"In den Wahnsinn getrieben" Essstörung zwingt Skispringer zum Karriereende mit 22
15.03.2024, 15:50 Uhr
"Sobald ich die Augen schloss, sah ich nur Pizzen, Spaghetti oder Süßigkeiten."
(Foto: picture alliance/dpa)
Essstörungen haben Dominik Peters Leben als Skispringer geprägt. Der Schweizer schildert seine Probleme eindrücklich. Der Kampf um jedes Gramm trieb ihn "in den Wahnsinn". Die Angst wurde zu einem ständigen Begleiter. Im Herbst beginnt für ihn ein neues Kapitel.
Der Schweizer Dominik Peter hat mit nur 22 Jahren wegen einer Essstörung seine Skisprung-Karriere beendet. Er wolle sich nicht mehr dem Druck aussetzen, sein Idealgewicht zu erreichen, sagte der Olympia-Teilnehmer von 2022 der Zeitung "Blick". Peter hat seit einem Jahr keinen internationalen Wettkampf mehr bestritten.
Sein Gewicht zu halten, sei "ein riesiger Kampf" gewesen, sagte der Bronzemedaillengewinner der Junioren-WM 2021: "Ich ging jahrelang hungrig ins Bett." In der Folge habe er die Kontrolle über sein Essverhalten verloren. "Sobald ich die Augen schloss, sah ich nur Pizzen, Spaghetti oder Süßigkeiten." Irgendwann habe er nicht mehr widerstehen können. Er gestand zudem: "Die Zahl auf der Waage hat mich in den Wahnsinn getrieben. Jeden Morgen wachte ich mit einer Angst in mir auf."
Ihm sei schon als Jugendlichem die Bedeutung des Gewichts aufgefallen. "Ich erschrak, wie dünn die alle waren", sagte Peter. Schnell sei ihm klar geworden: "Wenn ich weit fliegen will, muss ich leicht sein." Als Folge habe er auf Frühstück und Abendessen verzichtet - mit Folgen für den Körper: "Wenn ich während der Saison am Morgen erwachte, wurde es mir beim Aufstehen schwarz vor Augen."
Hungern ist im Skispringen ein bekanntes Problem, unter anderem von Sven Hannawald gibt es rund um den Jahrtausendwechsel erschreckende Bilder. Der Gewinner der Vierschanzentournee 2001/02 sprach später offen über seine damaligen Probleme. Um Skispringerinnen und Skispringer vor einem Magerwahn zu schützen, führte der Weltverband Fis 2004 eine Regel für den Body-Mass-Index (BMI) ein. Ein zu niedriger BMI, der sich aus Gewicht und Größe errechnet, führt zur Verkürzung der Skilänge und damit zu einem Nachteil.
Peter geht es nach eigenen Angaben inzwischen gut. "Ich fühle mich wieder wohl in meinem Körper", sagte der Olympia-Achte mit dem Team, der nun eine Polizisten-Laufbahn einschlagen will. "Ich habe Frieden geschlossen mit meinem Körper und dem Skispringen."
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid