Zoff zwischen München und Dortmund Die Klubbosse heizen das Gipfelchen an
10.04.2014, 20:25 Uhr
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist vor Kameras und Mikrofonen selten um einen flotten Spruch verlegen.
(Foto: dpa)
Sportlich fehlt dem Bundesliga-Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund diesmal die Brisanz, dennoch fliegen die Giftpfeile zwischen den Klubs hin und her. Grund ist ein Streit zwischen den Vereinsoberen, den beide Seiten fleißig befeuern.
Von sportlicher Brisanz kann bei 20 Punkten Abstand und schon vergebenem Meistertitel keine Rede sein. Dafür sorgt ein verbaler Schlagabtausch der Führungskräfte aus München und Dortmund vor dem Gipfel der Fußball-Bundesliga am Samstag für Gesprächsstoff. Sowohl der designierte Bayern-Präsident Karl Hopfner als auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bedienen fast täglich das Boulevard-Interesse und sorgen für eine aufgeheizte Stimmung.
Der von Hopfner mit einem Lügenbaron ("Münchhausen wäre ja noch geschmeichelt") verglichene Watzke keilte via "Bild"-Zeitung zurück: "Karl Hopfner hat mich mit diesem Vergleich persönlich beleidigt. Ich kann dazu nur sagen, dass ich noch nie einen Bayern-Verantwortlichen als Lügner, Betrüger oder ähnliches beleidigt habe." Es passt ins Bild von medial gehypter Zwietracht, dass der Grund für den Streit zehn Jahre zurückliegt. Unterschiedliche Darstellungen zu einem Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro, das die Münchner dem finanziell angeschlagenen BVB im Jahr 2004 gewährt hatten, verschlechtern das zuletzt angespannte Verhältnis der beiden Branchenriesen zusehends. Watzke widersprach Äußerungen von Hopfner, nach denen das Darlehen zinslos gewesen sei und der FC Bayern damit einen wichtigen Beitrag zur Rettung des damals von der Insolvenz bedrohten Revierklubs geleistet habe. Der Konter von Hopfner folgte postwendend: "Wenn Herr Watzke über Uli Hoeneß als keine 'Mutter Teresa' spricht, finde ich das äußerst diskreditierend. Ich muss sogar sagen: Das ist beschämend."
"Eigenartige Wahrnehmung der Fakten"
Drei Tage vor der Partie griff auch Karl-Heinz Rummenigge in den Streit ein. Münchens Vorstandsboss wertete die Aussagen von Watzke als "eigenartige Wahrnehmung der Fakten". "Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, dass (Manager) Michael Meier bei uns angerufen hat und gesagt hat: Wenn Bayern München die zwei Millionen nicht zur Verfügung stellt, könnten sie am Monatsende die Gehälter nicht zahlen", sagte Rummenigge und fügte an: "Wir wollten ihnen nur helfen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dafür schämen wir uns auch nicht." Watzke räumte inzwischen immerhin ein: "Der Zinssatz war in der Tat niedriger, als ich irrtümlicherweise in einer spontanen Reaktion auf die Frage angegeben hatte." Von guten bilateralen Beziehungen konnte aber auch schon vorher keine Rede sein. Schon beim Streit zwischen BVB-Trainer Jürgen Klopp und dem Münchner Sportvorstand Matthias Sammer vor wenigen Wochen war die gewachsene Rivalität beider Klubs zum Ausdruck gekommen.
"Das führe ich darauf zurück, dass wir den Bayern in den vergangenen Jahren zu nahe gekommen sind - und sie möglicherweise auch registrieren, welche großen Sympathiewerte wir in Gesamtdeutschland haben", kommentierte Watzke die jüngste Entwicklung im "Kicker". Rummenigge sieht die atmosphärischen Störungen hingegen in BVB-Frust begründet: "Ich glaube, dass mich der morgendliche Blick auf die Tabelle auch nicht fröhlich stimmen würde." Das Bild würde sich auch bei einem Sieg der Dortmunder nicht groß ändern: "Das Spiel hat statistischen Wert, aber auch nicht mehr"
Dennoch unternahm Rummenigge einen ersten Versuch, die Wogen zu glätten - zumindest was den Streit um das Darlehen anbetrifft: "Wir sollten das Buch mit dem Kapitel zuschlagen. Diese Geschichte ist so lange her, dass man sie nicht ständig aufwärmen muss." Angesichts der 20 Punkte, die zwischen Bayern und BVB liegen, ist sie vor dem Bundesliga-Duell aber nunmal auch die spannendste.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid