Sport

Rabobank und Rasmussen Die Hoffnung starb zuletzt

Noch am Tag nach Michael Rasmussens Rauswurf prangte auf der Internetseite der niederländischen Rabobank der stolze Spruch: "Rasmussen setzt seiner Leistung die Krone auf". Da war der dänische Radprofi im Dienste der Niederländer schon längst aus deren Team bei der Tour de France gejagt worden. Doch das Bankhaus mit insgesamt neun Millionen Kunden reagierte langsam.

Erst gegen 10 Uhr erinnerten sich die Amsterdamer Finanzkünstler an ihren eigenen Werbespruch: "Es ist Zeit für eine Bank, die es anders macht." Dem großen Lob für ihren mit viel Geld unterstützten dänischen Kletterkönig folgte die schlichte Mitteilung: "Radrenn-Mannschaft nimmt Rasmussen aus der Tour".

Trotziges Festhalten

Bis ganz zum Schluss hatte die Rabobank gehofft, ihr Logo werde am Ende der Rundfahrt auf dem Siegerpodium erscheinen. Unbeirrt hielt man an Rasmussen noch fest, als dieser sich schon in Widersprüche verstrickte und - wenig werbewirksam - von Zuschauern am Rande der Strecke ausgebuht wurde.

Auch der eher verstockte Rasmussen selbst vergaß seinen großzügigen Sponsor nicht: Als er am Ende der 16. Etappe souverän über die Ziellinie am Col d'Aubisque radelte, zog er sich schnell den Reißverschluss des gelben Trikots zu. So prangte der Schriftzug des Sponsors gut lesbar auf seiner Brust, als die Fotografen seine Siegerpose ins Visier nahmen.

Und so sollte es bleiben, bis am Sonntag in Paris. Rasmussen und seine orange-blau gekleideten Kollegen - angeblich eines der teuersten Teams der Tour - sollten dem langjährigen Engagement der Bank im Radsport endlich etwas zurückzahlen.

12 Millionen Euro im Jahr

Stattdessen brachte der dürre Däne großes Unheil über seinen niederländischen Arbeitgeber. "Geschockt und schockiert" - so lautete die offizielle Reaktion in Amsterdam. Heilfroh war man dort, dass die düpierten Helfer Rasmussens, die ihn mehrfach mit allerletzter Kraft die Berge hinaufgezogen hatten, nun nicht frustriert vom Sattel stiegen. Sie fahren weiter bis zum bitteren Ende in Paris.

Und die Rabobank zahlt - etwa 12 Millionen Euro pro Jahr. "Wir waren uns aller möglichen Konsequenzen bewusst, als wir vor zwölf Jahren in den Radsport eingestiegen sind", sagt die Chefin des Sponsorings, Helen Crielaard. "Das hat uns so viel Gutes gebracht, da denken wir bei einer solchen Nachricht bestimmt nicht sofort daran, das zu beenden."

von Thomas P. Spieker, dpa

Quelle: ntv.de

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