Leichtathletik-WM in der Kritik Doping-Sorge wird laut
22.08.2007, 12:30 UhrDieter Kollark, Trainer von Diskus-Titelverteidigerin Franka Dietzsch und der Kugel-EM-Dritten Petra Lammert, hat kurz vor der Leichtathletik-WM im japanischen Osaka Chancenungleichheit wegen der aus seiner Sicht zu laschen Dopingkontrollen in Osteuropa beklagt. In den ehemaligen Ländern der Sowjetunion wie Russland, Weißrussland und der Ukraine sei das Doping-Kontrollsystem katastrophal, sagte der Neubrandenburger Coach in einem Interview.
"Ich muss mir nur meine Disziplinen ansehen, Kugelstoßen und Diskuswurf der Frauen. Da muss man sich fragen, wer von den Topathleten dieser Länder in den vergangenen Jahre nicht positiv getestet wurde", erklärte Kollark und kristisierte die Kontrollen des Weltverbandes IAAF: "Jetzt wird wieder groß verkündet, dass in Osaka 1000 Kontrollen vorgenommen werden. Aber es geht nicht um den Umfang, sondern um die Qualität."
Das hatte am Dienstag bereits der Heidelberger Dopingjäger Werner Franke moniert: "Wenn man nicht in der Zeit sechs bis zwei Wochen vor den Wettkämpfen kontrolliert, braucht man vor Ort nicht mehr zu testen. Heute werden Mittel genommen, die schon nach zwei Tagen nicht mehr nachweisbar sind." Er erwartet deshalb die "schmutzigste WM seit Beginn der 90er Jahre".
Kollark, der einst Astrid Kumbernuss zur Kugel-Olympiasiegerin und dreimaligen Weltmeisterin machte, meinte: "Lieber nur die Hälfte der Kontrollen und die dann mit System und Verstand."
Prominentester Dopingfall im Wurfbereich der Frauen ist aktuell der von Hammer-Weltrekordlerin Tatjana Lyssenko. 2004 verlor Kugel-Olympiasiegerin Irina Korschanenko ihre Goldmedaille nach einem positiven Test wieder. 2006 wurde Diskus-Olympiasiegerin Natalja Sadowa (alle Russland) erwischt und gesperrt.
Der Stab-EM-Zweite, Tim Lobinger, sieht das Problem in größeren Zusammenhängen: "Doping ist ein gesellschaftliches Problem. Ist ein Wonderbra nicht auch schon Doping? Du täuschst vor, was du nicht hast."
Quelle: ntv.de