor im Deutschen Fechter-Bund. Beide Teams hätten in der Vergangenheit so viele Medaillen geholt: "Da dürfen sie auch mal eine Auszeit haben." Der 57-Jährige hatte nach Duplitzer- Gold im Einzel, zweimal Silber und zweimal Bronze schon vor den unerfreulichen Ergebnissen "entspannt einen Haken an die Medaillenbilanz" gemacht.
Olympiasiegerin Heidemann "extrem enttäuscht"
Doch nichts war es mit dem zweiten Gold. "Extrem enttäuscht", reagierte Olympiasiegerin Britta Heidemann auf das verpasste Gold-Gefecht: "Ich kann mich irgendwie daran erinnern, dass es zuletzt immer nur ein Treffer war, der uns fehlte." Schon bei der WM vor neun Monaten in Antalya waren Heidemann und Co. im "plötzlichen Tod" an Polen gescheitert, jetzt erging es der Leverkusenerin, Imke Duplitzer, Monika Sozanska und Ricarda Multerer erneut so.
Noch schlimmer erwischte es die jahrelang vom Erfolg verwöhnten Florett-Experten um Kleibrink und den ehemaligen Weltmeister Peter Joppich. EM-Dritte waren sie 2009 in Plowdiw, viermal nacheinander WM-Zweiter. Jetzt sollte endlich der große Titel her - es wurde gar nichts, die schwache Bilanz des Einzelwettbewerbs mit Rang 27 als bester Platzierung setzte sich nahtlos fort. Kaspar: "Sie haben sich eine große Sendepause gegönnt."
Bundestrainer Schreck: "Der Druck ist jetzt weg"
"Klar sind wir enttäuscht. Immerhin wollten wir hier Edelmetall holen", bilanzierte Florett-Bundestrainer Ulrich Schreck. Er und sein Team, zu dem neben Kleibrink und Joppich noch die Bonner André Weßels und Sebastian Bachmann gehörten, nahmen die auf den Großbritannien-Schock folgenden Niederlage gegen Österreich (40:45) im ersten Gefecht um die Ränge fünf bis acht fast teilnahmslos zur Kenntnis, Schreck stellte nach den vielen Erfolgen der Vergangenheit "eine gewisse Müdigkeit" fest.
Vor der WM im November in Paris kommt Schreck der Einbruch aber gar nicht ungelegen: "Der Druck ist jetzt weg. Und wir sind nicht mehr in der Rolle des Favoriten."
Quelle: ntv.de