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Das Ende des Dornröschenschlafs England im Frauen-Fieber

Vor allem "Goldköpfchen" Jill Scott wird gefeiert. Sie köpfte England in der 116. Minute ins Finale.

Vor allem "Goldköpfchen" Jill Scott wird gefeiert. Sie köpfte England in der 116. Minute ins Finale.

(Foto: REUTERS)

Das Mutterland des Fußballs hat seine Frauen entdeckt. Die britische Presse geriet über den ersten Einzug der weiblichen "Three Lions" ins EM-Finale nach 25 Jahren ins Schwärmen. Und der öffentlich-rechtliche Fernsehsender BBC hat sogar sein Programm geändert und wird das Finale gegen Deutschland am kommenden Donnerstag in Helsinki live übertragen. Bisher waren die Spiele auf der Insel "nur" in Eurosport zusehen. Millionen von Fans werden das erste EM-Finale der englischen Frauen seit der Niederlage gegen Schweden 1984 an den TV-Schirmen verfolgen.

Vor allem "Goldköpfchen" Jill Scott wurde nach dem erfolgreichen Halbfinale gegen den EM-Neuling Niederlande gefeiert. Die zu Beginn der Verlängerung eingewechselte Mittelfeldspielerin von FC Everton sorgte mit ihrem Kopfball in der 116. Minute für den umjubelten 2:1 Siegtreffer (1:1, 0:0) gegen die tapfere "Elftal" und hat damit die Herzen der Landsleute im Sturm erobert. "Ich habe es irgendwie geschafft, meinen Kopf an den Ball zu bekommen, und zum Glück ging er rein", sagte Scott, die mit dem Tor sogar dem für die Boston Breakers in der US-Profiliga spielenden Star Kelly Smith die Show stahl.

Powells Pionierarbeit

Die 22 Jahre alte Offensivspielerin mit dem Spitznamen "Crouch", weil sie ähnlich wie der berühmte Tottenham-Stürmer Peter Crouch ihre Tore mit einem "Roboter-Tanz" feiert, träumt nun sogar vom Titel: "Ich glaube nicht, dass das schon das Ende war. Wir haben einen harten Weg hinter uns, um so weit zu kommen. Jetzt werden wir uns gut auf das Finale vorbereiten."

Trainerin Hope Powell trainiert Englands Frauen seit elf Jahren.

Trainerin Hope Powell trainiert Englands Frauen seit elf Jahren.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die Engländerinnen, die auf der Insel ganz im Schatten der zuletzt international wenig erfolgreichen Männer-Elf stehen, beendete mit dem Finaleinzug in Finnland eine lange Durststrecke. Trainerin Hope Powell stand 1984 selbst noch in jenem Team, das das erste europäische Frauen-Finale gegen Schweden (Hin- und Rückspiel) verlor. Seit elf Jahren ist Powell schon Cheftrainerin, wurde 1998 erste hauptamtliche Teammanagerin des Englischen Fußball-Verbandes (FA). Mit ihrer Beharrlichkeit und ihrem Enthusiasmus leistete sie Pionierarbeit und weckte den englischen Frauenfußball allmählich aus dem Dornröschenschlaf. Inzwischen ist die dunkelhäutige Trainerin eine anerkannte Persönlichkeit auf der Insel. 2002 wurde sie gar zum "Officer of the Order of British Empire" ernannt.

Das ultimative Ziel geschafft

Bis 2007, als England in China das WM-Viertelfinale erreichte, waren die Erfolge aber mäßig. Bei der Europameisterschaften 2001 in Deutschland und - besonders bitter - bei der letzten EM 2005 im eigenen Land schied das Team jeweils als Gruppen-Letzter in der Vorrunde aus. Nun scheint der Durchbruch zur europäischen Spitze endlich gelungen. Nach mäßigem Start mit dem 1:2 gegen Italien steigerte sich die Elf, überstand durch das 3:2 gegen Russland und das 1:1 gegen Schweden als Tabellen-Dritter in der starken Gruppe C aber nur mit Ach und Krach die Vorrunde. Im Viertelfinale wurde Gastgeber Finnland (3:2) ausgeschaltet.

Dann folgte der Halbfinal-Krimi gegen Holland. "Das Wichtigste ist, dass wir es am Ende geschafft haben - ganz am Ende", sagte Powell. "Ich bin glücklich, dass es vorbei ist, jetzt können wir uns auf das nächste Spiel freuen. Es war unser Ziel, sechs Spiele zu absolvieren, das ultimative Ziel war das Finale. Das haben wir geschafft und jetzt wollen wir natürlich auch gegen Deutschland triumphieren."

Quelle: ntv.de, Ulli Brünger, dpa

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