"Beigeschmack" beim Skispringen Erneuter Anzug-Eklat spült deutsches Team aufs Podest
31.01.2025, 18:58 Uhr
Selina Freitag und Co. flogen aufs Podest.
(Foto: IMAGO/AFLOSPORT)
Für die deutschen Skispringer gibt es endlich mal wieder einen Podestplatz. Auch, weil die Frauen kräftig mithelfen. Und unfreiwillig die Slowenen. Die sorgen mit einer erneuten Disqualifikation wegen eines Anzugs für Aufregung - und antworten höhnisch.
Andreas Wellinger lächelte endlich wieder, dann klatschte er zufrieden den Rest des deutschen Mixed-Teams ab: Mit Rang drei beim Heimspiel in Willingen haben die deutschen Skispringer ein dringend benötigtes Erfolgserlebnis verbucht. Von einem Sieg wie noch beim Saisonstart in Lillehammer war das DSV-Quartett aber weit entfernt.
Schlussspringer Wellinger, Weltmeisterin Katharina Schmid, Debütant Philipp Raimund und Selina Freitag sammelten auf der weltweit größten Großschanze 988,8 Punkte. Der Sieg ging überlegen an Norwegen (1070,8) mit Thea Minyan Björseth, Kristoffer Eriksen Sundal, Eirin Maria Kvandal und Johann Andre Forfang vor Österreich (1031,4). Nur Rang fünf blieb Slowenien nach einer viel diskutierten Disqualifikation von Weltmeister Timi Zajc.
Während der zuletzt formschwache Pius Paschke anders als noch beim Sieg in Lillehammer zuschauen musste, zeigte das deutsche Team eine insgesamt solide Leistung. Schon nach dem ersten Durchgang belegte die DSV-Mannschaft in ihrer eigentlichen Paradedisziplin den dritten Rang, der anschließend nicht mehr in Gefahr geriet.
Den Podestplatz sicherten vor allem Wellinger (127,0/130,0 Meter) und die - wie alle Frauen - mit deutlich mehr Anlauf springende Schmid (130,0/132,5). Freitag (131,0/125,0) und der erstmals im Mixed eingesetzte Raimund (128,5/127,5) blieben dagegen etwas unter ihren Möglichkeiten.
Das Männer-Team von Bundestrainer Stefan Horngacher hat es seit Mitte Dezember nicht auf das Podest geschafft. Die von Heinz Kuttin trainierten Frauen waren zuletzt erfolgreicher. 7650 Zuschauer verfolgten das Springen an der Schanze. "Es macht mega Spaß. Man hört es auch tatsächlich oben", sagte Freitag. Die Skispringerinnen bestreiten die meisten ihrer Wettkämpfe vor deutlich weniger Fans. Am Wochenende werden noch mehr Zuschauer erwartet.
Slowenier mit abfälligen Gesten
Slowenien lag zunächst in Führung, dann wurde Zajc disqualifiziert. Pikant: Zajc hatte eine Woche zuvor in Oberstdorf gewonnen, als seine Teamkollegen Anze Lanisek und Lovro Kos disqualifiziert worden waren. Bundestrainer Stefan Horngacher hatte anschließend von einem "bitteren Beigeschmack" gesprochen. Wenn "zwei disqualifiziert werden und einer gewinnt, das ist dann schon ein bisschen komisch", so der DSV-Coach.
Diesmal hatte das stark besetzte slowenische Team ohne die Punkte von Zajc keine Chance mehr auf einen Podestplatz. Es qualifizierte sich dennoch für den zweiten Durchgang - in dem Zajc eine abfällige Geste im Auslauf zeigte. Er hob die Hände über den Kopf und präsentierte seinen nun regelkonformen Anzug. ARD-Experte Sven Hannawald sagte: "Timi Zajc kann super fliegen, aber hat auch das Talent, irgendwie für Drama zu stehen." Auch Sloweniens Schlussspringer Anze Lanisek verkniff sich seinen Unmut nicht: Er hielt sich im Auslauf den Finger vor den Mund.
Erinnerungen an das Mixed bei Olympia 2022 in Peking wurden wach, als gleich fünf Top-Springerinnen disqualifiziert worden waren - darunter Schmid. Dem deutschen Team blieb damals nur Rang neun. Bei Weltmeisterschaften hatte es dagegen zuletzt fünfmal in Serie zu Gold gereicht. In Trondheim soll am 6. März der sechste Streich folgen, zunächst steht aber am 8. Februar die Generalprobe beim Weltcup in Lake Placid (USA) an. Beim Saisonstart in Lillehammer hatte Deutschland das Mixed noch gewonnen.
Am Samstag stehen Einzelspringen für Frauen (12.30) und Männer (16.00) an, am Sonntag sind dann nur die Männer (16.10 Uhr/jeweils ARD und Eurosport) im Einsatz.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa