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US Open in New York Djokovic unterliegt Federer

Das Dutzend ist voll, und wieder einmal hat Roger Federer damit auch Historisches geleistet. Doch Siege werden dem besten Tennisspieler der Welt ganz offensichtlich längst nicht zur Gewohnheit. Der Schweizer jubelte ausgelassen, sah erleichtert aus, verdrückte ein paar Tränen und erweckte nach dem vierten Sieg bei den US Open eher den Eindruck, als habe er in seinem 14. Finale bei einem Grand Slam nun endlich mal gewonnen. "Man gewinnt Grand Slams ja nicht einfach so. Je mehr du gewinnst, je mehr zweifelst du. Und am Ende spürst du Erleichterung, Glück", sagte Federer.

In Flushing Mewdows erlebte Federer das Glücksgefühl bereits zum zwölften Mal. Mit seinem 7:6 (7:4), 7:6 (7:2), 6:4 gegen Novak Djokovic aus Serbien hat er Rod Laver (Australien) und Björn Borg (Schweden/je 11) überholt und Roy Emerson (Australien) eingeholt. Vor ihm steht nur noch Pete Sampras (USA/14). Doch der Druck, den sich der 26-Jährige auch selbst macht, wird größer. Vor dem Finale gegen Djokovic, gegen den er vier Wochen zuvor im Finale von Montreal verloren hatte, habe er kalte Hände und einen nervösen Magen gehabt, "alles, was dazugehört", gestand der Weltranglistenerste.

Die Aufregung war verständlich, die Erleichterung auch - und das noch aus einem weiteren Grund. Der erst 20 Jahre alte Djokovic war im Endspiel von New York besser, als das Ergebnis dies aussagt. Das signalisierte auch Federer. Noch bevor er für den Sieg bei den US Open und sein Abschneiden bei den Nordamerika-Turnieren zuvor 2, 4 Millionen US-Dollar an Preisgeld und Bonus sowie ein neues Luxusauto erhielt, sprach er den erneut mehr als 23.000 Zuschauern im Arthur Ashe Stadium aus der Seele, als er erklärte: "In drei Sätzen zu verlieren, das ist brutal für Novak. Er hat Besseres verdient."

Djokovic verlor eine Begegnung, die er hätte gewinnen können - vor allem aus Mangel an Erfahrung. "Er hatte seine Chancen. Er hat sie nicht genutzt. Bei den wichtigen Punkten hat er Fehler gemacht, das hat ihn das Spiel gekostet", sagte Federer. Das Paradebeispiel: Beim Stand von 6:5 und 40:0 im ersten Satz hatte Djokovic Satzbälle, wurde hektisch, und vergab sie - und danach im selben Spiel noch mal zwei. "Ich fühlte, dass er verkrampfte, er hatte Angst auf den Ball zu schlagen", berichtete Federer. "Das war wirklich schlecht, ich war zu hektisch", wusste der Weltranglistendritte.

Wie bereits im Wimbledon bei seinem Fünfsatz-Erfolg gegen Rafael Nadel aus Spanien wirkte Federer auch im Endspiel dieser US Open seltsam verkrampft und eigenartig passiv. Er beging ungewohnt viele leichte Fehler. Doch in den entscheidenden Momenten hatte er die Ruhe weg, Djokovic nicht. Im zweiten Satz, wieder stand es 6:5, vergab der Serbe erneut zwei Satzbälle. "Er weiß, wie es in solchen Situationen ist. Für mich ist das etwas Neues", sagte Djokovic. Er bestritt sein 49. Grand-Slam-Match und sein erstes Endspiel. Für Federer war es das 160. Grand-Slam-Match und das 14. Endspiel.

Zum Mangel an Routine kam auch noch Pech. Etwa beim zweiten Satzball im zweiten Satz, als Djokovics Vorhand nur um ein, zwei Millimeter hinter der Grundlinie landete. "Er hat natürlich Glück", sagte der Serbe über Federer, "aber er fordert es ja auch heraus". Manchmal brauche man Glück, ergänzte dazu der Schweizer, "aber du kannst es auch erzwingen". Federer tat dies mit viel Mut und in der Gewissheit: "Ich habe die Erfahrung und das Vertrauen in mein Spiel, die anderen machen die Fehler." Stimmt, sagte Djokovic: "Er ist sicher nicht die Nummer eins, weil er Glück hat."

12 Siege in 14 Endspielen hat Federer bei seinen letzten 18 Grand Slams erreicht. Eine Einmalige Quote. Bislang nicht dagewesen ist auch, dass ein Spieler in vier Jahren hintereinander erst in Wimbledon gewinnt und dann bei den US Open. "Sein Tagebuch ist das Geschichtsbuch des Tennis", sagte der populäre US-Fernsehkommentator Dick Enberg über Federer. Bei zehn Grand Slams in Serie hat der Schweizer jetzt das Endspiel erreicht, nur die zwei in Paris (2006, 2007) hat er nicht gewonnen. Beide Male besiegte ihn Nadal.

Jetzt wächst ihm in Djokovic womöglich ein neuer Rivale heran. Er müsse sich noch stark verbessern, widerspricht der Serbe, zudem sagt er: "Ich habe ja noch ein bisschen Zeit." Schließlich hat Federer erst bei der 17. Teilnahme an einem Grand Slam erstmals gewonnen, für Djokovic war es der 12. Versuch.

Von Thomas Häberlein, sid

Quelle: ntv.de

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