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Verzweifelte Büffel jagen Chiefs Ein verdammtes Gigantenduell elektrisiert die USA

Nur einer kommt in den Super Bowl: Josh Allen (l.) oder Patrick Mahomes.

Nur einer kommt in den Super Bowl: Josh Allen (l.) oder Patrick Mahomes.

(Foto: dpa)

Hinsetzen, anschnallen, genießen. Kansas City Chiefs gegen Buffalo Bills im AFC Championship Game. Mehr muss nicht gesagt werden. Nur einer fliegt zum Super Bowl. Oder anders: Ein Superstar-Quarterback bleibt zu Hause. Patrick Mahomes oder Josh Allen.

Ein Super Bowl Ende Januar? Nein, keine Angst, den wird’s nicht geben. Das große Finale findet natürlich auch in diesem Jahr am zweiten Februar-Sonntag statt. Aber das Match zwischen den Kansas City Chiefs und den Buffalo Bills wäre eines Super Bowls würdig. Denn es hat alles, was das NFL-Finale so besonders macht.

Zwei großartige Teams, Superstars auf dem Platz und den Tribünen, dazu Hype und Hysterie. Doch Kansas City gegen Buffalo war noch nie ein Super Bowl und wird auch nie einer sein - sondern immer nur maximal das AFC Championship Game, also das Halbfinale. Nur einer von beiden kommt ins Endspiel. Und die große Frage lautet: Sind jetzt endlich die Bills an der Reihe? Ist dies ihr Jahr? Können sie die Hürde Kansas City überspringen? Die Antwort gibt's heute. Im sehnlichst erwarteten Schlagabtausch: dem AFC Championship Game.

Zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren stehen sich die beiden in der K.-o.-Runde gegenüber. Es ist das Kräftemessen der AFC-Schwergewichte - und es ist natürlich vor allem ein Duell der Quarterbacks: Patrick Mahomes gegen Josh Allen. Die Tageszeitung "USA Today" nannte es die "neue Tom-Brady-gegen-Peyton-Manning-Rivalität". Brady und Manning trafen fünf Mal in den Playoffs aufeinander - so oft wie keine anderen Spielmacher. Mahomes vs. Allen gibt's heute zum vierten Mal.

Mahomes ist der Mister "big games"

Aber sind die Playoff-Partien der beiden tatsächlich eine richtige Rivalität? Müsste dazu Allen mit seinen Bills nicht auch mal gewinnen? Seine Gesamtbilanz gegen Mahomes ist mit 4:4 zwar ausgeglichen. Aber Allen hatte eben seine vier Siege in der Punktrunde, irgendwann zwischen Anfang September und Anfang Januar - Mahomes hingegen gewann alle drei Playoff-Matches.

Trotz dieser sauberen Bilanz hat er großen Respekt vor Buffalo. "Wir wissen, dass wir unseren besten Football spielen müssen", sagt der 29-Jährige. Er habe "oft genug gegen Allen gespielt", um zu wissen, dass der Bills-Playmaker "großartig" sein werde - "vor allem in diesem wichtigen Match." Doch in diesen "big games" gibt es schon seit einigen Jahren keinen konstanteren Quarterback als diesen Patrick Lavon Mahomes II.

In den drei K.-o.-Runden-Matches gegen Buffalo hat er 75 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler gebracht - und er hat keine einzige Interception geworfen. Was ihn in diesen Partien so stark mache? Die Gewissheit, dass sein Gegenüber, Josh Allen, heißt. "Wenn du gegen einen der besten Quarterbacks antrittst, bringt das das Beste in dir hervor", so Mahomes.

Statt Ängstlichkeit und Eifer nun Dankbarkeit

Allen betonte, dass sich seine Einstellung gegenüber großen, wichtigen Spielen, wie dem heutigen, geändert habe. Noch vor einigen Jahren seien "vielleicht Ängstlichkeit und Eifer" bestimmend gewesen. Jetzt hingegen, so der 28-Jährige, sei es "Dankbarkeit", wieder eine Chance zu haben, um den Einzig in den Super Bowl spielen zu können.

