ARD diskutiert Tour-Ausstieg Erste Schritte gegen Schumacher
07.10.2008, 13:42 UhrInnerhalb der ARD wird nach den neuesten Doping-Enthüllungen im Radsport über einen Ausstieg aus der Tour-Berichterstattung diskutiert. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat gegen den Radprofi Stefan Schumacher, der unter Dopingverdacht steht, heute erste Schritte geplant. Die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA erhielt unterdessen im Zuge der Doping-Nachuntersuchungen zur diesjährigen Tour de France einen Bericht ihrer französischen Partneragentur.
"Da packt einen die kalte Wut, wenn man sieht, wie solche Betrüger den Radsport kaputt machen", sagte ein ARD-Sprecher. "Dabei ist es kein Unterschied ob ein Deutscher, ein Spanier oder ein Amerikaner erwischt wird." Die ARD-Intendanten hatten auf ihrer bisher letzten Sitzung eine Entscheidung über einen neuen TV-Vertrag vertagt. Nun werden sie telefonisch beraten. Eine Entscheidung über die zukünftige Tour- Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Senders soll nach den jüngsten Ereignissen kurzfristig fallen.
Stopp nach aufsehenerregenden Dopingfällen
Vor einem Jahr hatten ARD und ZDF während der Frankreich-Rundfahrt nach dem Doping-Fall Patrik Sinkewitz ihre Live-Übertragungen eingestellt. "Das Präsidium wird heute einen vorsorglichen Beschluss per Telefon herbeiführen, um das Verfahren sofort einleiten zu können, sobald die Unterlagen da sind", sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping. Gestern Abend hatte Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer bestätigt, dass Schumacher laut Tour-Direktor Christian Prudhomme in einer Nachuntersuchung zur diesjährigen Tour de France in der A-Probe positiv auf EPO-Doping getestet worden sei. Er habe den zweifachen Tour-Etappensieger umgehend suspendiert, ergänzte Holczer. Der 27-jährige Schumacher hat bisher stets jegliches Doping bestritten.
"Wir sind geschockt. Er bestreitet die Vorwürfe", hatte Schumachers Anwalt Michael Lehner am Montag im ZDF gesagt. Heute wollte er auf Anfrage keine weitere Stellungnahme abgeben.
"Möglicherweise ein Problem"
Der BDR habe vom Weltverband UCI "einen allgemeinen Hinweis erhalten, dass sich bei uns möglicherweise ein Problem" ergebe, sagte Scharping. Namen habe die UCI aber nicht genannt. "Ich gehe davon aus, dass wir heute die Unterlagen bekommen", sagte Scharping. In dem Verfahren gegen Schumacher gehe es um das "Ziel der höchstmöglichen Sperre" von mindestens zwei Jahren.
"Wir sind von der AFLD informiert worden und haben alle nötigen Schritte eingeleitet", sagte NADA-Sprecherin Ulrike Spitz. Allerdings könne sich die NADA "derzeit definitiv noch nicht zu Vorgängen und Personen äußern".
Schumacher muss möglicherweise zahlen
Schumacher muss nach den Doping-Vorwürfen möglicherweise die Entsendungskosten zu den Olympischen Spielen nach Peking zurückzahlen. Das sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. Eine genaue Summe nannte er nicht, allerdings könnte es sich dabei um einen hohen vierstelligen Betrag handeln.
"Stefan Schumacher hat vor Olympia mit uns eine Athletenvereinbarung geschlossen und durch seine Unterschrift bestätigt, dass er in dieser Olympiade - und das schließt die vier Jahre vor Peking ein - nicht gedopt hat. Wenn es anders war, greift unser Sanktionsmechanismus", sagte Vesper.
Deutschlands Chef de Mission in Peking zeigte sich angesichts des neuerlichen Doping-Falls "erschüttert, dass der Radsport offenbar immer noch nicht aus der Vergangenheit gelernt hat".
Quelle: ntv.de