Sport

Von Lippi rausgemobbt Donadoni geht ohne Abfindung

"Arrivederci" Roberto Donadoni, "Benvenuto" Marcello Lippi - der Wachwechsel an der Spitze der italienischen Fußball-Nationalmannschaft ist vollzogen. Der Vorgänger ist Nachfolger seines eigenen Nachfolgers. Italiens Fußballverband (FIGC) trennte sich nach der EM-Pleite in Rom ohne Abfindungszahlung von Nationaltrainer Donadoni und holte noch am gleichen Tag Weltmeister-Trainer Lippi zurück. "Ich bin sehr, sehr glücklich", sagte der 60-Jährige, der offiziell vorgestellt wird.

Des einen Glück ist des anderen Leid: "Mir tut es leid, dass ein verschossener Elfmeter dazu geführt hat", sagte Donadoni, der mit den "Azzurri" bei der EM im Viertelfinale mit 2:4 nach Elfmeterschießen gegen Spanien gescheitert war. Obwohl ihm vom ersten Tag an der Rückhalt bei den Tifosi, den Medien und dem Verband fehlte, trat Donadoni nicht nach. "Es war ein tolles Erlebnis, ich würde es genauso wieder machen", sagte der 44-Jährige. Einen freiwilligen Rücktritt hatte Donadoni abgelehnt, da "er sich nichts vorzuwerfen hat".

"Persönliche Wertschätzung" für den Trainer

Die zweite Ära Lippi ist angesichts der enormen Erwartungen zwar auch nicht risikolos, sie ist aber auf jeden Fall besser als die Fortsetzung der Hängepartie mit dem glücklosen und im Umgang mit den Medien ungeschickten Donadoni. Der muss ohne Abfindung gehen. "Mir ging es nie ums Geld", sagte Donadoni, der in seinen 23 Spielen zu 13 Siegen kam, fünf Unentschieden und fünf Niederlagen. Auf eigenen Wunsch hatte er den Vertrag vor der EM nochmals anpassen lassen, berichtete FIGC-Präsident Giancarlo Abete. Dementsprechend wurde sein Vertrag beim Nicht-Erreichen des EM-Halbfinals automatisch gelöst. Die zuvor noch vereinbarte Abfindung von 900.000 Euro wurde hinfällig. Nach dem Gespräch mit Donadoni in Rom betonte Abete seine "persönliche Wertschätzung" für den Trainer, der das Team "engagiert und kompetent" geführt habe.

Lächerliches Jahresgehalt von 1,2 Millionen

Nun soll Lippi Italien in Südafrika 2010 zur Titelverteidigung führen. Die Rückkehr auf den Stuhl des "Commissario Tecnico" war für den weißhaarigen Trainerstar eine Herzensangelegenheit. Dafür verzichtet der ehemalige Coach von Juventus Turin, der fünfmal italienischer Meister wurde und einmal die Champions League gewann, auf viel Geld. Wie die "La Gazzetta dello Sport" berichtete, begnügt sich der Trainerstar sogar mit einem für ihn lächerlichen Jahresgehalt von 1,2 Millionen Euro.

Dieselbe Summe, die bislang der frühere Milan-Star Donadoni erhalten hatte. In den vergangenen zwei Jahren lehnte Lippi höchst lukrative Angebote des europäischen Fußballadels aus Spanien, England und Italien ab. "Für mich kommt nur noch ein Trainerjob bei Juve oder bei der Nationalelf in Frage", hatte Lippi wenige Wochen vor der EM gesagt und damit Donadoni endgültig zum Abschuss freigegeben. Dass dies keine feine Art war, wollte Donadoni nicht kommentieren: "Ich möchte nicht stillos sein."

Von Bernhard Krieger, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen