Sport

Winokurow positiv, Team geht Doping-Tour vor Kollaps

Der zweifache Etappensieger Alexander Winokurow ist des Blutdopings überführt worden. Als Konsequenz aus dem positiven Test stieg sein Rennstall Astana aus der Tour de France aus. Damit ist die Frankreich-Rundfahrt auch für Winokurows deutschen Mannschaftskollegen Andreas Klöden, bislang Gesamtfünfter, zu Ende.

Am Abend durchsuchten rund 30 Polizisten zwei Stunden lang das Hotel des kasachischen Radrennteams in Pau und beschlagnahmten einige Dinge. Winokurow hatte die südwestfranzösische Stadt zu dieser Zeit bereits verlassen. Andere Teammitglieder wie der Lausitzer Andreas Klöden, Sportdirektor Mario Kummer und Teamchef Marc Biver wurden in ein Zimmer gebracht und durften es für den Verlauf der Aktion nicht verlassen.

Winokurow streitet Doping ab

Winokurow, der von seinem Team umgehend suspendiert wurde, will die Öffnung der B-Probe beantragen. "Er hat mir gesagt, er glaubt, dass die Blutanomalie Folge seines Sturzes ist", sagte Astana-Generalmanager Marc Biver und fügte hinzu: "Natürlich fürchte ich um die Zukunft des Teams. Die Tour-Direktion hat mir gesagt, dass es besser für die Tour ist, das Team Astana aus dem Rennen zu nehmen. Dem haben wir Folge geleistet. " Bis auf Weiteres werde seine Mannschaft keine Rennen bestreiten.

Patrice Clerc, Präsident der Tour-Organisation ASO, meinte: "Ich bin verraten worden. Ich bereue meine Entscheidung, Astana für die Tour zugelassen zu haben."

Der Schotte David Millar, der selbst bereits eine zweijährige Dopingsperre abgesessen hat, gab gerade eine Pressekonferenz, als ihn die Nachricht erreichte. "Wenn Fahrer von solch einer Güteklasse so etwas tun, dann können wir alle nach Hause gehen. Manche Fahrer werden es nie verstehen", sagte Millar mit Tränen in den Augen. Erst am Vortag hatte Millar gesagt: "Die Tour steckt in der Scheiße."

"Das ist natürlich sehr schlimm, aber ..."

Der neue deutsche Radsport-Liebling Linus Gerdemann vom Team T-Mobile war erschüttert: "Das ist natürlich sehr schlimm und ich fühle mich von Winokurow verarscht, aber es zeigt, dass die Kontrollen greifen."

Einer ähnlichen Logik hängt Astana-Manager Biver an. Er sagte: "Vielleicht ist es für den Radsport gut, was heute passiert ist, weil es zeigt, dass es unmöglich ist, die neuen Kontrollen durch Manipulation auszutricksen."

Rundfahrt als Potemkinsches Dorf

Bereits die Entscheidung, den dänischen Spitzenreiter Michael Rasmussen trotz mehrerer Doping-Vorwürfe im Rennen zu belassen, hatte den 104 Jahre alten Klassiker vor eine Zerreißprobe gestellt. Selbst nach dem Fall Winokurow wollte Preudhomme die Causa Rasmussen nicht durch einen Rauswurf klären.

Rasmussen verstrickt sich in Widersprüche

Der Däne versuchte am Dienstag mit einem argumentativen Zickzack-Kurs sich vom Betrugsverdacht rein zu waschen. Der Träger des Gelben Trikots gab im "Palais Beaumont" von Pau zu, drei Doping-Kontrolltermine verpasst zu haben, machte dafür aber zum Teil "Verwaltungsfehler" verantwortlich und zweifelte die Rechtmäßigkeit der erteilten Verwarnungen an.

Nach den Regeln des Weltverbandes UCI reichen drei so genannte "Missed Tests" für eine Sperre zwischen drei Monaten und zwei Jahren. Mit Zitaten aus Briefen und Telefaxen, Angaben über Termine und Paragrafen bauten Rasmussen und seine Berater am Fuß der Pyrenäen eine Nebelwand aus angeblichen Fakten und Regeldeutungen auf. Damit wollten sie den seit Tagen anhaltenden Druck gegen den Verbleib des Dänen in der Tour mit einer eigenen Offensive parieren.

"Er hat vier Verwarnungen bekommen, zwei von uns, zwei von der UCI, weil er die zuständigen Gremien in vier Fällen nicht über seinen aktuellen Aufenthaltsort informiert hat", sagte dagegen Jesper Worre, der Präsident des Dänischen Radsport-Verbandes (DCU), der seinen Fahrer von der Teilnahme an den Weltmeisterschaften im September in Stuttgart und von den Olympischen Spielen in Peking suspendierte. "Ich kann nicht verstehen, warum sie ihn aus der Tour noch nicht herausgenommen haben."

"Keine Regeln gebrochen"

UCI-Präsident Pat McQuaid sagte: "Mit allen diesen Spekulationen wäre mir ein anderer Sieger als Rasmussen sicher lieber. Aber er hat keine Regeln gebrochen, deshalb muss man im Zweifel für den Angeklagten sprechen."

Petacchi freigesprochen, Schonfrist für Sinkewitz

Während Topsprinter Alessandro Petacchi von der Disziplinarkommission des italienischen Radsportverbandes vom Doping-Verdacht freigesprochen wurde, soll die B-Probe zum positiven Test von Patrik Sinkewitz in einer Woche veröffentlicht werden - zwei Tage nach dem Ende der Tour. Das teilte der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf Scharping, nach einem Gespräch mit Sinkewitz-Anwalt Michael Lehner mit.

Ohne sich auf eine angestrebte Kronzeugen-Regelung festzulegen, ließ der suspendierte T-Mobile-Profi über seinen Anwalt mitteilen, "an einer gemeinsamen Lösung" mit seinem Team und dem BDR interessiert zu sein.

Quelle: ntv.de

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