Drohungen gegen Linienrichterin Djokovic muss sein Opfer beschützen
08.09.2020, 11:28 Uhr
Novak Djokovic bittet um Unterstützung für die von ihm getroffene Linienrichterin.
(Foto: USA TODAY Sports)
Der Tennis-Weltranglistenerste Novak Djokovic produziert bei den US Open einen Eklat und wird aus dem Turnier geworfen. Der Serbe akzeptiert die Entscheidung - anders als viele seiner Fans und Teile der heimischen Presse. Djokovics Opfer wird so stark angefeindet, dass der Profi einschreiten muss.
Tennis-Star Novak Djokovic hat nach seiner Disqualifikation bei den US Open die Anfeindungen gegen die von ihm verletzte Linienrichterin verurteilt. "Bitte bedenkt, dass die Linienrichterin, die gestern Abend vom Ball getroffen wurde, auch die Unterstützung unserer Community benötigt. Sie hat überhaupt nichts falsch gemacht", schrieb der 33-Jährige bei Twitter. "Ich bitte euch, sie in dieser Zeit zu unterstützen und liebevoll zu ihr zu sein", fügte der Serbe hinzu.
Djokovic hatte in seinem Achtelfinale am Sonntag gegen den Spanier Pablo Carreno Busta nach einem verlorenen Aufschlagspiel im ersten Satz wütend einen Ball weggeschlagen und dabei eine Linienrichterin getroffen. Zwar hatte Djokovic den Ball nicht mit Absicht in Richtung der Linienrichterin geschlagen, sie ging aber zu Boden und hatte danach sichtlich Probleme mit der Atmung. Nach dem Turnierausschluss des Weltranglistenersten hatte sich die Enttäuschung einiger Anhänger mit Verunglimpfungen der Frau in den sozialen Medien entladen.
"Federer wäre nicht disqualifiziert worden"
Djokovic selbst war der Pressekonferenz nach der Partie ferngeblieben, äußerte sich erst später in den sozialen Medien. "Die ganze Situation hat mich wirklich traurig und leer zurückgelassen. Ich habe mich nach der Linienrichterin erkundigt, und Gott sei Dank fühlt sie sich okay", schrieb Djokovic bei Instagram. Er verstehe die Ereignisse als Lektion, die ihn als Spieler und Mensch wachsen lassen solle. Bei den Veranstaltern der US Open und allen betroffenen Personen bat er um Entschuldigung.
Serbische Medien hatten dennoch mit unverhohlener Empörung auf die Disqualifikation Djokovics reagiert. "Eine schreckliche Ungerechtigkeit", klagte das Boulevardblatt "Informer". Das "Sportski zurnal" fügte hinzu, Djokovic sei "wegen eines Zufallstreffers" viel zu hart bestraft worden. Der "Kurir" witterte sogar eine Verschwörung: "Roger Federer wäre nicht disqualifiziert worden. Dies ist der Beweis, dass Djokovic nicht gleich behandelt wird. Der Schweizer hat 2009 in Melbourne ein Kind getroffen, und alle haben gelacht."
Wegen seines unsportlichen Verhaltens war Djokovic nicht nur vom Turnier ausgeschlossen worden, sondern muss zusätzlich 10.000 US-Dollar Strafe zahlen. Auch sein gewonnenes Preisgeld in Höhe von 250.000 US-Dollar werde er verlieren, hatte der amerikanische Tennisverband angekündigt.
Quelle: ntv.de, ter/dpa