Sport

Neuer Verband als letztes Mittel Die Flucht vor dem Olympia-Knockout peinigt Box-Welt

Präsident Hadler (r.) will auch weiterhin Athleten auf dem Weg zu Olympischen Spielen begleiten.

Präsident Hadler (r.) will auch weiterhin Athleten auf dem Weg zu Olympischen Spielen begleiten.

(Foto: picture alliance / Norbert Schmidt)

Korruption und Wettbewerbsverzerrung im Verband bringen das Boxen auf die schiefe Bahn - den Rettern des Sports bleibt nur eine neue Verbandsgründung für die Amateure. Doch das Aus für die Olympischen Spiele 2028 ist trotzdem nah. Der deutsche Präsident stemmt sich dagegen.

Die Zeit wird knapp, das weiß auch Jens Hadler. Olympische Spiele ohne Boxen? Dieses Schreckensszenario will sich der Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes gar nicht erst vorstellen - und drängt nach dem endgültigen Aus für den so umstrittenen Weltverband IBA auf eine schnelle Etablierung der neuen Alternative "World Boxing" als Dachorganisation für die Amateure.

"Man muss schauen, was die nächsten Wochen bringen. Aber was soll Abwarten noch helfen? Es ist ein langer Prozess, einen Weltverband wachsen zu lassen. Warten hat keinen Sinn und hilft nichts", sagte Hadler. Für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles ist Boxen bislang kein Teil des Programms, in Paris (26. Juli bis 11. August) werden die Box-Wettkämpfe von einer vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingesetzten Taskforce organisiert - und das ausdrücklich zum letzten Mal.

Nach dem IBA-Aus muss bis Anfang 2025 ein "anerkannter und zuverlässiger internationaler Verband als Partner" gefunden werden, um die Zukunft des olympischen Boxens zu sichern, betont das IOC. Dieses Ultimatum setzt World Boxing unter Druck. Doch Hadler bleibt optimistisch. "Jetzt kommt die nächste Stufe. Die Gründung gibt es, 27 Verbände sind zurzeit dabei, sieben sind gerade im Zulauf. Für alle Nationalverbände, für die Olympische Spiele eine herausragende Bedeutung haben, müsste es eine einfache Entscheidung sein", so Hadler.

"Es ist alternativlos"

Es steht ein wegweisendes Jahr bevor. Das Boxen, lange Zeit eine olympische Kernsportart, steht ohne anerkannten Weltverband da, nachdem die IBA zuletzt vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS mit ihrem Einspruch gegen den Ausschluss durch das IOC gescheitert war. Das Gericht in Lausanne hatte der Ringe-Organisation recht gegeben, die der IBA im Juni 2023 wegen Korruption und Wettbewerbsverzerrung die weitere Anerkennung als verantwortlicher Dachverband des Amateur-Boxsports entzogen hatte.

Mehr zum Thema

World Boxing hatte sich bereits frühzeitig als zukunftsorientierte Konkurrenz positioniert, mit Sportdirektor Michael Müller ist der DBV bereits im Exekutivkomitee vertreten und agiert als treibende Kraft. Jetzt gilt es, schnellstmöglich die nächsten Schritte zu gehen. "Ich bin sehr sicher, dass wir nach dem Übergangsjahr 2024 einen kompletten Wettkampfkalender bei World Boxing haben werden", zeigte sich Müller in einem Interview auf der DBV-Website optimistisch.

Für den DBV sei es "essenziell", die olympische Zukunft des Boxens zu sichern, so Müller: "Selbst wenn wir drei Medaillen in Paris holen und danach Boxen nicht mehr olympisch ist, wäre das eine Katastrophe für uns." Deshalb engagiert sich der DBV proaktiv beim weiteren Ausbau von World Boxing. "Es ist alternativlos", sagte Hadler: "Entweder wir schaffen es, Boxen über World Boxing olympisch zu halten. Oder wir schaffen es gar nicht."

Quelle: ntv.de, ara/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen