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Halbfinale der Rugby-WM England schockt Frankreich

Tristesse in Frankreich, Riesenjubel um Englands Rugby-Held Jonny Wilkinson: Dank seines Kickspezialisten hat Titelverteidiger England dem favorisierten Gastgeber Frankreich mit 14:9 (5:6) den K.o. im WM-Halbfinale versetzt und kann am kommenden Sonntag gegen Südafrika oder Argentinien als erstes Team in der WM-Geschichte den Titel verteidigen.

Der nächste Paukenschlag in einer Weltmeisterschaft der Überraschungen stürzte ein ganzes Land in Trauer und Lethargie. "Der große Traum der Blauen ist zu Ende", lauteten die Schlagzeilen der französischen Sonntagszeitungen.

Selbst die Unterstützung von Staatspräsident Nicolas Sarkozy auf der Tribüne im Stade de France und das Daumendrücken von mehr als 20 Millionen TV-Zuschauern vor den Bildschirmen nutzte nichts. Die Franzosen führten zwar vor 80.0000 Zuschauer durch drei Straftritte von Lionel Beauxis bis fünf Minuten vor dem Abpfiff mit 9:8.

Wilkinson wendet das Blatt

Doch dann schlug Trittspezialist Wilkinson im Duell der europäischen Erzrivalen eiskalt zu. Mit einem Straftritt und einem Dropkick wendete er das Blatt und schoss sein Team zum zweiten Mal in Folge ins WM-Endspiel. "Kein Team war so stark wie die Franzosen. Ich glaube, mein Körper hat noch nie so geschmerzt", sagte Wilkinson.

Er benötigte eine Halbzeit, ehe er sein Visier bei den Kicks richtig eingestellt hatte. "Meine Teamkollegen haben mich nach Fehlversuchen immer wieder in Position gebracht. Deshalb war ich nicht entmutigt", bedankte sich der 28-Jährige aus Newcastle artig bei seinen Mitspielern.

Nicht hochklassig, aber spannend

In einem nervösen Spiel, das an Rasse und Klasse nicht an das beeindruckende 20:18 von Frankreich im Viertelfinale gegen Top-Favorit Neuseeland heranreichte, legten die Engländer bereits nach zwei Minuten durch Josh Lewsey den einzigen Versuch. "Das war nicht das beste Rugby-Spiel aller Zeiten, aber es war spannend. Am Ende hatten wir auch ein wenig Glück", gestand Kapitän Phil Vickery. Bereits vor vier Jahren hatte England die Franzosen im Halbfinale gestoppt.

"Wir sind sehr enttäuscht. Unser Ziel war es, erstmals den WM- Titel zu holen. Aber meine Mannschaft war nicht kreativ genug, um die starke englische Abwehr zu überwinden", analysierte Frankreichs Cheftrainer Bernard Laporte. Es war nach acht Jahren für den "modernen Napoleon" ("Der Spiegel") sein vorletztes Spiel. Der 43 Jahre alten Coach und Sarkozy-Freund übernimmt nach dem "kleinen Finale" um Platz drei und dem Ende des WM-Turniers einen Posten im Sportministerium.

von Peter Hübner, dpa

Quelle: ntv.de

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