Dopingjäger Donati kritisiert Deutschland zu lahm
20.06.2007, 13:48 UhrDer italienische Dopingjäger Sandro Donati hat Deutschland vorgeworfen, bei Dopingermittlungen gegen internationale Händlerringe bisher nicht ausreichend zu kooperieren und mit dem nationalen Anti-Doping-Kampf zu spät begonnen zu haben. "Aber besser spät als nie, doch jetzt muss man an Tempo gewinnen", sagte Donati im Bundestag, wo der Italiener am Nachmittag einer der Experten bei der Anhörung zur Novellierung des Arzneimittelgesetzes war. Dieses lobte Donati in Teilen, forderte aber wie die Grünen die Einführung des Tatbestandes "Sportbetrug".
"Das Gesetz muss vor allem stark sein, was den Kampf gegen den Handel mit Dopingmitteln und die Hintermänner betrifft", erklärte Donati. Der Kampf gegen den Handel mit Dopingmitteln ist einer der zentralen Punkte des deutschen Entwurfes. Er sieht vor, dass Sportler weiter ausschließlich der Sportgerichtsbarkeit unterliegen, die Hintermänner aber konsequent verfolgt werden. Man brauche starke nationale Gesetze, meinte Donati: "Dies führt zu einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit beim Kampf für einen sauberen Sport."
Das derzeitige internationale Sportsystem bezeichnete der Sportwissenschaftler als zynisch, weil es von seinen Athleten immer höhere Leistungen verlange, um bei Olympischen Spielen dabei zu sein: "Doch dadurch steigt die Dopinggefahr enorm."
Weil in der Vergangenheit vor allem die Sportler belangt, aber selten Hintermänner bestraft worden sind, habe sich das Dopingphänomen überhaupt erst entwickelt, führte der Italiener aus. Dafür trügen die Verbände und das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Verantwortung. Diese hätten Doping viel zu lange als Randphänomen dargestellt. Doch mittlerweile sei ein Schritt nach vorn erfolgt, weil der Sport dazu gezwungen wurde.
Darüber hinaus forderte Donati, der Weg von Arzneimitteln von der Herstellung bis hin zur Vergabe müsse strenger verfolgt werden. Für Pharmamultis sei Doping ein riesiges Geschäft.
Quelle: ntv.de