Am 24. Januar 2021 hieß es erstmals Mahomes gegen Allen, damals im AFC Championship Game. Kansas City gewann daheim 38:24. Die Gäste führten zwar 9:0, doch anschließend drehten die Chiefs richtig auf. Mahomes warf drei Touchdown-Pässe, zwei davon fing Travis Kelce. Die Partie war zu Beginn des Schlussviertels bereits entschieden, als Allen beim Stand von 31:15 für die Chiefs eine Interception unterlief - und Kansas City den daraus resultierenden Ballbesitz mit einem weiteren Touchdown zum 38:15 abschloss.

Unglaublicher Schlagabtausch mit offenem Visier

Zwölf Monate später: selbes Stadion, selber Sieger. Kansas City gewann 42:36, diesmal allerdings erst nach Verlängerung und bereits im Viertelfinale. Doch das Ergebnis gibt dieses Spektakel nicht im Ansatz wieder. Es war wie ein Schwergewichtskampf im Boxen. Ein unglaublicher Schlagabtausch, offenes Visier, vor allem in der Schlussphase. Beide Teams erzielten in den letzten beiden Minuten zusammen 25 Punkte.

Als Bills-Wide-Receiver Gabe Davis 13 Sekunden vor Ende seinen vierten Touchdown der Partie fing und somit einen neuen NFL-Playoff-Rekord aufstellte, führte Buffalo 36:33. Das Gute: Die Bills mussten nur noch 13 Sekunden überstehen. Das Problem: Patrick Mahomes hatte eben noch 13 Sekunden zu spielen. Und die reichten ihm, um sein Team mit zwei Pässen so tief in die Bills-Hälfte zu führen, dass Kicker Harrison Butker mit einem verwandelten Field Goal aus 48 Yards Entfernung zum 36:36 ausglich und die Verlängerung erzwang.

Verschossenes Field Goal lässt Chiefs erneut jubeln

"Dies ist unglaublich. Ein hin und her. Riesige Spielzüge, schlaue Spielzüge", brüllte Ex-Quarterback und TV-Experte Tony Romo in sein Mikrofon. In der Overtime war Mahomes dann mal wieder "Mr. Perfect". Alle fünf Pässe kamen an, der entscheidende landete abermals bei Kelce, der das Drama mit einem Touchdown beendete.

Vor einem Jahr hatte Buffalo im Viertelfinale Heimrecht - und erneut eine Siegchance. Fünf Mal wechselte die Führung, Kansas City lag zu Beginn des vierten Viertels 27:24 vorne. Bis zur vorletzten Minute passierte nichts mehr. Dann war Tyler Bass gefordert. Der Bills-Kicker musste aus 44 Yards seinen Field-Goal-Versuch verwandeln, um zum 27:27 auszugleichen. Doch sein Schuss drehte sich rechts an der Torstange vorbei. Erneut jubelte Kansas City.

"Ära-umschreibender Football"

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Nun also der nächste Akt. Diesmal wieder in Kansas City. "Wir sehen Ära-umschreibenden Football", hieß es bei "The Athletic". Und "der unbestrittene Gott dieser Ära", war dort weiterzulesen, sei Mahomes. Er und seine Chiefs sind der Hauptgrund, warum Josh Allen und Buffalo, oder auch ein Lamar Jackson mit den Baltimore Ravens noch nie im Super Bowl waren. Die Chiefs stehen zum siebten Mal nacheinander im AFC Championship Game. Sie wollen zum dritten Mal nacheinander ins Endspiel - und dann in New Orleans etwas schaffen, was noch niemanden gelungen ist: ein "three peat", also dreimal nacheinander Meister werden.

Doch dafür müssen sie auch zum vierten Mal die Büffelherde aus Buffalo stoppen. "Hart arbeiten und alles geben", lautet das Motto von Mahomes und seinen Mannen. Sie sind mittlerweile seit Jahren das, was Tom Brady und die New England Patriots von 2001 bis 2019 waren: Maßstab und Messlatte für alle anderen. Wer Meister werden, oder zumindest ins Finale will, muss sie besiegen. Wie schwer das ist, weiß niemand besser als Josh Allen und die Buffalo Bills.

Quelle: ntv.de

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