Sport

Spitzenathleten nicht zwangsgedopt Doping-Trainer relativieren Schuld

Kugelstoß-Bundestrainer Klaus Schneider hat einem Teil der DDR-Dopingopfer Scheinheiligkeit vorgeworfen. Auch Rainer Pottel, der im April ebenfalls seine Einbindung ins DDR-Dopingsystem gestanden hatte, will die damals unterzeichnete Erklärung keinesfalls als pauschale Entschuldigung verstanden wissen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Wer sich von den früheren Spitzenathleten hinstellt in der Leichtathletik, ganz konkret im Wurf, und sagt: Ich wusste nichts, ich wurde zwangsgedopt - der lügt", sagte der Magdeburger Coach Schneider der "Süddeutschen Zeitung".

Seinen Athleten habe er zu DDR-Zeiten stets erklärt, dass die Leberwerte regelmäßig überprüft werden müssten, wenn sie die blauen Tabletten nähmen. "Von anderen möglichen Nebenwirkungen haben wir Trainer nichts gewusst."

Rainer Pottel relativierte sein Schuldeingeständnis gegenüber der "Süddeutschen" ebenfalls. An jene Athleten, denen er zu DDR-Zeiten als Trainer des TSC Berlin das Steroid Oral-Turinabol gegeben habe, sei die Entschuldigung nicht gerichtet. Es gebe da nichts zu entschuldigen, weil das im gegenseitigen Einverständnis gewesen sei, sagte Pottel.

Dopingschäden denkbar

Gleichzeitig räumte er ein, dass auch Athleten, die zu DDR-Zeiten in seiner Gruppe trainierten, gesundheitliche Schäden durch den Dopingkonsum davongetragen haben könnten: "Es sind Leute denkbar, die in dem Zusammenhang was abbekommen haben."

Pottel und Schneider gehören zu den fünf Disziplintrainern des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), die Anfang April eine Erklärung veröffentlich hatten, in der sie sich zu ihrer Mittäterschaft im Dopingsystem der DDR bekannten und eine allgemeine Entschuldigung an etwaige Dopingopfer richteten.

Vergangenheit jahrelang verschwiegen

Die Erklärung war vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als Zeichen der Reue begrüßt und akzeptiert worden. Von den Opfern des DDR-Dopingsystems wurde die Erklärung hingegen als "Entschuldungspauschale" kritisiert und als unzureichend abgelehnt.

Schneider, Heimtrainer der Weltklasse-Kugelstoßerin Nadine Kleinert, gab zu, dass er vor dem von Verbandsseite geprüften Geständnis nichts über seine Tätigkeit im Dopingsystem der DDR hätte sagen können: "Sonst hätten sie mir im DLV meinen Arbeitsvertrag vorhalten können und sagen, das reicht und tschüss."

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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