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"Schumi wäre das nicht passiert" Dicke Luft bei Ferrari

Die Stimmung bei Ferrari ist nach nur zwei Läufen zur Formel-1-Weltmeisterschaft schon gereizt - Pilot Felipe Massa steht in der italienischen Presse am Pranger, doch für Berater Michael Schumacher gibt es keinen Grund einzugreifen.

"Es ist nicht seine Aufgabe, einem Fahrer, der in dem Team engagiert ist, zu sagen, Du hast da einen Fehler gemacht", sagte Schumacher-Manager Willi Weber. Dies taten dafür die Zeitungen aus dem Ferrari-Land, nachdem Massa am Sonntag beim Großen Preis von Malaysia mit einem verschlafenen Start seine Siegchancen trotz Pole-Position verspielt hatte. "Beschämend, Massa hat alles falsch gemacht", urteilte "La Gazzetta dello Sport".

"Ferrari löst sich auf"

Doch damit noch nicht genug der schonungslosen Schelte. "Was für eine Enttäuschung, Ferrari löst sich förmlich auf", titelte die berühmte italienische Sportzeitung weiter. Während anderswo die Glanztat der McLaren-Mercedes-Männer Fernando Alonso (Spanien) und Lewis Hamilton (England), die in ihren Silberpfeilen die ersten beiden Plätze vor dem finnischen Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen unter sich ausmachten, gelobt wurde, mutmaßte "La Repubblica": "Ferrari entdeckt seine Angst." Und die Tifosi im Ferrari-Fanclub Maranello wurden wehmütig: "Schumi wäre so etwas nicht passiert."

Die harten Töne seitens der Presse missfielen Ferrari-Direktor Jean Todt gewaltig, nachdem die Marke mit dem springenden Pferd die Hürde des ersten Rennens ohne Schumacher noch glanzvoll genommen und durch Räikkönen den Sieg beim Auftaktrennen in Melbourne gefeiert hatte. "Ich komme mir hier vor wie bei einem Tribunal. Vor drei Wochen waren wir noch unschlagbar und nun sollen wir den Hunden zum Fraß vorgeworfen werden", klagte Todt.

Von Hamilton vorgeführt

Dass die Schlappe in der Sauna von Sepang mit den Plätzen 3 und 5 (Massa) vor allem dem schwachen Start des Brasilianers geschuldet war, daraus machte allerdings nicht einmal Ferrari-Renningenieur Luca Baldisseri einen Hehl. "Wir hatten sehr auf die Ausnutzung der Pole- Position gesetzt", meinte er. "Ich kenne ihn gut, vielleicht ist einfach sein Temperament mit ihm durchgegangen", meinte Schumacher- Manager Weber, nachdem Massa beim Start vor allem von Formel-1-Neuling Hamilton vorgeführt worden war.

Bange ist Weber aber nicht um das Team seines Schützlings, der selbst als "Rennrentner" das erste Mal beim Großen Preis von Spanien und damit beim übernächsten Rennen und dem Europa-Auftakt am 13. Mai vor Ort sein will. "Es war immer die große Stärke von Ferrari, Dinge wahnsinnig schnell und konsequent umzusetzen", meinte der Manager.

Hoffnung auf Ross Brawn

Viel Zeit bleibt der Scuderia auch nicht, um den gescholtenen Massa wieder aufzubauen und mögliche weitere Verbesserungen an der "Roten Göttin" durchzuführen. Denn schon an diesem Sonntag steht in Bahrain das dritte Saisonrennen an. "Im nächsten Rennen werden wir wieder um den Sieg fahren", versprach Räikkönen.

Was die längerfristige Planung betrifft, hofft Ferrari indes offenbar auch auf eine Rückkehr von Technik-Guru Ross Brawn, der sich eine einjährige Auszeit genommen hat und an dem Rivale Honda stark interessiert sein soll. "Ross ist offensichtlich frei, aber wir denken, dass es ein Gentlemen's Agreement gibt, dass er zuerst mit uns spricht, bevor er über seine Zukunftspläne entscheidet", wurde ein Ferrari-Sprecher von der britischen Tageszeitung "The Guardian" zitiert.

Jens Marx / Bernhard Krieger, dpa

Quelle: ntv.de

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