Sport

Bedingungen von Werder und S04 Diego und Rafinha spielen

Als Rafinha und Diego erstmals vor den Ball traten, musste FIFA-Boss Joseph S. Blatter mehr denn je um das olympische Fußball-Turnier fürchten. Nach der peinlichen Pleite des Weltverbandes vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS hatte der Schweizer wenige Stunden vor dem Beginn des Turniers fast hilflos einen verzweifelten Rundumschlag gestartet, der verdeutlichte, dass im bizarren Abstellungsstreit mit den Klubs nichts mehr unmöglich ist.

Blatter fürchtet ums Turnier

"Das könnte einen Schneeballeffekt haben", meinte Blatter mit Blick auf das CAS-Urteil: "Spieler könnten nun vom Turnier abgezogen werden. Wir werden dann einfach kein olympisches Fußball-Turnier mehr haben."

Der 72-Jährige konnte am Rande der IOC-Session in Peking seine Erregung und Verärgerung nicht verbergen. "Wir können sie nicht gehen lassen. Es würde das ganze Turnier gefährden", sagte Blatter und flüchtete sich in Sarkasmus: "Wir könnten natürlich zum Strand-Fußball zurückkehren oder Fünf gegen Fünf spielen lassen."

Kritik am CAS-Urteil

Schalke 04 und Werder Bremen, die einen Verbleib ihrer Profis Rafinha und Diego in China an Bedingungen knüpfen, griff Blatter scharf an. "Sie sagen: 'Lasst sie spielen, aber wir wollen eine Entschädigung' - ist das der olympische Geist?", meinte Blatter und nannte die Situation "höchst unbefriedigend". Das CAS-Urteil bezeichnete er als "kompletten Unsinn". Er könne nicht verstehen, wie der CAS, ein Ableger der olympischen Bewegung, so ein Urteil fällen könne.

Dass die Situation brisant bleibt, war spätestens klar, als Brasilien mit den Bundesliga-Profis Rafinha und Diego gegen Belgien ins olympische Turnier startete.

"Damit schaffen die Brasilianer eine neue Situation, die wir als sehr gravierend einschätzen. Wir werden nun unser weiteres Vorgehen abstimmen", sagte S04-Pressesprecher Gerd Voss. Eine Reaktion des brasilianischen Verbandes CBF auf die Forderungen von Schalke hat es nach Angaben beider Klubs bis zum Anstoß des Spiels, das die Selecao gegen Belgien 1:0 gewann, nicht gegeben.

Diegos Arbeitgeber Werder Bremen sah die Situation weniger prekär. "Wir haben gestern nach dem Bekanntwerden des Urteils Kontakt zum brasilianischen Fußball-Verband und zur FIFA aufgenommen und unsere Forderungen hinterlegt. Während wir vom brasilianischen Verband noch nichts gehört haben, kamen positive Signale von der FIFA", sagte Geschäftsführer Klaus Allofs, der sich erstmals detailliert zu den Forderungen der Bremer äußerte.

Werder fordert Unfallversicherung

"Es geht uns vor allem darum, dass für den Fall einer Verletzung Diegos ein finanzieller Schaden von Werder Bremen abgewendet wird. Es soll einen angemessenen Versicherungsschutz für die Spieler geben." Eine Abstellungsgebühr oder die Übernahme des Gehaltes stehe "nicht ganz oben auf unserer Prioritätenliste".

Eine vorzeitige Rückkehr Diegos nach Bremen steht für Werder nicht mehr zur Debatte. "Wir haben ihn informiert und ihm für das olympische Turnier viel Erfolg gewünscht. Wir hoffen, dass er verletzungsfrei bleibt und das eine oder andere Tor beisteuert", sagte Allofs. Diego erklärte nach dem Spiel gegen Belgien: "Ich werde auf jeden Fall hierbleiben. Ich bin sehr glücklich über die Entscheidung von Werder, dass ich das auch darf."

Kompany fliegt vom Platz

Früher als geplant kann wohl unterdessen der Hamburger SV auf Vincent Kompany zurückgreifen. Der Defensivspezialist flog in der 72. Minute des Olympia-Auftaktspiels der Belgier per Gelb-Roter Karte vom Platz. Kompany war ohnehin vom HSV nur für zwei Spiele für Olympia abgestellt worden.

Am Mittwoch hatte der Internationale Sportgerichtshof in Peking verkündet, dass für die U23-Spieler keine Abstellungspflicht seitens der Klubs bestehe. Neben Bremen und Schalke war auch der spanische Topklub FC Barcelona (Lionel Messi) wegen der von der FIFA verfügten Abstellungspflicht vor den CAS gezogen. Andere Vereine können sich nun mit einem Widerspruch anschließen und ihre U23-Spieler zur Rückkehr zwingen.

Rogge fordert Klubs zum Einlenken auf

Schalke und Bremen wollen dies nicht tun, solange der brasilianische Verband CBF drei Bedingungen erfüllt: Er soll für die Zeit der Abstellung die Gehälter der Spieler übernehmen, eine zusätzliche Abstellungsgebühr entrichten und die Allofs so wichtige Versicherung abschließen. Hertha BSC Berlin, das durch den Serben Gojko Kacar betroffen ist, schloss sich den Forderungen an. Kacar wurde beim Auftaktspiel der Serben gegen Australien in Shanghai eingewechselt.

Wenige Stunden zuvor hatte IOC-Präsident Jacques Rogge die Klubs zum Einlenken aufgefordert. "Lasst die Spieler ihren Traum leben. Ich appelliere an die Klubs, den olympischen Geist bis zum Ende der Spiele zu achten", sagte Rogge. Nach den Spielen in Peking will Rogge gemeinsam mit Blatter nach einer Lösung für künftige olympische Turniere suchen.

Quelle: ntv.de, Jörg Mebus

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