Heim-WM glänzt endlich golden Doppelsieg für deutsche Schützen
06.08.2010, 16:27 UhrIn der 10 von 15 olympischen Disziplinen gewinnen die deutschen Schützen bei der Heim-Weltmeisterschaft in München endlich erstmals Edelmetall. Allerdings nicht durch Goldfavorit Ralf Schumann, der überraschend leer ausgeht, sondern durch Barbara Lechner und Sonja Pfeilschifter.

Barbara Lechner war im Dreistellungskampf am treffsichersten.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Weltmeisterin Barbara Lechner hüpfte wie ein Springball aufs oberste Siegerpodest, die silberne Sonja Pfeilschifter hatte Tränen des Glücks in den Augen - die deutschen Sportschützen haben mit einem Doppelschlag den Medaillen-Fluch bei der Heim-WM in München besiegt. Eine Enttäuschung gab es dagegen bei Dauerregen und 15 Grad für den als Goldfavoriten angetretenen Dreifach-Olympiasieger Ralf Schumann.
"Ich bin total baff, das ist der absolute Hammer, und ich freu mich ganz narrisch. Dass Sonja auf zwei ist, ist das Tüpferl aufs I", sagte Lechner überglücklich. Die 27 Jahre alte Sportsoldatin feierte in der Königsklasse Dreistellungskampf mit 687,7 Ringen den größten Erfolg ihrer Karriere vor Pfeilschifter (685,4). Nach dem letzten Schuss fielen sich beide in die Arme. Nach all den deutschen Enttäuschungen der letzten WM-Tage schoss das 1,60 Meter kleine Duo diesmal in einer eigenen Liga - und beendete alles Gerede über einen Heim-Nachteil.
"Persönliche Party draus gemacht"
"Ich habe mir zwar in die Hosen geschissen, aber es war doch schön, dass alle meine Leute da waren. Ich habe halt meine persönliche Party draus gemacht", sagte die bayerische Frohnatur Lechner. Auch für die 39 Jahre alte Pfeilschifter gab es nach der Luftgewehr-Pleite noch ein Happy End - an einem Tag im August, an dem sie eine Wolldecke und eine Mütze mit an den Stand gebracht hatte. "Was Besseres als einen Doppelsieg kann es nicht geben. Die deutsche Hymne zu hören, war genial. Und ob ich da Erste oder Zweite werde, ist doch egal", sagte die deutsche Vorzeige-Schützin.
Auch Sportdirektor Heiner Gabelmann war "etwas erleichtert", als in der 10. von 15 olympischen Disziplinen endlich das erste deutsche Edelmetall abgeschossen war: "Aber das ausgegebene Ziel von vier Medaillen ist wohl nicht mehr machbar. Das war unsere letzte ganz große Medaillenchance." Laut Gewehr-Bundestrainer Claus-Dieter Roth ist jedoch ein gewaltiger Endspurt zu erwarten: "Den Medaillenstand null kannte jeder, aber dieser Druck ist jetzt weg. Deutschland steht endlich ganz oben."
Untröstlicher Schumann
Das konnte den 48-jährigen Ralf Schumann nicht trösten, er fand sich mit enttäuschenden 574 Ringen nur im Mittelfeld in der Konkurrenz Schnellfeuerpistole wieder. Der Olympiadritte Christian Reitz hatte mit 582 Ringen immerhin Finalchancen. "Ich bin hergefahren, um Weltmeister zu werden. Das Ergebnis ist nun wirklich nicht der Renner", sagte Routinier Schumann, der "Muffe hoch Zehn" hatte.
Sein Job als Jugendtrainer habe viel Zeit gekostet, dazu macht der 48-Jährige bis 2011 eine Trainer-Ausbildung in Köln. "Die hat absolute Priorität", sagt Schumann. Schließlich könnte er Nachfolger von Peter Kraneis als Pistolen-Bundestrainer werden. 2012 will Schumann trotz der Enttäuschung von München aber bei Olympia letztmals als Aktiver dabei sein - dann mit 50.
Quelle: ntv.de, sid