Wegbereiter des modernen Tennis Die Tennis-Welt trauert: Niki Pilic ist tot
23.09.2025, 11:41 Uhr
Der "Preuße vom Balkan" und Boris Becker.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Der einstige deutsche Davis-Cup-Kapitän Nikola "Niki" Pilic ist tot. Pilic führte das deutsche Tennis in den 1980er- und 1990er-Jahren zu großen Triumphen. Danach holte er einen jungen Serben in seine Tennisschule. Sein Name: Novak Djokovic.
Nikola Pilic ist tot. Der ehemalige Kapitän des deutschen Davis-Cup-Teams wurde 86 Jahre alt. Er starb im kroatischen Opatija, gibt der kroatische Verband bekannt. Pilic war einer der Wegbereiter des modernen Tennis. 1939 in Split geboren, 1987 auch mit dem deutschen Pass ausgestattet, sorgte er während seiner Spieler-Karriere für Aufmerksamkeit, doch so richtig erfolgreich wurde er erst danach.
Pilic gewann als Mannschaftskapitän gleich viermal den Davis-Cup. 1988, 1989 und 1993 führte er das deutsche Team zum Erfolg und 2005 sein Heimatland Kroatien. Im Jahr 2010 saß er bei Serbiens Sieg als Berater in der Box. Im Siegerteam war damals unter anderem Novak Djokovic. Ihn hatte er 1999 zu sich auf seine internationale Tennisschule nahe München geholt. Dort blieb er über vier Jahre. Der Serbe bezeichnete ihn später als seinen "Tennisvater" und einen der "wichtigsten Tennis- und Lebensmentoren, die ich hatte".
Neben Djokovic formte er ebenfalls die kroatische Tennis-Legende Goran Ivanisevic oder Ivan Ljubici, den späteren Trainer von Roger Federer. Die "Süddeutsche Zeitung" rechnete zu Pilics 80. Geburtstag 2019 aus, dass er insgesamt 47 Spieler in die Top 100 gebracht hatte. Über die Jahre verdiente er sich für seine resolute Art den Spitznamen "Preuße vom Balkan". Es waren andere Zeiten.
"Jetzt können wir sogar über Wasser gehen"
In Deutschland aber ist Pilic eng verbunden mit den großen Triumphen des Tennis-Sports in den ausgehenden 1980er- und den frühen 1990er-Jahren. Mit Boris Beckers legendärem Davis-Cup-Spiel in Hartford im Jahr 1987, dieser über sechsstündigen Schlacht zwischen dem Wimbledon-Sieger und dem US-Knochen John McEnroe. Sie sicherte Deutschland den Klassenerhalt und war das Fundament für den Sieg im Finale gegen Schweden ein Jahr später.
Carl-Uwe Steeb besiegte Mats Wilander, Becker schlug Stefan Edberg und am zweiten Tag gewannen Becker und Eric Jelen in einem erstaunlichen Doppel mit 3:6, 2:6, 7:5, 6:3, 6:2 gegen Edberg und Anders Jarryd. "Ich hatte das Gefühl: Jetzt können wir sogar übers Wasser gehen", sagte Pilic später. Sie gingen nicht über Wasser, aber verteidigten den Titel im kommenden Jahr, wieder gegen Schweden. 1992 führte er das eigentlich zerstritten Doppel Becker und Michael Stich zum Olympiasieg in Barcelona. Er habe die beiden Stars mit vielen Lügen in Einzelgesprächen bei Laune gehalten, erklärte er.
Noch einmal schnappte er sich den Davis-Cup. 1993 gegen Australien. Diesmal krallten sich Stich, Marc-Kevin Göllner und Patrik Kühnen gegen Australien die größte Salatschüssel der Welt. Als das deutsche Tennis in den folgenden Jahren aus der internationalen Spitze in die Mittelmäßigkeit hinabstieg und Becker und Steeb ihn zur Seite drängten, widmete er sich seiner Tennis-Schule und immer wieder dem Davis-Cup. Einer seiner Lebenslieben.
Quelle: ntv.de, sue