Sport

Porträt Udo Beyer Eine Olympische Familie

Udo Beyer - na klar. Ihn kennt jeder, der sich in den letzten Jahrzehnten für Sport interessierte. Ein Bär von einem Mann, der schon mit 19 Jahren Olympiasieger im Kugelstoßen war und den Weltrekord über drei Stationen bis auf 22,64 m steigerte. Doch so richtig einmalig ist der einstige 164-kg-Hüne aus Potsdam nur im Zusammenspiel mit seinen Geschwistern. Was das Beyer-Trio zu bieten hat, ist weltweit wohl einzigartig.

Olympisches Bronze war "Fehlschlag"

Als der Potsdamer vier Jahre nach dem Gold von Montreal bei den Spielen 1980 in Moskau mit Bronze den Fehlschlag seiner Karriere erlebte, gewann Bruder Hans-Georg zur gleichen Stunde Gold mit den DDR-Handballern. Zwei Tage später verpasste Schwester Gisela als Diskus-Vierte knapp eine Medaille. "Ich kenne Zwillinge, die zusammen im Rudern gewonnen habe. Aber dass drei Geschwister bei den gleichen Spielen in verschiedenen Sportarten oder Disziplinen erfolgreich waren, das habe ich noch nicht gehört", sagt Udo Beyer.

Der größte Erfolg der Beyer-Familie war zugleich der größte Tiefschlag für den ältesten Spross unter sechs Geschwistern. "Ich hatte massiv an der Niederlage zu beißen, aber es war meine eigene Schuld. Ich war vorher zu überheblich und habe mich dann durch Kampfrichter irritieren lassen", sagt Udo Beyer, der auf Gold programmiert war und nach Bronze beim Deutschen Turn- und Sport-Bund (DTSB) in Ungnade fiel. Als deren Chef Manfred Ewald wie üblich die Medaillengewinner um sich versammelte, war Udo Beyer nicht eingeladen.

Sportlicher Erfolg dank "guter Gene"

Den Erfolg der Familie führt Udo Beyer auf die guten Gene zurück. "So was überspringt meist eine Generation. Mein Großvater Otto war wie sein Bruder in Thüringen ein sehr bekannter Radfahrer, mein Vater dagegen als Fußballer nicht sonderlich erfolgreich und meine Mutter gar keine Sportlerin. Aber mit ihren 1,80 m hat sie den Ausschlag dafür gegeben, dass wir alle so groß geworden sind", sagt Udo Beyer.

Nicht nur die drei bekannten Beyers waren erfolgreiche Sportler. Auch die älteste Schwester Angelika spielte als Handballerin in der DDR-Jugendauswahl, der jüngste Bruder Peter in der zweiten Mannschaft des ASK Potsdam, und selbst die Sechste im Bunde brachte es zu olympischen Ehren. Udo: "Gudrun war 1992 in Barcelona dabei, als Physiotherapeutin der Fechter. "

Inzwischen liegt Udo Beyers Olympiasieg schon 27 Jahre zurück, so lange ist er auch mit seiner Rosemarie zusammen. "Ich kannte sie 14 Tage, da habe ich ihr einen Heiratsantrag gemacht und es nie bereut", sagt der Ex-Weltrekordler, der durch den Tod seiner zweiten Tochter (11) vor Jahren einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen musste. "Es war brutal. Aber wir haben viel geredet, das hat bei der Verarbeitung des Ganzen sehr geholfen", sagt der frühere Kapitän der DDR-Leichtathletik-Nationalmannschaft.

Karriereende und beruflicher Neuanfang

Als Udo Beyer 1992 seine Karriere beendete, war das Kapitel Sport erledigt. Mit seinem Diplom-Sportstudium konnte er wenig anfangen. "Ich begann damals als 38-Jähriger eine Ausbildung zum Reisebürokaufmann. Für Motivation war gesorgt: Neben mir saßen 20 junge Mädchen in der Klasse", erinnert sich Beyer. Zehn Jahre ist er nun in der Branche: "Ich habe die freie Marktwirtschaft ohne Wenn und Aber kennengelernt." Zeitweise hatte er drei Reisebüros, jetzt nur noch eines in Potsdam-Babelsberg. Weltweite Krisen haben die Branche geschüttelt, doch Beyer hat sie für sich gemeistert.

In Urlaub fahren lässt er nicht nur die anderen. Im Winter war er mal 14 Tage mit Uwe Hohn unterwegs, der den Weltrekord mit dem alten Speer auf 104,80 m verbessert hatte. Aber meist reist er mit der Ehefrau, am liebsten nach Italien. Vor einigen Jahren war man zum Rad fahren auf Elba. "Ich habe mich mit meinen 155 Kilo die vielen Berge hochgequält. Irgend wann hat mich eine alte Frau überholt und gemeint, so hätte sie auch mal angefangen. Das gab mir zu denken."

Zeiten, in denen er ohne Schweißausbruch keinen Schuh zubinden konnte, liegen längst hinter ihm. Vor allem auf dem Rad hat sich Udo Beyer fit getrimmt. "Das Gute ist, da muss man sich nicht ständig unterhalten und kann über vieles nachdenken. Wenn ich Sport mache, will ich was tun und nicht reden." Die Schinderei blieb nicht ohne Folgen: Beyer ist inzwischen auf 127 Kilo "abgemagert".

Von Gerd Holzbach (Sport-Informationsdienst)

Quelle: ntv.de

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