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Siegen oder Fliegen Endspiele für Eilts

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer gibt für die deutsche U21-Nationalmannschaft vor den Play-off-Duellen gegen Frankreich das Motto "Leben oder Sterben" aus, für Nationaltrainer Dieter Eilts heißt die Devise vor den Qualifikationsspielen zur Fußball-EM 2009 im Juni in Schweden möglicherweise schon "Siegen oder Fliegen". Sollte der Europameister von 1996 wie schon vor zwei Jahren mit seinem Team die EM verpassen, dürfte die Luft dünn werden, auch wenn Sammer noch abwiegelt.

"Diese Frage stellt sich im Moment nicht. Es zählt nur die Qualifikation für die EM", sagte der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Doch nach den zuletzt schwachen Leistungen (0:0 gegen Israel, 0:1 in Moldawien) forderte Sammer eine deutliche Steigerung und eine größere Gewinnermentalität von der Eilts-Truppe. Schließlich hatte er den Europameister-Titel als Ziel ausgerufen.

Unglück und Unvermögen

Lief es in den ersten Spielen nach seinem Amtsantritt im August 2004 noch gut, blieb Eilts in der Folge in den wichtigen Partien ohne Glück: Bei der EURO 2006 in Portugal schieden die DFB-Junioren in der Vorrunde aus, 2007 scheiterte die Auswahl des früheren Profis in der Qualifikation an den Engländern. Auch das phasenweise peinliche Ballgeschiebe zuletzt beim 0:0 gegen Israel, das Eilts noch verteidigte ("Ergebnisspiel"), dürfte ihm keine Pluspunkte gebracht haben.

Dass der Ende Juni auslaufende Vertrag von Eilts noch nicht verlängert wurde, ist für den Coach angeblich kein Problem: "Ich habe mir bisher keine Gedanken über meine Zukunft gemacht. Mein Vertrag läuft noch. Über eine Verlängerung entscheidet der DFB", erklärte Eilts. "Es geht nicht um meine Person, sondern einzig und allein um die Möglichkeit für das Team, eine EM zu spielen", meinte der 43-Jährige, der einst "Ostfriesen-Alemao" gerufen wurde.

Verlust des Traumjobs?

Dabei hatte der ehemalige Meisterspieler von Werder Bremen anfänglich über seine Arbeit im Nachwuchsbereich von einer Berufung ("Talente sind unsere Zukunft") und von einem "Traumjob" gesprochen. Davon war zuletzt nicht mehr so viel zu hören. Nun droht dem 31-maligen Nationalspieler, der als unaufgeregter und akribischer Arbeiter gilt, eventuell der Jobverlust.

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn im Oktober 2001 arbeitete Eilts zunächst als Assistenzcoach, Scout und Stand-by-Profi bei Werder Bremen. Nach 19 Jahren an der Weser folgte der gebürtige Ostfriese dem Ruf des DFB und übernahm zunächst die U19 und dann die U21. Eilts sieht sich bei den Junioren besonders als Pädagoge gefragt. "Es gibt bestimmte Zeiten, an die sich alle zu halten haben. Oder das Essen beginnt erst, wenn alle da sind. Und man steht erst dann auf, wenn der Letzte fertig ist", erklärte der Trainer seinen erzieherischen Einfluss.

Erfolgsverwöhnter Ostfriese

Der gebürtige Ostfriese, der 1996 Europameister wurde und mit Werder Bremen unter anderen einen Europapokal sowie zwei deutsche Meisterschaften gewonnen hat, ist kein Freund lauter Worte. Seine stets sachliche und zurückhaltende Art kommt in Spielerkreisen an, negative Meinungen über den Bundestrainer sind nicht bekannt. 19 spätere A-Nationalspieler wie Per Mertesacker oder Mario Gomez durchliefen die U 21 von Eilts und wurden von ihm gefördert.

Viele Talente, keine Mannschaft

Doch viel zu selten gelang es dem Coach, trotz herausragender Talente ein sowohl harmonisches als auch kampfstarkes Gebilde zu formen. Konstanz ließen die von Eilts trainierten Nachwuchsteams meist vermissen, auf offensiv strukturierte Vorstellungen folgten oft zurückhaltende Auftritte. "Unser Maßstab können nicht Gegner wie Nordirland oder Moldawien sein", sagt DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, der sich den großen Wurf wünscht.

Die deutschte U 19-Auswahl gewann im Juli mit Trainer Horst Hrubesch die EM in ihrer Altersklasse. Das Team von DFB-Coach Heiko Herrlich beendete die U 17-WM vor einem Jahr auf einem guten dritten Platz. Nur die U 21 hinkt den Ansprüchen hinterher. Dies muss Eilts nun ändern.

Quelle: ntv.de, Paul Wollenhaupt und Benjamin Siebert, dpa

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