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Football-Teams sind stinksauer Patrick Esumes Herzensprojekt fliegt krachend auseinander

Stuttgart Surge gewann das Finale gegen die Vienna Vikings

Stuttgart Surge gewann das Finale gegen die Vienna Vikings

(Foto: IMAGO/Eibner)

Die European League of Football (ELF) steht in ihrer bisherigen Form endgültig vor dem Aus. Gleich elf der bisherigen 16 Mannschaften der europäischen Profiliga im American Football werden in der kommenden Saison nicht mehr in der ELF antreten.

Patrick Esume wählte zum Abschied warme Worte, nach seinem letzten Arbeitstag als Commissioner sagte der ELF-Gründer mit "Liebe, Respekt und Dankbarkeit" Tschüss. "Diese Liga mag meine Vision gewesen sein, aber sie wird für immer Euer Vermächtnis sein", schrieb Esume an die Spieler - kurz vor dem Knall. Denn Stunden später war das Aus für die European League of Football, für sein Herzensprojekt, quasi besiegelt: Elf Teams steigen aus.

Während einer turbulenten Saison, die am Sonntag mit dem Finalsieg der Stuttgart Surge (24:17 gegen die Vienna Vikings) zu Ende gegangen war, hatten sich die verärgerten Franchises aus Unzufriedenheit mit der Führung zur European Football Alliance (EFA) zusammengeschlossen. Und eben diese zog am Vormittag den Schlussstrich und meldete sich ab, der Schritt kommt nicht überraschend.

Neben ELF-Titelträger Stuttgart und den weiteren deutschen Klubs Rhein Fire, Frankfurt Galaxy und Berlin Thunder gehören auch Paris Musketeers, Madrid Bavos, Vienna Vikings, Tirol Raiders, Wroclaw Panthers, Prague Lions und Nordic Storm zu den EFA-Mitgliedern. "An alle Fans, Sponsoren und Investoren: Seien Sie versichert, dass auch 2026 wieder Profi-Football gespielt wird", verkündete der Zusammenschluss

Kompletter Neustart geplant

"Die finanzielle Instabilität, mangelnde Transparenz und Vertragsverletzungen der ELF sind unvereinbar mit der Vision der EFA von einer Liga, in der die Klubs sowohl bei der Governance als auch bei der Einnahmenteilung echte Partner sind", hieß es in der Mitteilung. Es sei nun der "Aufbau eines modernen Eigentümer- und Governance-Modells im NFL-Stil" geplant, Details zu "Struktur, Spielplan und Partnern" solle es noch "im Laufe des Jahres" geben.

Anfang Juli hatte es den ersten Vorstoß gegeben, die erste Drohung. Martin Wagner, Gründungsgesellschafter des zweimaligen Champions Rhein Fire, sprach wegen seiner Unzufriedenheit offen vom möglichen Ausstieg. Die EFA wurde gegründet. Im Zentrum der Kritik steht CEO und Hauptgesellschafter Zeljko Karajica, der die Liga 2020 zusammen mit Esume aus der Taufe gehoben hatte. Als Konsequenz kündigte der Boss zum Saisonende seinen Rückzug an. Zuvor hatte sich bereits Esume für die Scheidung entschieden, "unüberbrückbare Differenzen" mit Karajica waren der Grund.

Nur vier Teams sind noch übrig

Ingo Schiller, früherer Geschäftsführer des Fußballklubs Hertha BSC, stieg ein. War Co-CEO neben Karajica und sollte 2026 allein an der Spitze stehen. Dazu wird es kaum kommen. Sein Versuch, auf die EFA-Team zuzugehen - zu ihnen gehören neben dem neuen Champion Stuttgart auch Finalist Vienna Vikings und der zweimalige Titelgewinner Rhein Fire - ist gescheitert. Von 16 Teams sind nach aktuellem Stand vier (Hamburg, München, Köln, Zürich) übrig. Denn die Fehervar Enthroners aus Ungarn spielen 2026 in der Austrian Football League (AFL). Doch die ELF denkt nicht daran aufzugeben, sieht die Ausgangslage anders.

Für die kommende Spielzeit stehe die Liga "bereits mit elf Franchises in einem gültigen Vertragsverhältnis" und befinde sich darüber hinaus "in intensiven Gesprächen mit mehreren Interessenten, die mit neuen Teams an der European League of Football teilnehmen wollen", hieß es in einer Stellungnahme. Zu den gebundenen Klubs gehören mehrere EFA-Mitglieder.

"Blowouts" waren an der Tagesordnung

Zuletzt hatten sich die Spieler der Hamburg Sea Devils, deren Besitzer Karajica ist, in einem öffentlichen Brief zu Wort gemeldet. "Seit Monaten erhalten wir immer wieder dieselben leeren Versprechungen: 'Das Gehalt wird heute oder morgen überwiesen', 'spätestens bis Ende der Woche', 'es ist alles geklärt'. Doch geschehen ist nichts", hieß es darin vielsagend.

Wegen der finanziellen Rahmenbedingungen gab es in diesem Jahr erneut sportlich ein enormes Gefälle. So gewannen die Cologne Centurions (-670 Punkte) und die Helvetic Mercenaries (-510) kein Spiel, "Blowouts" waren an der Tagesordnung. "Ihr habt aus einer Idee eine Bewegung gemacht", schrieb Esume in seinem Abschiedspost bei Instagram. Bleibt die Frage, was aus der Bewegung wird.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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