Rassistische Rufe im Stadion Erneuter Eklat in Italien
20.04.2009, 13:36 UhrDie rassistischen Sprechchöre gegen den farbigen Fußballer Mario Balotelli im Spitzenspiel zwischen Juventus Turin und Inter Mailand werden ein Nachspiel haben. Nach dem 1:1 gegen Inter muss der italienische Fußball-Rekordmeister mit einem Verfahren und einer Strafe durch den nationalen Verband FIGC rechnen.
Der Weltverband FIFA hatte im März 2006 sein Regelwerk modifiziert, um höhere Strafen bei rassistischen Vorfällen in Stadien zu ermöglichen. Die Maßnahmen reichen je nach Fall von Spielsperren über Punkteabzug (drei Punkte für ein erstes Vergehen, sechs Punkte für ein zweites und Relegation für weitere Vergehen) bis hin zum Wettbewerbsausschluss eines Teams. Die Konföderationen und Mitgliedsverbände sind dazu verpflichtet, die genannten Bestimmungen in ihre Reglemente aufzunehmen. Bei Missachtung dieser Bestimmung kann der betreffende Verband für zwei Jahre vom internationalen Spielbetrieb ausgeschlossen werden.
Am Wochenende entschuldigten sich Turiner Club-Vertreter für die rassistischen Sprechchöre: "Im Namen des Vereins und der großen Mehrheit unserer Fans verurteile ich die rassistischen Sprechchöre gegen Balotelli scharf", sagte Juventus' Club-Präsident Giovanni Cobolli Gigli.
Rassismus als Normalität
Inter-Präsident Massimo Moratti äußerte sich empört über die Vorfälle: "Das waren schreckliche Gesänge. Wenn ich dort gewesen wäre, hätte ich unsere Mannschaft vom Platz geholt." Zugleich warnte er davor, Rassismus in den italienischen Stadien zu verharmlosen. Derartige Sprechchöre würden immer mehr als Normalität hingenommen.
Der 18 Jahre alte Schwarzafrikaner Balotelli wurde in italienischen Stadien nicht zum ersten Mal wegen seiner Hautfarbe verhöhnt. Als Kind wuchs er bei einer italienischen Familie auf. Der Stürmer besitzt die italienische Staatsbürgerschaft. "Ich bin mehr Italiener als diese Fans", hatte Balotelli nach dem Spiel in Turin gesagt.
Milan im Torrausch
Das Verhalten der eigenen Fans trübte die Freude über den am Samstag in letzter Minute erzielten Ausgleich zum 1:1 gegen den Spitzenreiter. Dank des Teilerfolges bei Inter (74 Punkte) liegt Juve punktgleich mit dem AC Mailand (je 64) auf dem Verfolger-Platz. Milan bezwang am Sonntagabend den AC Turin 5:1. Matchwinner bei der Tor-Gala war Stürmer Filippo Inzaghi mit drei Toren. Zudem trafen Kaká und Massimo Ambrosini für Milan und Ivan Franceschini für die Gäste.
"Wir haben ein gutes Spiel gemacht", meinte Milan-Coach Carlo Ancelotti zufrieden. Dass sein Team nach langer Verfolgungsjagd nun "Juve" eingeholt hat, nahm Ancelotti ziemlich gelassen: "Hauptsache, wir kommen in die Champions League. Ob als Zweiter oder Dritter ist egal. Das ist nur fürs Prestige wichtig", meinte der Milan-Trainer.
Quelle: ntv.de