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Von der Kneipe auf die WM-Bühne Deutscher Dart-König glänzt mit Doppelrolle

Bei der diesjährigen Weltmeisterschaft der Dartspieler wird ein Deutscher gleich doppelt gefordert sein. Tomas Seyler tritt als Spieler und Kommentator auf. Die deutschen Chancen beurteilt er eher nüchtern. Wirkliche Sorgen bereitet ihm aber ein anderes Thema.

Tomas Seyler hat sich beim Dart inzwischen nicht nur als Spieler, sondern auch als Kommentator einen Namen gemacht.

Tomas Seyler hat sich beim Dart inzwischen nicht nur als Spieler, sondern auch als Kommentator einen Namen gemacht.

(Foto: dpa)

Wenn die Dart-WM beginnt, ist Tomas "Shorty" Seyler gleich doppelt gefordert. Er will nicht nur mit den Pfeilen ins Schwarze treffen, sondern auch mit seinen Worten. In London ist der mehrfache deutsche Meister einerseits ambitionierter Teilnehmer und andererseits kritischer TV-Kommentator. "Die Rolle des Sprechers und nicht des Mitfiebernden ist besonders", erklärt der 39-Jährige. "Klar, bleibe ich schon ein bisschen patriotisch und euphorisch, wenn meine beiden deutschen Mitspieler am  Start sind - auch wenn unsere Chancen nicht sonderlich groß sind."

Neu ist die Aufgabe als Fernsehexperte für den Bremer nicht. Schon das ganze Jahr über kommentiert er den Profi-Dartsport beim Sender Sport1, der einige Turniere und jetzt auch die WM überträgt. Für den Saisonhöhepunkt sind 60 Stunden Live-Berichterstattung geplant. "Ich mache das frei Schnauze und gehe einfach genauso ab wie die Jungs an den Pfeilen. Aber vielleicht bin ich auch mal mundfaul", gesteht er.

Deutschland beim Dart noch Entwicklungsland

Eine extreme Herausforderung erwartet die deutschen Dartspieler nun in London. Das Turnier läuft insgesamt 16 Tage, über eine Million britische Pfund werden ausgezahlt. "Du weißt, wie der Kram funktioniert, aber wenn 3500 Engländer um dich herum eine Party feiern und du dich konzentrieren musst, ein acht Millimeter Feld aus 2,37 Metern Entfernung zu treffen, wird es herausfordernd", sagt Seyler. Die Spieler aus dem "Dart-Entwicklungsland Deutschland" kommen auf einen Schlag vor 44 Grad warme Scheinwerfer und 13 TV-Kameras. Seyler nimmt nun zwar schon das vierte Mal bei der WM teil - es bleibt aber immer noch etwas Besonderes. "Am Mikro wird jeder Wurf kommentiert und nach der Auszählung tobt die Halle", schildert "Shorty".

"The Power" Phil Taylor holte sich Anfang 2013 schon zum 16. Mal den Titel.

"The Power" Phil Taylor holte sich Anfang 2013 schon zum 16. Mal den Titel.

(Foto: AP)

Seinen Spitznamen hat er als Neunjähriger bekommen. Damals, vor 30 Jahren, fing er mit Dart an. Inzwischen dominiert Seyler die deutsche Szene. Die Faszination Mann gegen Mann treibt ihn weiter an. "Wir betreiben ja zum Glück keinen Sport mit Ablaufdatum", sagt er, auch wenn körperliche Verschleißerscheinungen im Handgelenk oder an der Hüfte im Alter auftreten können, "schließlich sind wir ja nun einmal alle nicht die schlanksten". Möglicherweise hat Seyler mit seiner Erfahrung aber auch Vorteile im Vergleich zu Jüngeren. Der englische Altmeister Phil Taylor dominiert trotz seiner 53 Jahre als sechzehnfacher Weltmeister und Weltranglistenerster die ganze Szene.

Probleme macht der fehlende Nachwuchs

Hoffnungen auf gute Ergebnisse gibt es aber auch im Deutschen Dart-Verband. "Wenn unsere Spieler immer mehr im Fernsehen sind, bringt das den Sport in Deutschland immer weiter nach vorne", prognostiziert Verbandspräsidentin Claudia zum Felde. Trotzdem fehlen vor allem Sponsoren. Den Nachwuchs verliere man oft durch die erste Freundin oder Outdoor-Sportarten. "Wenn von zehn zwei durchkommen, die weiter machen wollen, sind wir schon zufrieden", sagt Seyler.

Einer aber hat es nun schon einigermaßen weit gebracht: Neben Seyler und seinem langjährigen Doppelpartner Andree Welge spitzt bereits zum zweiten Mal der 17 Jahre alte Youngster Max Hopp die WM-Pfeile. "Er wird nach den vielen Strauchlern im Vorjahr nun stabiler. Max hat wieder Lust, ich sehe wenig Probleme für ihn, sich festzubeißen", kommentiert Seyler - demnächst dann auch wieder für die Zuschauer vor dem Fernseher.

Quelle: ntv.de, Teresa Tropf, dpa

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