Großer Zahltag für Fantastische Drei Doch Bolt gehört Show
05.09.2009, 15:34 UhrKenenisa Bekele, Sanya Richards und Jelena Issinbajewa sind die Fantastischen Drei der Leichtathletik, die Lichtgestalt bleibt aber Usain Bolt. "Es ist gut für unseren Sport, dass er so dominiert und auftritt", sagte der Wunder-Dauerläufer Bekele nach dem Golden-League-Finale in Brüssel über den Sprint-"Kurzarbeiter" aus Jamaika.
Der Äthiopier musste sechsmal über 5000 Meter ebenso gewinnen wie die 400-Meter-Weltmeisterin Richards (USA) und Stabhochsprung-Weltrekordlerin Issinbajewa (Russland), um den Jackpot-Anteil von 333.333,33 Dollar zu verdienen. Eine Summe, die Bolt als Antrittsgeld für den 200-Meter-Start kassiert haben dürfte.
Natürlich war der schnellste Mann des Globus wieder jeden Schritt im mit 50.000 Zuschauern ausverkauften König-Boudoin-Stadion wert. "Ich bin sehr müde und laufe auf dem letzten Zahn. Deshalb habe ich auf den letzten 25 Metern etwas zurückgeschraubt", sagte Bolt, der trotzdem nicht im "Schneckentempo" über 200 Meter ins Ziel kam. Mit 19,57 Sekunden lief er über 200 Meter die viertbeste jemals erreichte Zeit und blieb nur 38/100 Sekunden über seinem bei der WM in Berlin aufgestellten Weltrekord (19,19).
Weltathletik-Finale in Thessaloniki
In einer Woche wird Bolt noch einmal beim Weltathletik-Finale im griechischen Thessaloniki seine Paradestrecke laufen und dann nach Jamaika zurückkehren. "Ich will endlich nach Hause", meinte er. 2010 will es Bolt ohne Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele ruhiger angehen lassen. "Ich werde nicht zu viel machen, an Dingen arbeiten, die nicht so gut laufen", sagte der Superläufer. Wenig Neigung zeigt er, auch noch die 400 Meter in sein Lauf-Programm aufzunehmen. "Ich will eine Legende werden. Dazu brauche ich diese Strecke nicht", so Bolt, der eher mit Weitsprung als vierte Medaillen-Chance liebäugelt.

Auf der Lauer: Asafa Powell.
(Foto: AP)
Auf der Lauer liegen seine Konkurrenten Asafa Powell und Tyson Gay, die in Brüssel vor der Bolt-Show über 100 Meter antraten. "Ohne den langweiligen Bolt war es langweilig", sagte der jamaikanische Ex-Weltrekordler Powell, der in 9,90 Sekunden klar gegen den US-Amerikaner Gay (10,00) gewann. Einig sind sich die beiden Herausforderer, dass sie den unschlagbaren Bolt bezwingen wollen. "Ich gehe nicht an den Start um Zweiter oder Dritter zu werden", sagte Powell mit Zustimmung Gays, "es gibt 2010 viele Rennen, um ihn besiegen zu können". Der amerikanische Doppel-Weltmeister von 2007 bedauerte, dass er es wegen einer Leistenverletzung nicht schon in Brüssel versuchen konnte: "Es wäre eine bessere Show gewesen."
Viel Kraft und Konzentration musste das Jackpot-Gewinnertrio investieren, um bei der letzten Auflage der Golden League groß Kasse zu machen. "Es war wirklich harte Arbeit", meinte Doppel- Olympiasieger und -Weltmeister Bekele, der in 12:55,31 Minuten über 5000 Meter gewann. Immerhin hat er seit dem 3. Juli sieben Rennen über 5000 und ein weiteres über 10.000 Meter bestritten. Trotz der Erschöpfung konnte er schon Pläne für 2010 schmieden: "Mein Ziel sind Weltrekorde über 3000, 5000 und 10.000 Meter", so Bekele.
WM-Denkzettel gab Issinbajewa Auftrieb
Der WM-Denkzettel von Berlin, wo Jelena Issinbajewa ins Nichts stürzte, hat ihr am Saisonende wieder Auftrieb gegeben. "Ich bin vom Himmel auf den Boden gefallen und habe gemerkt, dass ich nur ein Mensch bin", sagte die 27-Jährige. In Brüssel reichten ihr 4,70 Meter zum Gewinn des Jackpot-Anteils - die aufgelegte Weltrekordhöhe von 5,07 Meter war nicht drin. Die Hälfte ihres kassierten Geldes will sie einem Waisenhaus in Wolgograd stiften. 400-Meter-Weltmeisterin Sanya Richards hat für die 333.333 Dollar eine andere Verwendung: "Ich feiere im Februar Hochzeit und werde das Geld nutzen, um das Fest etwas grandioser zu machen."
Weniger spektakulär war, dass die 4 x 1500 Meter-Staffel von Kenia den letzten deutschen Weltrekord im Laufbereich nach 32 Jahren gelöscht hat. William Biwott, Gideon Gathimba, Geoffrey Rono und Augustine Choge setzten mit 14:36,23 Minuten die neue Bestmarke. Das deutsche Quartett Thomas Wessinghage, Harald Hudak, Michael Lederer und Karl Fleschen hatte am 17. August 1977 in Köln in 14:38,8 Minuten den bis dato gültigen Weltrekord aufgestellt - es war der älteste in den Rekordlisten. "Vor drei Wochen wussten wir noch gar nicht, dass dieser Rekord überhaupt existiert", bekannte Choge ehrlich.
Quelle: ntv.de, Andreas Schirmer, dpa