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Die Chancen der Olympia-Bewerber Drei Länder konkurrieren um die Spiele

Die deutsche Delegation inklusive Bundespräsident und bayrischem Ministerpräsident soll der Entscheidung für München 2018 den letzten Kick geben.

Die deutsche Delegation inklusive Bundespräsident und bayrischem Ministerpräsident soll der Entscheidung für München 2018 den letzten Kick geben.

(Foto: dpa)

Die Vergabe der Olympischen Winterspiele steht kurz bevor, drei Kandidaten bewerben sich um die Austragung des prestigeträchtigen Großereignisses. Dabei könnte die Abstimmung diesmal äußerst spannend werden. Wir haben schon einmal die Chancen der Bewerber ausgelotet.

Bereits zum dritten Mal hintereinander bewirbt sich das südkoreanische Pyeongchang um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele. Beim Rennen um den Zuschlag für die Spiele 2018 gelten die Asiaten diesmal als Favoriten.

Vorteile: Besonders überzeugend ist das sehr kompakte Konzept der Südkoreaner, das nur zwei Wettkampfstätten (Schnee- und Kufenwettbewerbe in Pyeongchang, Eiswettbewerbe in Gangneung) sowie zwei Olympische Dörfer direkt in den Wettkampforten vorsieht. Die beiden Städte liegen zudem nur 20 Minuten voneinander entfernt.

Nach dem Scheitern der vorangegangenen Bewerbungen ist die Bereitschaft des südkoreanischen Organisationskomitees besonders hoch, weitere Milliarden in Infrastruktur und Wettkampfstätten zu investieren. Das Budget der Asiaten liegt mit 6,7 Milliarden Euro mit Abstand vor denen der Konkurrenz, die Unterstützung vonseiten der Sponsoren ist immens.

Die Olympia-Begeisterung in Südkorea ist riesengroß.

Die Olympia-Begeisterung in Südkorea ist riesengroß.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auch die Bevölkerung zieht mit. Einer Umfrage zufolge unterstützen 87 Prozent der Südkoreaner die Bewerbung, in Pyeongchang selbst sind es sogar 92 Prozent. Ebenfalls für Pyeongchang könnte sprechen, dass noch nie Olympische Winterspiele in Südkorea stattgefunden haben.

Nachteile: Als ein Minus gilt die schlechte nationale Verkehrsanbindung der Bewerberstadt. Der nächste internationale Flughafen liegt im rund 100 Kilometer entfernten Seoul, auch eine neue Hochgeschwindigkeits-Bahntrasse in die Hauptstadt müsste erst noch gebaut werden. Wird die nicht rechtzeitig fertig, verlängern sich die Reisezeiten dramatisch - ein Risiko.

Gegen Pyeongchang spricht auch der rücksichtslose Umgang mit der Natur. So müssten für Olympia rund 94 Hektar Wald gefällt werden.

Außerdem ins Feld geführt wird - trotz der hohen Zustimmungsraten in der Bevölkerung - die fehlende Wintersporttradition des Landes. Im Vergleich zu den ausgewiesenen "Schnee-Nationen" Frankreich und Deutschland könnte auch dies so manchen IOC-Funktionär zu einem "Nein" bewegen.

München hat große Tradition

Ein Zuschlag für München würde bedeuten, dass erst zum zweiten Mal nach Garmisch-Partenkirchen 1936 Olympische Winterspiele in Deutschland ausgetragen werden. Zudem wäre München die erste Stadt, die nach den Sommerspielen 1972 auch Olympische Winterspiele austragen darf. Wie stehen die Chancen? Und wo liegen die Probleme?

Vorteile: Für München spricht die große Tradition und die immense Wintersportbegeisterung in der Bevölkerung. Sei es Biathlon, Skispringen, Langlauf oder Eisschnelllauf - volle Hallen und beste Stimmung sind garantiert.

Die Wettkampfstätten in Sichtweite. Die Austragungsorte Garmisch-Partenkirchen, München und Königssee.

Die Wettkampfstätten in Sichtweite. Die Austragungsorte Garmisch-Partenkirchen, München und Königssee.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein weiteres Plus ist die Erfahrung mit Großereignissen und die bereits bestens ausgebaute Infrastruktur. Die Anbindung per Flugzeug und Bahn sowie das Straßennetz sind hervorragend, höchstens das Nadelöhr Garmisch-Partenkirchen könnte zum Problem werden. Auch auf die noch bestehende Infrastruktur der Olympischen Sommerspiele von 1972 kann zurückgegriffen werden.

Besonders überzeugend sind sicherlich die Wettkampfstätten. Die Kandahar-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen zählt zu den anspruchvollsten Pisten im Ski-Zirkus, wurde zudem erst kürzlich modernisiert. Mit der Rodelbahn am Königssee steht ein weiterer langjähriger Weltcup-Ort zur Verfügung, bei einem Zuschlag müssten die Bayern nur zwei neue Wettkampfstätten bauen.

Nachteile: Ein dickes Minus ist nach wie vor die geringe Zustimmungsrate in der Bevölkerung, und das sowohl in der Region als auch deutschlandweit. Nur etwas mehr als die Hälfte der Bundesbürger wollen die Spiele unbedingt im Land haben, in München selbst sind es nur wenig mehr.

Negativ auswirken könnte sich außerdem, dass das IOC - ähnlich wie bei der Entscheidung über die Vergabe der Sommerspiele 2016 an Rio de Janeiro - eine richtungsweisende Entscheidung treffen will. Steht die Erschließung neuer Märkte über der Maxime, Winterspiele in Wintersportnationen auszurichten, dürfte Pyeongchang bessere Karten haben.

Wenig Hoffnung für Annecy

Als dritter Bewerber ist Annecy im Rennen. Unter dem Motto "Schnee, Eis und Du" wollen die Franzosen Olympia in die 150.000 Einwohner zählende Alpenstadt holen. Nach Chamonix 1924, Grenoble 1968 und Albertville 1992 wären es die vierten Winterspiele in Frankreich. Vor- oder Nachteil?

Vorteile: Kaum einer rechnet mit Annecy, das Rennen scheint ausnahmslos zwischen Pyeongchang und München ausgetragen zu werden. Frühere Entscheidungen über die Vergabe Olympischer Spiele zeigen jedoch, dass genau das ein Vorteil für die vorher kaum beachteten und mitunter belächelten Außenseiter sein kann.

Das mächtige Mont-Blanc-Massiv ist der Trumpf der französischen Bewerbung.

Das mächtige Mont-Blanc-Massiv ist der Trumpf der französischen Bewerbung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ähnlich wie München verfügt Annecy über viele etablierte Wettkampfstätten und Weltcuporte (Chamonix, La Plagne). Verlockend ist zudem die Aussicht auf Winterspiele im Schatten des gewaltigen Mont-Blanc-Massivs.

Im nationalen Vergleich stehen die Franzosen mehrheitlich hinter der Bewerbung, rund 60 Prozent laut Umfragen die Vergabe nach Annecy begrüßen. In der Stadt selber wollen demnach nur 51 Prozent die Spiele.

Nachteile: Im Gegensatz zur Konkurrenz ist das französische Konzept alles andere als kompakt, die Wettbewerbe sollen in drei zum Teil weit auseinander liegenden Regionen stattfinden.

Auch bei Transport und Erreichbarkeit kann Annecy vor allem mit München nicht mithalten. Die Wettkampforte liegen zum Teil sehr hoch und sind deshalb nicht leicht zu erreichen. La Plagne, wo die Kufenwettbewerbe ausgetragen werden sollen, ist 140 Kilometer von Annecy entfernt. Vom zentralen Knotenpunkt Genf aus ist der Ort nicht mit der Bahn und nur über unbequeme Bergstraßen zu erreichen.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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